Hyperkaliämische renal-tubuläre Azidose
Synonym: renal-tubuläre Azidose Typ IV
Englisch: hyperkalemic renal tubular acidosis, type 4 renal tubular acidosis, type 4 RTA
Definition
Die hyperkaliämische renal-tubuläre Azidose, kurz hyperkaliämische RTA, ist eine Form der renal-tubulären Azidose. Ihr liegt eine Störung des aldosteronabhängigen H+/K+-Austausches im kortikalen Sammelrohr zugrunde.
Ätiologie
Hauptursache einer hyperkaliämischen RTA ist ein selektiver Hypoaldosteronismus bzw. eine verminderte Aldosteronwirkung.[1] Dies ist bedingt durch:
- verminderte Reninfreisetzung bzw. -wirkung (hyporeninämischer Hypoaldosteronismus)
- chronische interstitielle Nephritis mit Schädigung des juxtaglomerulären Apparates, insb. bei diabetischer Nephropathie (ca. 50 % aller hyperkalämischen RTA) oder Lupus-Nephritis
- Niereninsuffizienz mit Flüssigkeits- und Natriumretention, die zur Inhibition der Reninfreisetzung führt
- ACE-Inhibitoren, Angiotensinrezeptorantagonisten, NSAR und Coxibe (wirken meist nur verstärkend)
- verminderte Aldosteronwirkung
Aus bisher noch nicht vollständig geklärten Gründen kann auch eine obstruktive Uropathie eine hyperkalämische RTA verursachen, evtl. durch direkte Schädigung des Sammelrohrs oder juxtamedullärer Nephrone.[2]
Pathogenese
Aldosteron bewirkt normalerweise unter anderem einen vermehrten apikalen Einbau von H+/K+-ATPasen in den Schaltzellen des kortikalen Sammelrohrs, sowie einen vermehrten Einbau von eNaC und ROMK in den dortigen Hauptzellen. Der Ausfall dieser Funktionen reduziert den Ionentransport über die Zellmembran. Die resultierende Hyperkaliämie führt außerdem zur Hemmung der Ammoniakproduktion (NH3) im proximalen Tubulus, was die Pufferkapazität des Urins für H+-Ionen absenkt und so die Fähigkeit zur Säureexkretion weiter behindert.[2]
Klinik
Die hyperkaliämische RTA ist meist ein asymptomatischer Laborbefund. Gelegentlich finden sich Symptome einer Hyperkaliämie. Die Azidose ist zumeist gering ausgeprägt und daher ohne nennenswerte Symptomatik.
Diagnostik
Wie bei allen Formen der RTA findet sich im Labor eine hyperchlorämische metabolische Azidose mit normaler Anionenlücke und meist regelrechter bis leicht verminderter GFR. Des Weiteren zeigen sich:
- vermindertes Kalium im Urin
- meist vermindertes Serum-Aldosteron und/oder Renin
- Hyperkaliämie (andere Formen der RTA tendieren eher zur Hypokaliämie)
Zur Abgrenzung verschiedener Ursachen kann der Urin-pH herangezogen werden:[1]
- ein pH < 5,5 spricht für eine aldosteronbedingte Ursache, da hier die NH3-vermittelte pH-Pufferung stark reduziert ist
- ein eher alkalischer pH spricht für eine direkte Schädigung des Sammelrohrs, wie bspw. bei der obstruktiven Uropathie
Therapie
Im Vordergrund steht die Therapie der Hyperkaliämie. Ergänzend können Fludrocortison, Schleifendiuretika und Natriumbicarbonat verabreicht werden.
Sofern möglich, sollten verstärkende Medikamente abgesetzt werden.
Referenzen
- ↑ 1,0 1,1 Palmer et al., Renal Tubular Acidosis and Management Strategies: A Narrative Review, Advances in Therapy, 2021
- ↑ 2,0 2,1 Batlle und Arruda, Hyperkalemic Forms of Renal Tubular Acidosis: Clinical and Pathophysiological Aspects, Advances in Kidney Disease and Health, 2018
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