Cathin
Handelsname: Alvalin®
Synonyme: Cathin, Pseudonorephedrin, D-Norpseudoephedrin, β-Hydroxyamphetamin
Englisch: cathine
Definition
Cathin bzw. Norpseudoephedrin ist ein Alkaloid aus der Klasse der Amphetamine. Es wirkt als indirektes Sympathomimetikum, das durch erhöhte Noradrenalin-Freisetzung aus den synaptischen Vesikeln zu einer stimulierenden und appetithemmenden Wirkung führt. Daher wird es den Stimulantien und Anorektika zugeordnet.
Cathin ist einer der Wirkstoffe der Droge Kath. In Deutschland fällt Cathin unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG).
Wirkmechanismus
Wirkung im ZNS
Eine erhöhte Noradrenalin-Freisetzung im Hypothalamus wird mit einer Hemmung des Appetits in Verbindung gebracht. Die zeitlichen Abstände zwischen den Mahlzeiten werden damit verlängert und zugleich verringert, während der Eintritt des Sättigungsgefühls bei Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst wird.
Bei Amphetaminen wurde lediglich eine kurz anhaltende Wirksamkeit im Hinblick auf eine Gewichtsreduktion nachgewiesen. Signifikante Daten über Veränderungen der Morbidität und Mortalität stehen noch nicht zur Verfügung.
Wirkung in der Peripherie
In der Peripherie führt Cathin durch den erhöhten Sympathikotonus - in Abhängigkeit vom physiologischen Verteilungsmuster der Alpha- und Betarezeptoren - zur Steigerung der Herzfrequenz (positiv chronotrope Wirkung), der Kontraktionskraft (positiv inotrope Wirkung) und des Blutdrucks.
Ferner kommt es zu reduzierter Haut- und Schleimhautdurchblutung, zu erhöhter Muskeldurchblutung, zur Reduktion des Tonus der Bronchialmuskulatur und zu einem reduzierten Schlafbedürfnis.
Pharmakokinetik
Cathin wird nach oraler Gabe innerhalb von 2 Stunden fast vollständig resorbiert. Die Wirkungsdauer beträgt etwa 10-12 Stunden. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei ca. 3 Stunden.
Indikation
Patienten mit Übergewicht, bei einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30, die auf geeignete gewichtsreduzierende Maßnahmen alleine nicht angesprochen haben.
Die Anwendung von Amphetaminen zur Gewichtsreduktion ist aufgrund ihres Abhängigkeitspotentials umstritten.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen, Schwindelgefühle, Tachykardie, Palpitationen, Bluthochdruck, Schmerzen im Brustkorb, Krampfanfälle, Psychosen und Depressionen.
In seltenen Fällen wurde über kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Zwischenfälle, insbesondere Schlaganfall, Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Herzstillstand bei der Behandlung mit Appetitzüglern berichtet.
Es wurden Fälle von schwerer, oft tödlich verlaufender pulmonaler Hypertonie bei Patienten berichtet, die einen Cathinhydrochlorid-haltigen Appetitzügler eingenommen hatten.
Die Angaben zur Behandlungsdauer müssen genau beachtet werden. Eine Behandlungsdauer von mehr als drei Monaten bei einem BMI von 30 oder mehr erhöhen das Risiko für das Auftreten einer pulmonalen arteriellen Hypertonie. Das Auftreten oder die Verschlimmerung einer Atemnot bei Belastung (Belastungsdyspnoe) lässt auf die Möglichkeit eines Lungenhochdrucks schließen. In diesen Fällen sollte die Behandlung sofort abgebrochen und der Patient einer fachärztlichen Untersuchung unterzogen werden.
Bei längerer Behandlung mit Cathin kann es zur Gewöhnung, Abhängigkeit und Entzugserscheinungen kommen.
Wechselwirkungen
Die indirekte sympathomimetische Wirkung von Cathin kann durch adrenerg wirksame Amine, Antidepressiva, Amantadin und MAO-Hemmer in gefährlicher Weise verstärkt werden. Für die MAO-Hemmer gilt dies auch noch in den ersten 14 Tagen nach der letzten Anwendung dieses Arzneimittels.
Eine Wirkungsverstärkung von Cathin und eine Erhöhung des Missbrauchspotentials durch hohe Dosen Coffein kann nicht sicher ausgeschlossen werden.
Kontraindikation
- Herzerkrankungen, z.B. Angina pectoris
- Pulmonale Hypertonie
- Psychische Erkrankungen (Anorexia nervosa, Depressionen)
- Neigung zu Arzneimittelmissbrauch
- Bestehende Alkoholabhängigkeit
- Phäochromozytom
- Schilddrüsenüberfunktion
- Engwinkelglaukom
- Kindern unter 12 Jahren
- Prostataerkrankungen mit Restharnbildung
- Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus)
- Epilepsie
Norpseudoephedrin darf nicht in der Schwangerschaft und während der Stillzeit angewendet werden.
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