Cystoisosporose (Fleischfresser)
Synonym: Cystoisospora-Infektion beim Fleischfresser
Definition
Als Cystoisosporose des Fleischfressers bezeichnet man Parasitosen mit Cystoisospora-Arten beim Hund und bei der Katze.
Erreger
Beim Hund parasitieren folgende Isospora-Arten:
- Cystoisospora canis (s. Isospora canis),
- Cystoisospora ohioensis (s. Isospora ohioensis),
- Cystoisospora burrowsi (s. Isospora burrowsi). Die Validität einer weiteren Art,
- Cystoisospora neorivolta ist nicht gesichert.
Bei der Katze sind folgende Isospora-Arten nachgewiesen:
- Cystoisospora felix (s. Isospora felis) und
- Cystoisospora rivolta (s. Isospora rivolta).
Die Oozysten weisen eine glatte, farblose Oozystenwand ohne Mikropyle auf. Die Oozysten von Cystoisospora felis sind eiförmig ausgebildet und besitzen meistens einen leicht spitz ausgezogenen Pol. Die übrigen Oozysten sind kugelförmig bis ovoid. Nach erfolgter Sporulation enthalten die Oozysten jeweils zwei Sporozysten mit je vier Sporozoiten und einem granulierten Sporozystenrestkörper. Stiedakörperchen sowie Oozystenrestkörper sind nicht anzutreffen.
Vorkommen
Hunde- und katzenspezifische Cystoisospora-Arten sind weltweit verbreitet. Koproskopische Untersuchungen in Deutschland zeigten, dass Cystoisospora-Oozysten in den letzten Jahren in 2 bis 22 % der Hundekotproben und 5 bis 22 % der Katzenproben nachgewiesen werden konnten.
Entwicklung
Alle relevanten Cystoisospora-Arten haben einen fakultativ heteroxenen (mit Einschaltung paratenischer Wirte) Lebenszyklus. Fleischfresser können sich sowohl durch orale Aufnahme von Oozysten aus der Umwelt, als auch durch den Verzehr der mit Dormozoiten befallenen paratenischen Wirte infizieren. Nach der Aufnahme erfolgt die Exzystierung im Dünndarm. Im Anschluss kommt es zu einem Befall von Epithelzellen sowie Zellen der Lamina propria des Dünndarms, Caecums oder Colons. Die genaue Lokalisation der Parasiten variiert mit der jeweiligen Cystoisospora-Art.
Nach erfolgter ungeschlechtlicher Vermehrung (in Form einer Endodyogonie oder Endopolygenie) kommt es zur Gamogonie mit anschließender Oozystenbildung. Die Oozysten werden schlussendlich unsporuliert mit dem Kot ausgeschieden. Je nach Cystoisospora-Art variiert die Präpatenz zwischen 4 und 11 Tagen, die Patenz zwischen 4 und 28 Tagen. Erst in der Umwelt findet die Sporogonie statt.
Neben der intestinalen Entwicklung können auch extraintestinale Organe befallen werden. Die Sporozoiten streuen dabei hämatogen in verschiedene Gewebe und verharren dort in einem Ruhestadium, das in der Parasitologie auch als Dormozoit (s. Hypnozoit) bezeichnet wird. Diese ruhenden Parasiten liegen intrazellulär in einer parasitophoren Vakuole. Diese sind im Mittel 11 bis 14 μm lang und unterscheiden sich morphologisch und molekularbiologisch nicht von den Sporozoiten. Es konnte keine Vermehrung in extraintestinalen Geweben festgestellt werden.
Auch dann, wenn sporulierte Cystoisospora-Oozysten durch paratenische Wirkte oral aufgenommen werden, kommt es zu einer hämatogenen Streuung der Sporozoiten in extraintestinale Gewebe (Mesenteriallymphknoten, Peyer-Platten, Milz, Leber, Lunge, Skelettmuskulatur). Im Anschluss kommt es zur Ausbildung von Dormozoiten, die für mindestens 2 Jahre lang infektiös bleiben. Eine Weiterentwicklung findet erst dann statt, wenn sie von einem geeigneten Endwirt mit der Nahrung aufgenommen werden. Derartige Dormozoiten sind für andere paratenische Wirte nicht infektiös.
Epidemiologie
Die verschiedenen Cystoisospora-Arten sind für die Endwirte wirtsspezifisch. Das heißt, dass die bei der Katze parasitierenden Arten nicht auf den Hund übertragen werden können und umgekehrt. Es können jedoch Mischinfektionen mit Cystoisospora felis und Cystoisospora rivolta bei der Katze mit den kaninen Cystoisospora-Arten beim Hund auftreten. Cystoisosporosen findet man hauptsächlich bei Jungtieren. Infektionen können sich v.a. in Zwingerhaltung sowie in anderen Bereichen, in denen Hunde oder Katzen auf engem Raum gehalten werden, explosionsartig ausbreiten.
Die Sporulationszeit beträgt bei Raumtemperatur 1 bis 4 Tage. Die Überlebenschance der Oozysten in der Umwelt ist stark von der Temperatur und der Feuchtigkeit abhängig. Im mitteleuropäischen Raum bleiben sporulierte Cystoisospora-Oozysten im Mittel monatelang infektiös. Durch koprophage Arthropoden, in deren Verdauungstrakt sie etwa eine Woche überleben, können sie in der Umwelt verbreitet werden.
