Allergie
von altgriechisch: άλλος ("allos") - anderer; ἔργον ("ergon") - Werk, Arbeit
Englisch: allergy
Definition
Eine Allergie ist eine Immunreaktion des Körpers auf nicht-infektiöse Fremdstoffe (Antigene bzw. Allergene). Der Körper reagiert mit Entzündungszeichen und der Bildung von Antikörpern (Antigen-Antikörper-Reaktion).
Hintergrund
Eine Allergie kann sich in Form von leichten Hautausschlägen, aber auch in lebensbedrohlichen Reaktionen manifestieren (anaphylaktische allergische Reaktion). Wenn ein Patient allergisch auf ein bestimmtes Arzneimittel (Wirkstoff oder Hilfsstoff) reagiert hat, sollte sichergestellt werden, dass dieses Arzneimittel sowie auch chemisch verwandte Stoffe in Zukunft nicht mehr verabreicht werden.
Symptome
- Atemwege: Rhinitis allergica, Rhinosinusitis, Asthma bronchiale
- Haut: Urtikaria, Kontaktekzem, Neurodermitis
- Augen: allergische Konjunktivitis
- Magen-Darm-Trakt: Durchfall, Übelkeit
- Allgemein: Fieber, Müdigkeit, Schlafstörungen
Klinische Einteilung
Nach Coombs und Gell (1963) werden aufgrund ihres unterschiedlichen Pathomechanismus vier Typen von Allergien unterschieden.
Typ-I-Allergie (Sofort-Typ)
Die Typ-I-Allergie wird auch als Allergie vom Soforttyp bezeichnet und ist die häufigste Allergieform. Innerhalb von Sekunden oder Minuten vermitteln zellständige IgE-Antikörper die Freisetzung diverser Mediatoren wie Histamin, aber auch Prostaglandine und Leukotriene aus den basophilen Granulozyten und Mastzellen.
Typische Beispiele für diesen Allergie-Typ sind die Urtikaria, die allergische Konjunktivitis, der Heuschnupfen (Rhinitis allergica) und das allergische Asthma. Weiter zählen zum Soforttyp das angioneurotische Ödem (Quincke-Ödem) und der anaphylaktische Schock.
Typ-II-Allergie (Zytotoxischer Typ)
Bei der Typ-II-Allergie (auch: zytotoxischer Typ) bilden sich innerhalb weniger Stunden bis Tage Immunkomplexe zwischen zellständigen Antigenen (z.B. bestimmte Medikamente oder transfundiertes Blut) und körpereigenen, im Blutstrom kreisenden IgG- oder IgM-Antikörpern. Sie aktivieren zytotoxische Killerzellen und das Komplementsystem. Es kommt dabei zur Zerstörung (Lyse) körpereigener Zellen.
Beispiele für Typ-II-Allergien sind die medikamenten-induzierte Thrombopenie, die hämolytische Anämie nach Transfusionszwischenfall oder die allergische Agranulozytose.
Typ-III-Allergie (Immunkomplex-Typ)
Die Typ-III-Allergie nennt man auch Immunkomplex-Typ oder Arthus-Typ. Hier bilden sich innerhalb von maximal 6-8 Stunden Immunkomplexe von IgG-Antikörpern und Antigenen, die sowohl zellständig sein als auch frei im Blut flottieren können. Wie beim Typ II wird das Komplementsystem aktiviert, das eine Phagozytose der Komplexe durch Leukozyten anstößt, welche wiederum zytotoxische Enzyme freisetzen.
Beispiele für die Typ-III-Allergie sind allergische Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), die so genannte Farmer-Lunge und die Serumkrankheit.
Typ-IV-Allergie (Spättyp)
Bei der Typ-IV-Allergie oder Allergie vom verzögerten Typ (Spättyp) setzen nach Stunden bis Tagen sensibilisierte T-Lymphozyten Lymphokine frei, welche weitere Leukozyten zum Ort des Allergens locken, woraufhin dort eine Entzündung entsteht. Sie ist die einzige zellvermittelte und antikörperunabhängige Reaktion. Die Typ-IV-Allergie kann weiter in die Subtypen IVa, IVb und IVc unterteilt werden.
