Khat
Synonyme: Kath, Qat, Kat, Catha, Miraa, Abessinischer Tee, Kathstrauch
Englisch: khat
Definition
Khat, botanisch Catha edulis, ist ein strauchartiges Gehölz, dessen frische Blätter und Triebspitzen aufgrund ihrer stimulierenden und psychoaktiven Wirkung als Genuss- und Rauschmittel verwendet werden. Die Wirkung beruht auf den Wirkstoffen Cathinon und Cathin, die chemisch mit Amphetaminen verwandt sind. Die Pflanze hat eine lange Tradition in der afro-arabischen Kultur, ist jedoch aufgrund ihrer missbräuchlichen Nutzung in vielen Ländern reguliert oder verboten.
Geschichte
Der Konsum von Khat reicht bis in die Antike zurück und ist tief in der Kultur Ostafrikas und der arabischen Halbinsel verwurzelt. Historisch diente die Pflanze als Mittel zur Steigerung von Konzentration und Ausdauer, insbesondere bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten und in spirituellen Praktiken. Mit der Ausbreitung moderner Handelswege wurde Khat auch außerhalb seiner Ursprungsregion bekannt. In westlichen Ländern wird Khat hauptsächlich als Droge betrachtet und unterliegt dort oft rechtlichen Beschränkungen.
In den islamischen Kulturkreisen stellt Khat einen integralen Bestandteil des religiösen und gesellschaftlichen Lebens dar. Seine Verwendung lässt sich über Jahrhunderte zurückverfolgen und ist durch die religiöse Überlieferung des Korans legitimiert.
Botanik
Catha edulis ist ein bis zu 15 Meter hoher, immergrüner Strauch mit rötlichem Stamm, glänzend grünen, fein gesägten Blättern und kleinen, weißen Blüten. Die Pflanze ist in den Höhenlagen Ostafrikas, der arabischen Halbinsel und bis nach Afghanistan heimisch. Sie bevorzugt feuchte, gut drainierte Böden und hat einen hohen Wasserbedarf. Der Anbau erfolgt meist in Strauchform, um die Ernte zu erleichtern.
Inhaltsstoffe
- Phenylethylamine
- Cathinon
- Cathin (Norpseudoephedrin)
- Norephedrin
- sekundäre Pflanzenstoffe
Beim Welken oder unsachgemäßer Lagerung zersetzt sich das instabile Cathinon in inaktive Abbauprodukte.
Pharmakologie
Wirkmechanismus
Cathinon wirkt als indirektes Sympathomimetikum und fördert die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin im zentralen Nervensystem. Dies führt zu einer erhöhten Leistungsbereitschaft, Euphorie und einer Unterdrückung von Müdigkeit und Hunger. Die Wirkung ähnelt der von Amphetaminen, ist jedoch schwächer ausgeprägt.
Pharmakokinetik
Die pharmakokinetischen Eigenschaften von Khat beruhen auf der Absorption und Metabolisierung der Hauptwirkstoffe Cathinon und Cathin. Beim Kauen der frischen Blätter erfolgt die Aufnahme hauptsächlich über die Mundschleimhaut. Erste euphorisierende Effekte treten etwa eine Stunde nach Beginn des Kauens auf. Maximale Plasmakonzentrationen von Cathinon werden nach 1,5–3,5 Stunden erreicht, wobei der mittlere Plasmaspiegel nach dem Konsum von 60 g frischem Khat etwa 100 ng/ml beträgt. Cathinon unterliegt in der Leber einem ausgeprägten First-Pass-Metabolismus, bei dem Norephedrin als Hauptmetabolit entsteht. Dies geschieht durch die enzymatische Aktivität von Monoaminoxidasen (MAO), die Cathinon rasch abbauen.
Die Eliminationshalbwertszeit von Cathinon beträgt durchschnittlich 1,5 ± 0,8 Stunden, was die relativ kurze Wirkungsdauer erklärt. Im Gegensatz dazu hat Cathin eine längere Halbwertszeit von 5,2 ± 3,4 Stunden. Nur etwa 2 % des Cathinons werden unverändert mit dem Urin ausgeschieden, was auf eine effiziente Metabolisierung hindeutet. Nach etwa acht Stunden ist Cathinon im Blut kaum noch nachweisbar, was die begrenzte pharmakokinetische Verfügbarkeit dieser Substanz zeigt.
Indikationen
In der Volksmedizin fand Khat Anwendung bei der Behandlung von Asthma, Fieber, Malaria und Verdauungsstörungen. Es gibt jedoch keine evidenzbasierten Nachweise zur Wirksamkeit.
Anwendung
Khat wird hauptsächlich durch Kauen konsumiert, andere Konsumformen wie Rauchen oder Zubereitung als Tee spielen eine untergeordnete Rolle. Frische Pflanzenteile wie Stängel, Blätter und Blütenknospen werden gekaut, der freigesetzte Saft geschluckt und die festen Rückstände ausgespuckt. Typischerweise werden pro Sitzung etwa 100 bis 200 g Khatblätter, auch "Bündel" genannt, konsumiert. Die Wirkung hält meist mehrere Stunden an.
Neben dem Kauen werden auch Teeaufgüsse aus getrockneten Khatblättern verwendet. Gelegentlich wird Khat mit Honig vergoren, um ein fermentiertes Präparat herzustellen. Über alkoholische Auszüge der Pflanze, z.B. in Form von Tinkturen, wird vor allem im Zusammenhang mit sogenannten "Herbal Highs" oder auf Musikfestivals berichtet.
Nebenwirkungen
Akuter und chronischer Konsum von Khat kann eine Vielzahl von Nebenwirkungen hervorrufen, darunter:
- Zentralnervöse Effekte: Schlaflosigkeit, gesteigerte Unruhe, Euphorie und Rededrang
- Kardiovaskuläre Symptome: Tachykardie, Hypertonie und Herzrhythmusstörungen
- Gastrointestinale Beschwerden: Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit und Verstopfung.
Langfristiger Gebrauch kann psychische Störungen wie Depressionen, Aggressivität und soziale Isolation begünstigen.
Kontraindikationen
Khat sollte nicht konsumiert werden bei:
- Vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Hypertonie
- Psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen
Zudem ist der Gebrauch in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Toxikologie
Akute Überdosierungen von Khat können zu starker Erregung, Verwirrung und in seltenen Fällen zu kardiovaskulären Komplikationen führen. Chronischer Konsum erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Leberschäden und psychische Abhängigkeit. Eine körperliche Abhängigkeit ist nicht belegt.
Rechtliches
In Deutschland sind Zubereitungen von Cathin, die ohne weitere Suchtstoffe bis zu 5 % als Lösung (Höchstdosis 1.600 mg pro Packungseinheit) oder pro Dosiseinheit bis zu 40 mg Cathin enthalten, von der besonderen Verordnung ausgenommen und dürfen als "normales" ärztliches Rezept verordnet werden.
Literatur
- Hänsel et al., Pharmakognosie Phytopharmazie, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2015
- Teuscher et al., Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie, 8. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2020
- Wink und Van Wyk, Handbuch der Arzneipflanzen: Ein Bildatlas, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2015
Weblinks
- EUDA - Khat drug profile, abgerufen am 06.01.2025