Normoblast
Synonyme: orthochromatischer Erythroblast, oxyphiler Erythroblast
Englisch: intermediate erythroblast, nucleated red blood cell, NRBC
Definition
Der Normoblast ist eine Zelle der Erythropoese und gehört zu den "reifen roten Vorstufen". Normoblasten enthalten noch einen Zellkern, sind aber nicht mehr teilungsfähig. Ihr Zytoplasma beginnt sich durch den zunehmenden Hämoglobingehalt rosa zu färben.
Neben dieser engen Definition gibt es eine ältere Nomenklatur, in der "Normoblast" als allgemeines Synonym für "Erythroblast" verwendet wird.
Hintergrund
Durch Ausstoßen des Zellkerns entsteht aus dem Normoblasten der Retikulozyt. Eine andere Bezeichnung für Normoblasten ist "orthochromatischer Erythroblast". Orthochrom heisst "normalfarbig" (wörtlich: rechtfarbig). Beide Namensgebungen beziehen sich darauf, dass die Farbe des Zytoplasmas annähernd der Farbe der Erythrozyten entspricht.
Labordiagnostik
Normoblasten können heute von höherwertigen Hämatologiegeräten automatisch identifiziert und gezählt werden. Bei Geräten mit einfacher Messtechnik besteht die Möglichkeit, dass Normoblasten als Leukozyten fehlinterpretiert werden; daraus kann eine falsch hohe Leukozytenzahl resultieren. Außerdem werden Normoblasten beim manuellen Differentialblutbild mit erfasst.
Der Wert kann entweder als Absolutzahl pro µl Blut oder in Relation zu den Leukozyten angegeben werden. Die Einheit ist dann Prozent. Dies ist mathematisch nicht korrekt, da die Normoblasten keine Fraktion der Leukozyten sind. Gemeint ist: "Anzahl, die beim Zählen von insgesamt 100 Leukozyten mitgezählt wurde". Dadurch ist in diesem Fall die Summe der Prozentzahlen größer als 100.
Normalbefund
Bei Erwachsenen sind im peripheren Blut normalerweise keine Normoblasten nachweisbar.
Klinik
Normoblasten können auftreten bei
- Neugeborenen
- stark gesteigerter Erythropoese
- extramedullärer Blutbildung bei myeloproliferativen Erkrankungen
- Störungen der Knochenmark-Blut-Schranke, beispielsweise bei Knochenmetastasen
Das Auftreten von Normoblasten im peripheren Blut bei kritisch kranken Patienten gilt als Zeichen einer ungünstigen Prognose.[1]
Quellen
<references>
- ↑ Stachon A et al: Nucleated red blood cells in the blood of medical intensive care patients indicate increased mortality risk: a prospective cohort study. Crit Care. 2007;11(3):R62, (frei zugänglich)