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Terminologia Anatomica

(Weitergeleitet von Terminologia anatomica)

Synonym: TA

1. Definition

Die Terminologia Anatomica, kurz TA, ist ein internationaler Standard zur Bezeichnung der menschlichen Anatomie. Sie wurde 1988 vom Federative Committee on Anatomical Terminology (FCAT) (später: Federative International Programme on Anatomical Terminologies (FIPAT)) und der International Federation of Associations of Anatomists (IFAA) herausgegeben. Die TA enthält Bezeichnungen für über 7.500 makroskopische Strukturen des menschlichen Körpers.

Ältere Nomenklaturen:

2. Geschichte

Die humananatomische Terminologie wurde erstmals 1895 von der Deutschen Anatomischen Gesellschaft auf ihrer 9. Versammlung in Basel festgelegt und fand als Basler Nomina Anatomica (B.N.A.) internationale Verbreitung. Vier Jahre später wurde auf dem 7. internationalen Kongress der Veterinärmedizin in Baden Baden eine Nomenklatur für Haussäugetiere verabschiedet, die Einzug in die Standardlehrbücher dieser Zeit hielt.

In den folgenden Jahrzehnten wurde ständig an der Verbesserung dieser Terminologie gearbeitet. So entstanden 1923 in den U.S.A. die wenig beachtete Nomina Anatomica Veterinaria, die auf der B.N.A. basierte. Auch die Jenaer Nomina Anatomica (J.N.A.), die 1935 erarbeitet wurde, blieb in ihre Verbreitung beschränkt. Jedoch entstand für die J.N.A. ein Regelwerk der Nomenklatur, das sich auf die Orientierung und Lagebeziehung der Körperteile bezog. Somit war die J.N.A. zum Teil auf alle Wirbeltiere anzuwenden, auch wenn viele wichtige Bezüge zum Vertebratenbauplan fehlten.

Im Frühjahr 1950 wurde das International Anatomical Nomenclature Committee gegründet und beim 6. Internationalen Anatomenkongress 1955 beschloss man die Annahme der von seinen Ausschüssen erarbeiteten Pariser Nomina Anatomica (P.N.A.). Sie fussten fast ganz auf den B.N.A. Das heißt, die P.N.A. enthält 5.640 Termini, die sich nur auf die menschliche Anatomie, nicht auf die Ontogenie, die Histologie und die Zytologie beziehen. Daher eignet sich die P.N.A. nur schlecht für die Anwendung auf andere Vertebraten. Folglich wurde noch auf dem selben Kongress in Paris entschieden, eine internationale Vereinigung für Veterinäranatomen zu gründen, die eine veterinäranatomische Nomenklatur entwickeln sollte. 1957 war das erste Treffen des International Committee on Veterinary Anatomical Nomenclature (I.C.V.A.N.) und es dauerte bis zum Oktober 1968, bis die erste vollständige Ausgabe der Nomina Anatomica Veterinaria (N.A.V.) erschien. Zu diesem Zeitpunkt war die neue Nomina Anatomica (N.A.) für humananatomische Fachbegriffe schon drei Jahre auf dem Markt.

Seit 1973 gab es dann Bestrebungen die Nomenklatur der Human- und Veterinäranatomie, sowie deren Embryologie und Histologie zu vereinen und 1977 wurde die erste Nomina Histologica in Kombination mit der N.A. publiziert. Die "Nomina" [= Namen] der beschreibenden Humananatomie sind für den Zoologen "Termini" [= Fachausdrücke]. Unter "Nomina" versteht der Zoologe i.d.R. die Gattungs-, Art- und Unterartnamen der zoologischen Nomenklatur. Entsprechend gelang eine Namensänderung und 1998 erschien die Terminologia Anatomica (und 2011 die 2. Auflage der T.A.). Zehn Jahre später die Terminologia Histologica und aktuell 2013 die Terminologia Embryologica. So besteht heute eine vollständige Trilogie, die 1989 auf dem Weltkongress für Anatomie in Rio de Janeiro von dem hier ins Leben gerufenen "Federative Committee of Anatomical Terminologie" beschlossen wurde, um eine internationale und demokratische Basis für die Terminologie zu schaffen. Zusätzlich erschien 2012 die aktuelle Ausgabe der N.A.V.

