Echtes Süßholz
Synonyme: Gemeines Süßholz, Kahlfruchtiges Süßholz, Spanisches Süßholz, Deutsches Süßholz,
Englisch: liquorice root
Definition
Echtes Süßholz, botanisch auch Glycyrrhiza glabra, ist eine Heilpflanze aus der Familie der Fabaceae (Hülsenfrüchte). Die Wurzel (Liquiritae radix) wird zur Therapie von gastrointestinalen Beschwerden und als Expektorans bei Husten eingesetzt.
Hintergrund
Süßholz wird zur Herstellung von Lakritz verwendet.
Taxonomie
- Ordnung: Fabales
- Familie: Fabaceae
- Unterfamilie: Faboideae
- Familie: Fabaceae
Zu der Gattung Glycyrrhiza gehören weitere Arten des Süßholzgewächs, z.B. Glycyrrhiza inflata und Glycyrrhiza uralensis.
Inhaltsstoffe
Die Süßholzwurzel enthält:
- 3 bis 9 % Triterpensaponine (u.a Glycyrrhizinsäure )
- 1 bis 2 % Flavonoide (u.a. Isoliquiritigenin und Liquiritigenin)
- Cumarinderivate
- Phytosterole
- Polysaccharide
Wirkung
Die in der Süßholzwurzel enthaltenen Saponine haben eine oberflächenaktive Wirkung. Dabei wurde keine hämolytische Aktivität beobachtet. Saponine sind auch für den charakteristischen Geschmack verantwortlich. Zusätzlich zeigen sie folgende Wirkungen:
- expektorierend
- entzündungshemmend
- spasmolytisch
- in hohen Dosen östrogenartig
Sonstige Eigenschaften
Gemeines Süßholz soll eine etwa 50-mal höhere Süßkraft als Rohrzucker haben.
Pharmakokinetik
Glycyrrhizinsäure unterliegt im Körper einem enterohepatischen Kreislauf. Dabei wird die Glycyrrhizinsäure durch den Abbau durch Darmbakterien zu Glycyrrhetinsäure umgewandelt. Nach Sulfatierung und Glucuronidierung in der Leber werden die Metabolite über die Gallenflüssigkeit wieder in den Darm ausgeschieden.
Anwendungsgebiete
Es existiert eine Positiv-Monographie der Kommission E und bei der ESCOP. Beim HMPC wird die Süßholzwurzel seit 2012 als "traditional-use" geführt. Anwendungsgebiete sind:
- Verdauungsstörungen mit Sodbrennen und Dyspepsie (HMPC)
- Expektorans bei Katarrhen der oberen Atemwege (HMPC, Kommission E, ESCOP)
Abseits der HMPC-Monographie wird die Süßholzwurzel eingesetzt:
- Zur adjuvanten Therapie von Magen- und Duodenalulzera (Kommission E, ESCOP)
- Zur unterstützenden Therapie bei Gastritis (ESCOP)
Eine klinische Studie wies eine osteoprotektive und osteoanabole Wirkung bei postmenopausalen Frauen (n = 46) aufgrund einer Hochregulierung des knochenmorphogenetischen Protein-2 (BMP2) nach. Studien geben auch eine Wirksamkeit bei Stomatitis an.
Darüber hinaus zeigen In-vitro-Daten eine hemmende Wirkung bei HIV-1, Hepatitis A/B/C, HSV-1, RSV und EBV sowie eine antimikrobielle Wirkung bei MRSA, VRE, Helicobacter pylori an. Weitere Studien mit Zellkulturen im Rahmen der Alzheimerforschung konnten eine neuroprotektive Wirkung zeigen. In Tierexperimenten wurde eine Erhöhung der Gedächtnisleistung nachgewiesen. Die klinische Relevanz dieser Studiendaten ist zum großen Teil unklar.
Darreichungsformen
Durch den charakteristischen Geschmack wird die Süßholzwurzel als Geschmackskorrigens eingesetzt. Hierfür wird meist ein Trockenextrakt (Liquiritae extractum siccum normatum) verwendet. Dieses ist im Deutschen-Arzneimittel-Codex gelistet.
Weitere Zubereitungen sind:
- eingestellter, ethanolischer Süßholzwurzelfluidextrakt (Liquirquiritae extractum fluidum ethanolicum normatum)
- Süßholzextrakt
- Ammoniumglycyrrhizat (Ammonii glyxyrrhizas)
Dosierung
Ein Teeaufguss sollte 3 bis 4 Mal täglich mit 2 bis 4 g erfolgen (Tagesdosis 15 g).
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die Inhaltsstoffe Glycyrrhizin- und Glyzyrrhetinsäure beeinflussen durch Hemmung der 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase den Abbau von Cortisol.
Bei übermäßiger Zufuhr kommt es zu einem Pseudohyperaldosteronismus mit gesteigerter Wasserretention, erhöhtem Blutdruck und vermehrter Kaliumausscheidung. Eine Therapie sollte daher nicht länger als sechs Wochen erfolgen.
Kontraindikationen
Bei Patienten mit folgenden Erkrankungen ist eine Therapie kontraindiziert:
- Patienten mit Lebererkrankungen
- Hypertonie
- Hypokaliämie
- schwere Niereninsuffizienz
- Schwangerschaft
- bei Patienten, die Diuretika oder Digitalispräparate einnehmen
Trivia
Echtes Süßholz wurde 2012 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.
Quellen
- Biogene Arzneimittel, 7. Auflage, Teuscher/Melzig/Lindequist, 2012, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Stuttgart
- Pharmakognosie Phytopharmazie, 9. Auflage, Hänsel/Stichler, 2010, Springer Medizin Verlag
- Deutsche Apotheker Zeitung – Süßholzwurzel, abgerufen am 20.01.2024
- Kooperation Phytopharmaka – Süßholzwurzel, abgerufen am 20.01.2024
- EMA – Liquiritiae radix - herbal medicinal product, abgerufen am 20.01.2024