Druse (Pferd)
Synonyme: Coryza contagiosa equorum, Adenitis equorum
Englisch: strangles, equine distemper
Definition
Die Druse ist eine durch Streptococcus equi ssp. equi verursachte hoch-kontagiöse und fieberhafte Infektionskrankheit der Pferde.
Erreger
Streptococcus equi ssp. equi ist ein an Equiden adaptiertes gram-positives Bakterium. Phänotypisch ist es durch die Bildung sehr langer Ketten, einer geringen biochemischen Aktivität und durch ein schleimiges Wachstum infolge einer hyaluronsäurehaltigen Kapsel ausgezeichnet.
Streptococcus equi ssp. equi ist fakultativ anaerob und Katalase-negativ. Die Tenazität in der Umwelt wird mit sehr gering angegeben.
Epidemiologie
Pathogenese
Nach einer Infektion (Inkubationszeit zwischen 3 und 14 Tagen) heften sich die Bakterien an die Epithelzelle der Zielgewebe (oberer Respirationstrakt) an. Nach mehreren Stunden kommt es zu einer Translokation in die regionären Lymphknoten mit gleichzeitiger Aktivierung des Komplementsystems und Rekruktierung neutrophiler Granulozyten. Mithilfe verschiedenster Virulenzfaktoren (z.B. Kapselbildung, M-like-Protein) kommt es zu einer Akkumulation von extrazellulären Streptokokken und so zu einem Schutz vor Phagozytose.
Die Bakterien sind dazu befähigt, in andere Lymphknoten (z.B. Lymphknoten der kranialen Gekrösewurzel) sowie Organe zu metastasieren (klinisches Bild der Bastarddruse).
Durch die Infiltration der Lymphknoten mit neutrophilen Granulozyten kommt es zu einer Abszedierung der Lymphknoten - oft auch ohne Fieber (kalte Druse). Durch Immunkomplexbildung sind vermehrt Petechialblutungen zu beobachten.
Klinik
Nach einer Infektion kommt es zunächst zu unspezifischen Allgemeinsymptomen wie z.B. Mattigkeit, Fieber, serös-eitrige Rhinitis, Pharyngitis und Schwellung der mandibulären Lymphknoten. Ohne geeignete antibiotische Behandlung kommt es rasch zur Abszedierung der mandibulären Lymphknoten. Gleichzeitig kann es auch zu einer Vereiterung der retropharyngealen Lymphknoten kommen (selten klinisch auffällig).
Kehlgangsabszesse, die ohne Fieber einhergehen, werden als kalte Druse bezeichnet. Pferde, die sich ohne Allgemeinsymptome in einer Herde befinden, sorgen in kürzester Zeit zu einer Verschleppung der Erreger.
Aus den anfangs lokal beschränkten Entzündungserscheinungen kann sich in weiterer Folge eine Bakteriämie mit Erregerstreuung entwickeln. Es kommt zu metastatischen Vereiterungen anderer Lymphknoten (kraniale Gekrösewurzel). Neben akut einsetzenden Fieberschüben treten auch Kolikerscheinungen auf. Weitere Komplikationen in Form von Vereiterungen anderer Körperregionen (seröse Höhlen sowie Organe) sind möglich. Bei trächtigen Stuten kann Streptococcus equi ssp. equi auch Aborte induzieren.
Pathologie
Bei der Sektion sind vor allem die katarrhalisch-eitrig entzündeten Lymphknoten der Kehlgangs- und Rachenregion auffällig. Da die Bakterien über den Nasen-Rachen-Raum eintreten, gelangen sie über den Ductus thoracicus in die Blutbahn, was zu einer Streuung und Vereiterung weiterer Lymphknoten führt.
Indem erregerhaltiger Speichel eingeatmet wird, tritt in weiterer Folge oftmals eine metastasierende eitrige Pneumonie auf.
Diagnose
Bei einer typischen Vereiterung der Kehlgangslymphknoten wird die Diagnose anhand des klinischen Bildes gestellt. Durch eine zusätzliche bakteriologische Untersuchung des Eiters (Probennahme aus Abszessen, Luftsacklavagen) ist der Erreger zu isolieren (Bakterienkultur oder PCR) und ein Antibiogramm anzufertigen.
Differenzialdiagnose
Bakteriologisch sind andere Streptokokken, vor allem Streptococcus equi ssp. zooepidermicus abzugrenzen. Bei gleichzeitigen Aborten ist das dafür typische Keimspektrum in die Differenzialdiagnose einzubeziehen.
Therapie
Bei einer Druse ist eine regelmäßige lokale Spülung der Luftsäcke mit steriler isotoner NaCl-Lösung und eine antipyretische sowie antiphlogistische Therapie (z.B. mit Flunixin) notwendig. Bereits gereifte Abszesse werden chirurgisch entleert und gespült.
Der Einsatz von Antibiotika wird kontrovers diskutiert, aber grundsätzlich nicht empfohlen, da es sonst zu einer Verzögerung bzw. Verhinderung der Abszessreifung und Erhöhung der Komplikationsrate kommt. Eine Antibiose ist nur in gesonderten Fällen indiziert, z.B. bei:
Literatur
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- VO-Unterlagen, Institut für Mikrobiologie, VetMedUni Vienna. Krankheiten der Atmungsorgane, von Herz, Kreislauf und Lymphorganen. Bakterielle Erkrankungen - Pferd. WS 2017/2018.
- VO-Unterlagen, Institut für Mikrobiologie, VetMedUni Vienna. Krankheiten der Atmungsorgane, von Herz, Kreislauf und Lymphorganen: Diagnose, Therapie und begleitende Maßnahmen. Bakterielle Erkrankungen, SS 2018.
- A.G. Boyle et al. Streptococcus equi Infections in Horses. Guidelines for Treatment, Control, and Prevention of Strangles-Revised Consensus Statement. ACVIM Consensus Statement. J Vet Intern Med 2018;32:633-647