Atriales natriuretisches Peptid
Synonyme: ANP, Atriopeptin, atrialer natriuretischer Faktor (ANF), atrionatriuretisches Peptid, Cardiodilatin
Englisch: atrial natriuretic factor, atrial natriuretic peptide
Definition
Das atriale natriuretische Peptid (ANP) ist ein Hormon, das den Salz- und Wasserhaushalt reguliert und damit letztlich den Blutdruck senkt. ANP wird in myoendokrinen Zellen vor allem in den Herzohren des rechten und linken Herzvorhofs gebildet.
Biochemie
Das ANP wird in den Herzmuskelzellen gebildet. Das ANP-Gen besitzt drei Exons und zwei Introns. Es codiert für das 151 Aminosäuren lange Präpro-ANP, aus dem durch Abspaltung eines N-terminalen Signalpeptids schließlich Pro-ANP wird. Im letzten Schritt spaltet die Serinprotease Corin ANP von dessen C-terminalen Ende ab.
ANP selbst ist ein aus 28 Aminosäuren bestehendes Peptid, das in der Mitte des Moleküls einen Ring aus 17 Aminosäuren besitzt. Der Ring wird durch eine Disulfidbrücke zwischen den Aminosäurereresten an Position 7 und 23 geschlossen. ANP ist eng mit BNP und CNP verwandt - diese Substanzen besitzen alle den gleichen Aminosäurering.
ANP wird in den Kardiomyozyten der Vorhöfe gebildet und in ihren Granula gespeichert. Eine Synthese findet in geringerem Umfang auch in den Herzventrikeln, im Gehirn, in der Nebenniere und der Niere (Urodilatin) statt.
Wirkung
Der adäquate Reiz für eine ANP-Freisetzung ist vor allem eine erhöhte Vorhofdehnung, die durch ein erhöhtes Blutvolumen zustande kommen kann. Das atriale natriuretische Peptid bindet an NP-Rezeptoren und hat verschiedene Wirkorte:
- In der Niere bewirkt es innerhalb weniger Minuten im Verbindungsstück und im medullären Sammelrohr eine erhöhte Natrium- und Chloridausscheidung. Osmotisch folgt dem Kochsalz Wasser. Dadurch verliert der Körper Plasmavolumen und der Blutdruck sinkt. ANP kann daher als Aldosteronantagonist angesehen werden. Die Reninausschüttung aus dem juxtaglomerulären Apparat der Niere sinkt ebenfalls. Zudem hemmt ANP den epithelialen Natriumkanal und bewirkt somit ebenfalls eine Natriurese und Diurese. Im Vas afferens der Glomeruli sorgt das ANP für eine Vasodilatation und steigert dadurch die GFR.
- In den Arteriolen führt ANP indirekt, über die Senkung der Reninkonzentration, zu einer Vasodilatation.
- Im Hypothalamus wird durch ANP das Durstgefühl gehemmt. In der Hypophyse die ADH-Ausschüttung herabgesetzt.
Klinik
Bei einer erhöhten Volumenbelastung, zum Beispiel infolge einer Herzinsuffizienz, steigt der ANP-Spiegel an. Er kann daher zur Beurteilung des Schweregrads herangezogen werden.
Der Neprilysin-Inhibitor Sacubitril hemmt den Abbau von ANP und wird in Kombination mit Valsartan als Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt.
Quelle
Laborlexikon.de, abgerufen am 09.02.2021
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