Paratenische Wirte haben bei der Verbreitung der Cystoisosporose eine große Bedeutung. Bei den hunde- und katzenspezifischen Cystoisospora-Arten fungieren v.a. Nagetiere (Maus, Ratte, Hamster) als paratenische Wirte. Für Cystoisospora canis und Cystoisospora ohioensis kann auch die Katze ein paratenischer Wirt sein.
Pathogenese
Pathogenetisch bedeutsam sind nur die intestinalen Entwicklungsstadien der verschiedenen Cystoisospora-Arten. Diese führen in der Regel zu katarrhalischen bis hämorrhagischen Enteritiden. In leichteren Fällen kann eine verdickte Darmschleimhaut mit Petechiendurchsetzung festgestellt werden. In schweren Fällen folgt oftmals eine hämorrhagische Enteritis im Jejunum und im Ileum.
Im histologischen Nachweis kann man eine Desquamation an den Villusspitzen und veränderte Lieberkühn-Krypten feststellen, die mit abgeschilferten Zellen, Makrophagen und neutrophilen Granulozyten angefüllt sind.
Immunität
Im Anschluss an eine Primärinfektion wird eine Immunität gegen homologe Reinfektionen ausgebildet. Diese ist jedoch nicht immer stabil, sodass der Grad und die Dauer der Immunität für die einzelnen Arten noch nicht im Detail untersucht ist.
Klinik
Leichte Infektionen mit Cystoisospora-Arten verlaufen meist symptomlos. Klinisch relevant werden Cystoisosporosen häufig bei Welpen in der 3. bis 4. Lebenswoche, nachdem sie eine hohe Infektionsdosis aufgenommen haben. Symptome können auch bei älteren Tieren beobachtet werden.
Cystoisospora canis gilt beim Hund als virulenter als die anderen kaninen Cystoisospora-Arten. Je nachdem welcher Grad der Erkrankung vorliegt, können für 1 bis 2 Tage dünnbreiiger Kot bis starke wässrige, selten blutig-wässrige Diarrhö beobachtet werden. Oft sind Fieber, Inappetenz, Erbrechen, Abmagerung und Apathie vorhanden. Todesfälle treten eher selten auf, wobei es häufiger zu Exsikkosen, Kachexie und Wachstumsstillstand kommt. In den meisten Fällen klingen die Symptome nach 1 bis 2 Wochen wieder ab.
Cystoisosporosen der Katze sind häufig mit milderen klinischen Symptomen begleitet: dünnbreiiger bis wässriger Kot, Inappetenz, Abmagerung, Apathie. Die Symptome klingen in der Regel innerhalb weniger Tage wieder ab. Cystoisospora felis hat sich als die virulentere der beiden Arten durchgesetzt. Katzenwelpen, die hochgradig mit Cystoisospora felis infiziert sind und durch bakterielle Sekundärinfektionen verkompliziert werden, können an Diarrhö mit schleimigem bis blutigem Kot, Exsikkose und Kachexie leiden. Auch hier können nur gelegentlich Todesfälle beobachtet werden, die während der Merogoniephase auftreten. Die extraintestinalen Dormozoiten verursachen meist keine klinischen Symptome.
Diagnose
Das Flotationsverfahren ist für den Nachweis von Cystoisospora-Oozysten die Untersuchungsmethode der Wahl. Die Oozysten der verschiedenen Cystoisospora-Arten unterscheiden sich in ihrer Größe, wobei eine Differenzierung zwischen Cystoisospora ohioensis und Cystoisospora burrowsi beim Hund nicht mit Sicherheit möglich ist, da sich die Größenbereiche beider Oozysten überlappen. Cystoisospora-Oozysten können jedoch von Oozysten von Toxoplasma, Neospora, Hammondia, Besnoitia und den im frischen Kot sporulierten Oozysten von Sarcocystis anhand der Größe eindeutig unterschieden werden.
Die im extraintestinalen Gewebe liegenden Dormozoiten können mittels giemsagefärbten Abklatschpräparaten oder in histologischen Schnitten vorrangig befallener Organe nachgewiesen werden.
Therapie
Die derzeit (2018) wirksamsten Präparate gegen Cystoisosporose sind Toltrazuril (Hund und Katze: 10 mg/kgKG p.o. täglich über 4 bis 5 Tage, 5 %ige Suspension) und Diclazuril (leichte Hunde: 1 x 5 mg/kgKG, schwere Hunde: 1 x 2,5 mg/kgKG p.o.). Als Alternative kann auch zu einer 6-tägigen Therapie mit potenzierten Sulfonamiden gegriffen werden. Hier ist jedoch die deutlich beschränkte Wirksamkeit zu beachten. Die entsprechenden Dosierungen sowie Kombinationspräparate sollten dabei aus aktueller Literatur entnommen werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Selbst bei strengsten Hygienemaßnahmen ist eine völlige Verhinderung von Cystoisospora-Infektionen nicht immer möglich. Regelmäßiges Entfernen des Kotes der Wirte, Nagerbekämpfung und die Vermeidung der Verfütterung von rohem Fleisch an Hunde und Katzen können Infektionen deutlich reduzieren. Die Reinigung sollte mittels Dampfstrahl erfolgen, da eine wirksame Desinfektion mit chemischen Mitteln derzeit nicht möglich ist.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005