Beispiele für die Typ-IV-Allergie sind das allergische Kontaktekzem, die Transplantatabstoßung und die Tuberkulinreaktion.
Weitere Typen
Neben den 4 klassischen Allergietypen sind noch 2 weitere Formen vorgeschlagen worden, die jedoch zur Zeit (2018) noch keine allgemeine Anerkennung gefunden haben:
- Typ-V-Allergie (Granulomatöse Hypersensitivität vom verzögerten Typ)
- Typ-VI-Allergie (Stimulierende/Neutralisierende Hypersensitivität): Hier interagieren Antikörper wie Hormone mit spezifischen Rezeptoren einer Zielzelle und stoßen eine Signalkaskade an, ohne dass es zu einer Entzündung kommt.
Spezielle Allergieformen
Neben der Einteilung der Allergien in verschiedene Allergietypen werden spezielle Allergieformen häufig nach dem auslösenden Allergen benannt, z.B.
- Arzneimittelallergie
- Nahrungsmittelallergie
- Pollenallergie
- Latexallergie
- Hausstauballergie
- Schimmelpilzallergie
- Tierhaarallergie
- Insektengiftallergie
- Nickelallergie
- Allergie auf zahnärztliche Werkstoffe
Viele Allergene können dabei unterschiedliche Pathomechanismen bedienen. Die Penicillinallergie tritt zum Beispiel als Typ-I-Allergie oder als Typ-III-Allergie auf.
Diagnostik
Um das Vorhandensein einer Allergie zu objektivieren, stehen verschiedene Allergietests zur Verfügung. Ein häufig durchgeführtes Verfahren ist der sogenannte Pricktest, bei dem Allergenextrakte auf die Haut aufgebracht werden.
Pricktest mit positiver Reaktion auf Frühblüher (F) und Gräsermischung (G). 1 = Negativkontrolle, 2 = Frühblüher, 3 = Gräser, 4 = Positivkontrolle (Histamin)
Therapie
Prophylaxe
Die beste Vorbeugung ist die Allergenkarenz, das heißt das Vermeiden des Kontaktes mit einem Allergen, doch dies ist leider nur selten möglich. Klassische Beispiele sind Tierhaarallergien und Nahrungsmittelsallergien.
Als Prophylaxe wird für Neugeborene mit erhöhtem Risiko, an Allergien zu erkranken, ausschließliches Stillen für wenigstens sechs Monate oder bei Stillhindernissen die Ernährung mit einer hypoallergenen Flaschennahrung, die ihre Schutzwirkung in Studien auch nachgewiesen hat, empfohlen. Noch nicht abschließend zu beurteilen ist der vorbeugende Effekt von sogenannten "Probiotika", z.B. Laktobacillus bifidus. Diese natürlichen Darmbakterien sind nicht nur in vielen probiotischen Joghurts u.a. enthalten, sondern mittlerweile auch in den ersten Säuglingsnahrungsmitteln. Finnische Studien geben Hinweise darauf, dass bei nicht gestillten Säuglingen die Ernährung hiermit möglicherweise vor der Entstehung von Allergien schützt. Da zahlreiche Allergiker auch auf Milchprotein allergisch reagieren, ist der häufige Verzehr von probiotischen Joghurts nicht unproblematisch.
Hyposensibilisierung
Die spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt, ist eine Möglichkeit, die Reaktion des Körpers auf Antigene gezielt zu beeinflussen. Dabei werden subkutan oder sublingual langsam ansteigende Allergendosen verabreicht. Das Immunsystem soll dadurch lernen, eine Toleranz gegenüber den auslösenden Antigenen zu entwickeln.
Akuttherapie
- Antiallergika in Form von Tabletten, Augentropfen, Nasensprays oder Inhalationspräparaten. Hauptsächlich werden Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren oder Glukokortikoide eingesetzt.
- Zur Therapie eines anaphylaktischen Schocks wird unter anderem Adrenalin i.m eingesetzt (siehe: Anaphylaxie)
Quiz
Bildquelle
- Bildquelle für Flexikon-Quiz: © Simon Kadula / Unsplash
Quelle
- Laborlexikon.de; abgerufen am 28.01.2021
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