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Gefäßersatz

Englisch: vascular graft

1. Definition

Als Gefäßersatz bezeichnet man den Austausch eines verletzten, fehlenden oder pathologisch veränderten Blutgefäßes gegen ein natürliches, meist autologes Ersatzgefäß oder eine Gefäßprothese.

2. Hintergrund

Der Gefäßersatz ist die Domäne der vaskulären Transplantationschirurgie. Blutgefäße können allein, mit anhängendem Gewebe oder in Zusammenhang mit Organen transplantiert werden.

3. Formen

3.1. Autologer Ersatz

Das Mittel der Wahl bei einem Gefäßersatz ist ein autologes Ersatzgefäß. Als körpereigenes Gewebe bietet es die bestmögliche Kompatibilität. Spender und Empfänger sind identisch, so dass es zu keinen Abstoßungsreaktionen kommen kann. Ein Nachteil des autologen Gefäßersatzes ist allerdings die beschränkte Auswahl an geeigneten Blutgefäßen. Weiter eingeschränkt wird die Nutzung körpereigener Gefäße durch eventuell bestehende Gefäßerkrankungen (z.B. pAVK, Ehlers-Danlos-Syndrom). Oft überschreiten die notwendigen Rekonstruktionen auch einfach die Dimension der Spendergefäße.

3.1.1. Venen

Venen verfügen in der Regel über ausgeprägte Kollateralgefäße, welche die Drainage ihres Abflussgebiets nach ihrer Entnahme sicherstellen. Am häufigsten verwendet werden:

3.1.2. Arterien

Arterielle Interponate werden seltener verwendet, da nur Gefäße aus Gebieten entnommen werden können, in denen eine doppelte arterielle Perfusion besteht. Sie werden vor allem in der Herzchirurgie eingesetzt, vor allem für einen Koronararterienbypass:

3.2. Allogener Ersatz

Allogene Gefäße werden im Rahmen einer Transplantation oder bei multimorbiden Patienten mit fehlenden Alternativen eingesetzt. Die Nutzung allogener Gefäße unterliegt dem Transplantationsgesetz. Ihre Verfügbarkeit ist wie bei Spenderorganen beschränkt.

Häufig verwendete Gefäße sind:

3.3. Xenogener Ersatz

Xenogene Gefäßimplantate aus chemisch denaturierten Tiergefäßen werden heute (2021) nur noch selten verwendet, da es meist zu einer schnellen Degeneration des Gewebes im Körper kommt. In besonderen Fällen kann man sie als Dialyseshunt einsetzen.

3.4. Protheseninterponat

Alloplastische Interponate kommen zum Einsatz, wenn die Nutzung einer autologen Prothese nicht möglich ist. Vorteil gegenüber autologen und allogenen Prothesen ist die variable Größe, die eine ubiquitäre Nutzung ermöglicht. Nachteil ist die mögliche Protheseninfektion. Die am häufigsten verwendeten Materialien sind:

  • Polyesterprothesen (Dacron-Prothese): Sie bestehen aus feinen Kunststofffäden, die zu einer Prothese gestrickt werden. Zur Sicherung der Dichtigkeit ist die Prothese mit einer Schicht aus Kollagen oder Gelatine überzogen. Zum Einsatz kommt die Prothese vor allem im aortoiliakalen und femoralen Bereich
  • Polytetrafluorethylenprothesen (Teflonprothesen): Sie bestehen aus einem Puder, das mit einem Gleitmittel zusammen unter hohem Druck komprimiert wird. Häufig ist das Innere mit einer Heparinschicht bedeckt, um mögliche Thrombosen zu verhindern. Eingesetzt werden diese Prothesen im tibialen, femoralen und aortoiliakalen Bereich.
  • Stentprothesen: Sie bestehen aus einem der oben genannten Materialen in Kombination mit einem verstärkenden Drahtgitter. Stentprothesen werden präoperativ speziell an das Gefäß des Patienten angepasst und in der Regel endovaskulär implantiert.

4. Indikationen

Ein Gefäßersatz ist bei stark geschädigten bzw. stenosierten Blutgefäßen indiziert, die keinen ausreichenden Blutfluss mehr gewährleisten. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn die Wiederherstellung durch einen Stent oder eine Desobliteration nicht möglich ist. Typische Indikationsstellungen sind:

5. Komplikationen

5.1. Gefäßprotheseninfektion

Die Gefäßprotheseninfektion betrifft vor allem alloplastische Implantate, da sie im Gegensatz zu autologen Transplantaten nicht über eine Infektresistenz verfügen. Protheseneinfektion erfordern die vollständige oder partielle Entfernung der Prothese und Ersatz durch ein autologes Interponat. Ist dies nicht möglich, kann eine spezielle Kunsstoffprothese (in der Regel Silberprothese) eingesetzt werden, die über eine Beschichtung eine mikrobielle Besiedlung erschwert.

5.2. Gefäßprothesenverschluss

Ein Gefäßprothesenverschluss kann als Sofortverschluss, Frühverschluss und Spätverschluss auftreten. Gründe für einen Verschluss sind in der Regel Embolien, Nahtaneurysmen und, besonders bei Spätverschlüssen, Entzündungen oder Verkalkungen im Bereich des Interponats. Therapiert wird der Verschluss durch Desobliteration, Beseitigung eines Nahtaneurysmas oder durch einen Prothesenaustausch. Führen diese Verfahren nicht zur ausreichenden Blutversorgung, wird in der Regel ein Bypass zur Umgehung des betroffenen Gefäßabschnittes angelegt.

6. Literatur

  • Operative und interventionelle Gefäßmedizin (1. Auflage 2012, Springer)
  • Duale Reihe Chirurgie (4. Auflage 2013, Thieme)
Fachgebiete: Gefäßchirurgie

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