Dieffenbachia
Synonyme: Dieffenbachie, Giftaron, Caladium
Englisch: dieffenbachia
Definition
Dieffenbachien, botanisch Dieffenbachia, sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Sie stammen aus dem tropischen Amerika und Teilen Süd- und Südostasiens und besitzen Bedeutung als Zier- und Giftpflanzen.
Merkmale
Es handelt sich um bis über einen Meter große Pflanzen mit kräftigem, stammartigem Hauptspross. Die Blattstiele sind kräftig und steif und gehen in die relativ große, ovale bis breit-elliptische Spreite der Laubblätter über. Die Laubblätter sind von grüner Grundfärbung und mit variabler, heller Blattzeichnung. Oberseits zeigt sich meist eine rinnige Hauptrippe. Der Blütenstand ist typisch für Aronstabgewächse. Männliche und weibliche Blüten sitzen auf einem Blütenkolben, der von einem etwas höheren Hüllblatt (Spatha) umgeben ist. Bei Dieffenbachia ist die Spatha schmal und oftmals nur leicht geöffnet. Der Blütenstand verströmt einen widerlichen Geruch, durch den Insekten (Fliegen) angelockt werden, die als Bestäuber dienen. Als Früchte werden Beeren ausgebildet.
Arten
Es sind über 50 Arten der Gattung bekannt. Diese lassen sich zum Teil nur schwer voneinander abgrenzen. Eine häufig kultivierte Art ist die aus der Neotropis (tropisches Amerika) stammende Dieffenbachia seguine.
Dieffenbachia seguine
Der frische Wurzelstock, Stengel und Blätter der Stammpflanze Dieffenbachia seguine (Synonym: Caladium seguinum, Arum seguinum u.a.) dienen als Grundlage für arzneiliche Zubereitungen.
Inhaltsstoffe
Dieffenbachia-Arten enthalten das cyanogene Glykosid Triglochinin (vor allem in jungen Blättern) sowie eine triglochininspezifische beta-Glucosidase. Alle Pflanzenteile enthalten große Mengen an Calciumoxalat, unter anderem in Form mikroskopisch sichtbarer Oxalatraphiden (Kristallstrukturen innerhalb von Schließzellen). Im Frischpflanzenextrakt wird eine Konzentration von 0,21 % an Oxalsäure erreicht. Weiterhin sind verschiedene Proteine, freie Aminosäuren und proteolytische Enzyme (Blätter, Blattstiele) enthalten. Die löslichen Proteine besitzen eine Molekülmasse zwischen 1.000 und 4.500 g/mol sowie circa 150.000 g/mol. Einige Arten produzieren Latex.
Toxikologie
Wirkmechanismus
Die Toxikodynamik ist nicht gänzlich aufgeklärt und es existieren verschiedene Angaben zum Wirkmechanismus. Einigkeit herrscht bezüglich der Beteiligung der Oxalatraphiden. Bei Verletzung der Schließzellen werden diese freigesetzt. Die scharfen und spitzen Kristallstrukturen führen bei Kontakt zu einer mechanischen Verletzung von Haut und Schleimhaut. Anschließend kommt es möglicherweise zu einer lokalen Vergiftung durch Oxalsäure und Begleitsubstanzen (z.B. die pflanzlichen Enzyme) und einer Freisetzung von Gewebshormonen und Entzündungsmediatoren wie Histamin. Resorbierte Oxalsäure kann systemisch wirksam sein.
Der Gehalt an cyanogenen Glykosiden ist toxikologisch vermutlich nicht bedeutsam.
Symptome der Vergiftung
Hautkontakt kann zu Reizungen und Entzündungen mit Ödem führen. Kontakt mit dem Auge bewirkt Schmerzen und Tränenfluss. Im Tierversuch erweist sich eine Schädigung von Konjunktiva und Cornea als reversibel, Hornhauttrübungen verschwinden zumeist innerhalb von 72 Stunden.
Perorale Aufnahme von Pflanzenmaterial führt zu starken Reizungen der Schleimhäute des Gastrointestinaltrakts. Es kommt zu Schwellungen von Mundschleimhaut und Zunge, Schluckbeschwerden, Sprachstörungen und Schmerzen (z.T. mehrtägig). Bei Kindern wurden weiterhin Diarrhoe, Tachykardie und Hypersalivation beobachtet. Die Beschwerden können nach wenigen Stunden abklingen, bleiben teilweise jedoch über mehrere Tage bestehen. Gelegentlich wird von neurologischen Symptomen inkl. Lähmung und ZNS-Beteiligung berichtet. Die Aufnahme von Oxalsäure kann eine kardiotoxische Hypokalzämie und Schädigung der Nierentubuli bewirken.
- Mittlere Letaldosis LD50: 600 bis 900 mg Stammsaft je Tier (24 h); Tierversuch, Meerschweinchen, peroral.
Therapie der Vergiftung
Therapeutisch stehen resorptionsvermindernde Maßnahmen im Vordergrund, etwa Aktivkohle und Magenspülung mit Calciumgluconat. Die Zufuhr von Milch soll aufgrund des Calciumgehalts die Resorption von Oxalsäure/ Oxalaten ebenfalls reduzieren. Über die Indikation von induzierter Emesis ist ärztlich zu entscheiden. Lokal können Glukokortikoide und Antihistaminika appliziert werden. Blasen der Haut und Schleimhaut sind steril abzudecken und auf einen ausreichenden Tetanusschutz ist zu achten. Darüber hinaus erfolgt die Therapie symptomatisch.
Bei Augenkontakt sind die Augen mit lauwarmem Wasser zu spülen.
Anwendung
Dieffenbachia seguine wird unter der Bezeichnung Caladium seguinum im Rahmen der Homöopathie angewandt. Eine schulmedizinische Anwendung findet nicht statt. Von volksmedizinischer Bedeutung sind die Anwendung als Kontrazeptivum und Aphrodisiakum. Weiterhin nennenswert sind unter anderem die Anwendung bei Krebsleiden, Dysmenorrhoe, Ödemen und Warzen. Von einer landwirtschaftlichen Anwendung als Insektizid wird berichtet.
cave: von einer Anwendung nicht-homöopathischer Zubereitungen in der Selbstmedikation ist aufgrund der toxischen Eigenschaften und nicht belegter Wirksamkeit abzusehen.
Literatur
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.
- Wolf (Hrsg.): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis - Bd. 4, Drogen, 1992, Springer Verlag.
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