Hämangiosarkom (Hund)
Synonym: Malignes Hämangioendotheliom
Englisch: hemangiosarcoma
Definition
Vorkommen
Das Hämangiosarkom besitzt keine Geschlechts-, jedoch eine eindeutige Rassedisposition. Hund großer Rassen sind hierbei deutlich überrepräsentiert. Besonders häufig betroffen sind Golden Retriever und Deutsche Schäferhunde, wobei überwiegend ältere Tiere erkranken.
Hämangiosarkome kommen beim Hund deutlich häufiger vor als bei anderen Spezies und machen etwa 7 % aller malignen Neoplasien bzw. 40 % aller abdominalen Tumoren aus. Sie sind beim Hund der häufigste primäre Herztumor.
Ätiologie
Hämangiosarkome sind maligne mesenchymale Tumoren, die von den Endothelzellen der Blutgefäße ausgehen.
Pathogenese
Zu den Primärlokalisationen des Tumors zählen neben der Milz auch die Haut, der rechte Herzvorhof sowie die Leber. Manche Autoren diskutieren zudem die Möglichkeit eines primär multiplen Auftretens.
Aufgrund seiner Neigung zur Metastasierung und Ruptur, weist das Hämangiosarkom ein hochmalignes biologisches Verhalten auf, weshalb es zu den bösartigesten Neoplasien des Hundes gezählt wird. Da es zum Zeitpunkt der Diagnose bei bis zu 70 % der Tiere bereits makroskopisch sichtbare Metastasen gebildet hat, ist mit einer schlechten Prognose zu rechnen. Die Metastasierung erfolgt dabei primär hämatogen, wobei es nach Ruptur des Tumors auch zu Implantationsmetastasen auf den serösen Häuten des Abdomens kommen kann. Metastasen entstehen bevorzugt im Omentum majus, am Peritoneum, in der Leber, im Herz und in der Lunge. Sie können aber auch in zahlreichen anderen Organen auftreten.
Klinik
Aufgrund des asymptomatischen Tumorwachstums zeigen betroffene Hunde im Frühstadium der Erkrankung oft keine klinischen Anzeichen. Manchmal leiden die Tiere jedoch an unspezifischen Symptomen wie Leistungsinsuffizienz, Abdominalschmerzen und Erbrechen, weshalb anfangs häufig andere Verdachtsdiagnosen in Betracht gezogen werden.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es aufgrund der massiven Größenzunahme und der brüchigen Konsistenz zu spontanen Tumorrupturen mit massivem Hämoabdomen. Aufgrund der massiven Blutung entsteht rasch ein hypovolämischer Schock, der schnell tödlich enden kann. Mehr als die Hälfte aller erkrankten Tiere werden in diesem Krankheitsstadium klinisch vorstellig.
Häufig führt der Tumor am Herzen zur Bildung eines akuten Perikardergusses (Hämoperikard), der durch Kompression des Myokards die Herzaktivität drastisch beeinflusst (Herzbeuteltamponade).
Diagnose
Die Diagnose wird mittels bildgebender Verfahren, wie Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen, sowie durch Blutanalysen bestätigt.
Typisch sind röntgenologisch deutlich sichtbare Umfangsvermehrungen im mittleren bis kranialen Abdomen. Im Ultraschallbild kann eine deutliche Masse im Milzgewebe abgegrenzt werden. Hämangiosarkome weisen eine gemischt echogene Struktur mit deutlicher, mottenfraßartiger Kavernenbildung auf. Im Thorax-Röntgen können entweder über das gesamte Lungenfeld verteilt noduläre Verschattungen vorgefunden werden oder es kommt aufgrund konfluierender mikronodulärer Herde zu einer interstitiellen Verschattung. Im Rahmen der Echokardiographie lässt sich oftmals eine deutliche Umfangsvermehrung im Bereich des rechten Herzvorhofs bzw. Ventrikels abgrenzen.
Abhängig von den begleitenden Komplikationen liegt zusätzlich ein massiver Aszites und/oder Perikarderguss vor. Aufgrund der drastischen Blutung liegen eine regenerative oder nicht-regenerative Anämie, intravasale Hämolyse sowie Gerinnungsstörungen vor. Als charakteristisch gelten kernhaltige Erythrozyten (Normoblasten) und morphologisch veränderte Erythrozyten im Blutausstrich, z.B. Anisozytose, Poikilozytose, Polychromasie, Akanthozytose und Schistozyten. Oftmals ist auch eine Leukozytose, vielfach mit Neutrophilie und Linksverschiebung, nachweisbar.
Therapie
Da sich Hämangiosarkome besonders aggressiv verhalten, ist eine kurative Therapie in den meisten Fällen nicht möglich. Alle gesetzten Maßnahmen dienen der Lebensverlängerung und sind als palliative Behandlungen anzusehen.
Bei Hunden mit ausgedehnter Implatationsmetastasierung oder Metastasierung in abdominale Organe ist eine Euthanasie in Erwägung zu ziehen. Alternativ kann eine Splenektomie und Chemotherapie durchgeführt werden. Hierfür kommt oftmals Doxorubicin alleine oder in Kombination mit anderen Medikamenten zum Einsatz. Am häufigsten wird eine Kombinationstherapie mit Doxorubicin, Vincristin und Cyclophosphamid empfohlen.
Eine Immunotherapie sowie der Einsatz von Angiogenese-hemmenden Substanzen werden derzeit (2022) noch untersucht, scheinen aber wirkungsvoll zu sein.
Prognose
Unabhängig von der Lokalisation der Tumoren und dem Stadium der Erkrankung weist das Hämangiosarkom eine schlechte Prognose auf. Die mittlere Überlebenszeit bei alleiniger Splenektomie beträgt weniger als 3 Monate.
Literatur
- Kresken J-G, Wendt RT, Modler P. 2019. Praxis der Kardiologie Hund und Katze. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-242994-9
- Kessler, M. Hämangiosarkom (malignes Hämangioendotheliom) des Hundes Tierklinik Hofheim (abgerufen am 05.05.2022)
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