3. Terminologie der vergleichenden Anatomie

Für den vergleichenden Anatomen sind diese o.a. Termini nur so weit verwendbar, als die mit ihnen zu bezeichnenden Strukturen der menschlichen Anatomie entsprechen. Wo die Homologie nicht gesichert ist oder fehlt, werden andere Termini verwendet. So treten zu diesen Fachausdrücken noch sehr viele der vergleichenden Anatomie eigene hinzu. Leider sind - auch bei bestehender Homologe - manche Fachausdrücke der Terminologia Anatomica für den vergleichenden Anatomen nicht verwendbar: In ihnen wurden die Bezugsausdrücke (vorne, hinten, oben, unten u.s.w.) auf die vertikale Körperhaltung des Menschen bezogen und führen zu Missverständnissen, wenn sie auf andere Vertebralen angewendet werden. Das gilt besonders für Lage- und Richtungsbezeichnungen am Kopf bzw. die sich auf Kopf- und Gesichtsstrukturen beziehen. Sie werden daher in der Veterinäranatomie und vergleichenden Anatomie meist in folgender Weise abgewandelt benutzt:

Menschliche Anatomie Vergleichende Anatomie
kranial = superior kranial
anterior rostral, oral
kaudal = inferior kaudal
ventral = anterior ventral
dorsal = posterior dorsal
koronar koronar = transversal
frontal (Körper) horizontal (Körper)
frontal (Kopf) transversal (Kopf)
transversal (Kopf) horizontal (Kopf)

In beiden Disziplinen werden die Lagebezeichnungen "medial" (= nach der Mittelebene hin) und "lateral" (= nach der Seite hin) gleichsinnig gebraucht. "Median" bedeutet „in der Mittel- oder Symmetrie-Ebene gelegen". Mit der Endsilbe "-ad" wird der Verlauf bezeichnet: "lateral" = in Richtung der Seite verlaufend, "ventrad" = in Richtung der Bauchseite verlaufend u.s.w. Ein Transversalschnitt oder Querschnitt liegt senkrecht zur Achse des Körpers (einer Extremität, eines schlauchförmigen Hohlorgans oder dergleichen).

4. Namenskonventionen

Anatomische Namen bestehen üblichwerweise aus mindestens zwei Teilen, weitere Angaben können hinzukommen, um eine Strutkur eindeutig zu bezeichnen.

  • Körperteil: Bezeichnung der Struktur (z.B. Arteria – Arterie) oder Form (z.B. Foramen – Loch)
  • Ortsangaben: Eigenschaften wie Lage, Länge, Farbe oder die Zugehörigkeit zu einem Organ (z.B. fibularis - zum Wadenbein (Fibula) gehörend)
  • Richtungen und Größen: optional zur Differenzierung Orts-, Größen oder Zahlenangaben (z.B. cranialis - oben, kopfwärts)
Körperteile (1. Teil des Namens)
Lateinisch Kürzel Deutsch
Angulus Winkel, Ecke
Apertura Öffnung
Arcus Bogen
Arteria A. Arterie (Ader, die vom Herzen weg führt)
Articulatio Art. Gelenk
Bursa B. Schleimbeutel
Canalis Kanal
Caput Kopf (als Form, nicht als Schädel; zum Beispiel: Gelenkkopf)
Cavitas Höhle
Collum Hals (z.B. bei Knochen)
Cornu Horn, Fortsatz
Corpus Körper, Schaft (bei Knochen)
Crista Kamm, Vorsprung, verstärkter Rand
Ductus Gang, Röhre
Fascia Faszie (bindegewebige Hülle um Muskeln)
Fossa Grube, Vertiefung
Foramen Loch
Glandula Drüse
Gyrus Windung, v.a. Hirnwindung
Hiatus Durchtrittstelle, Spalte, Öffnung
Lamina Häutchen, Schicht
Ligamentum Lig. Band
Lobus Lappen (Großhirnlappen, Lungenlappen)
Margo Rand
Musculus M. Muskel (eigentlich: Mäuschen)
Nervus N. Nerv
Nodus Nd. Knoten
Nucleus Ncl. Kern, Kerngebiet
Os Knochen
Pars Teil, eins von mehreren
Plexus Geflecht
Processus Proc. Vorsprung, Fortsatz
Radix Rad. Wurzel, Ursprung
Ramus R. Ast, Zweig
Recessus von re~: zurück~ und cedere: weichen
Septum Wand, Trennung
Sinus Ausbuchtung, Vertiefung, Höhle, Nasennebenhöhlen, Erweiterungen von Venen (Sinus cavernosus u.a.)
Sulcus Furche, Rinne
Tendo Sehne
Tuber Höcker, Wulst
Tuberculum Tub. Höckerchen
Tuberositas unebene, höckerige, rauhe Stelle (häufig Ansatzstelle für Sehne eines Muskels)
Vas Gefäß, Ader
Vena V. Vene (Ader, die zum Herz hinführt)
Ortsangaben (2. Teil des Namens)
Lateinisch Kürzel Deutsch
abdominalis zum Bauch (Abdomen) gehörig
acromialis zur Schulterhöhe (Acromion) gehörend
brachialis am Oberarm (Brachium)
costalis an den Rippen (Costa)
cranialis zum Schädel (Cranium) gehörend oder zeigend, oberhalb (schädelwärts) gelegen
cysticus zum Gallengangssystem gehörend
dorsalis am Rücken (Dorsum), rückenwärts gelegen, gilt auch für Hand- und Fußrücken
femoris am Oberschenkel (Femur)
fibularis zum Wadenbein (Fibula) gehörend
gastricus zum Magen (Gaster) gehörend
hepatis an oder in der Leber (Hepar, griechisch)
iliacus am oder im Darmbein (Os ilium)
lienalis zur Milz (Lien) gehörend
palmaris zur Handfläche (Palma manus) gehörend
pectoralis an der Brust (Pectus)
peroneus am Wadenbein
plantaris zur Fußsohle (Planta pedis) gehörig
pulmonalis an oder in der Lunge (Pulmo)
radialis an der Speiche (Radius)
renalis an oder in der Niere (Ren)
thoracicus am oder im Brustkorb (Thorax)
tibialis am Schienbein (Tibia)
transversus quer verlaufend (transversus), hindurch strebend
ulnaris an der Elle (Ulna)
vertebralis zum Wirbel (Vertebra)
Richtungen und Größen (2., 3. oder 4. Teil des Namens)
Lateinisch Kürzel Deutsch
anterior ant. vorderer
ascendens aufsteigend
caudalis unten, schwanzwärts
cranialis oben, kopfwärts
descendens absteigend
dexter dext. rechts (vom Patienten aus, nicht vom Betrachter!)
dorsalis dors. hinten, am Rücken, rückenwärts
externus ext. außen, an der Oberfläche
inferior inf. unterer
internus int. innen, im Körper
lateralis lat. seitlich, außen
longitudinalis in Längsrichtung
maximus max. der Größte
medialis med. innen, zur Mitte hin
medius mittlerer, zwischen zwei anderen
minimus min. der Kleinste
posterior post. hinterer
profundus prof. tief
sinister sin. links (vom Patienten aus, nicht vom Betrachter!)
superior sup. oberer
superficialis superf. oberflächlich
ventralis ventr. vorn, am Bauch, bauchwärts

5. Lernhilfen

6. Quellen

Fachgebiete: Anatomie, Terminologie

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