Chlamydiose (Katze)
Synonyme: feline Chlamydiose, Chlamydien-Infektion
Englisch: feline chlamydiosis
Definition
Als Chlamydiose bezeichnet man Infektionen mit Bakterien aus der Familie Chlamydiaceae, die bei der Katze hauptsächlich als akute bis chronische, ein- oder beidseitige Konjunktivitiden klinisch in Erscheinung treten.
Ätiologie
Als klassischer Erreger der Chlamydiose gilt Chlamydophila felis, ein obligat intrazellulär lebendes Bakterium. Nach einer Infektion dringt der Erreger in eine Epithelzelle ein, um dort einen Entwicklungszyklus zu durchlaufen, der mit dem Tod der Zelle und der Freisetzung großer Zahlen neuer und infektiöser Organismen (sog. Elementarkörperchen) abgeschlossen wird.
In den letzten Jahrzehnten konnten zudem auch vermehrt Bakterien mit Chlamydiaceae-entsprechenden Entwicklungszyklen ("chlamydia-like-organisms") nachgewiesen werden. Diese Erreger werden der Familie Parachlamydiaceae zugeordnet und werden auch bei frei lebenden Amöben als Endosymbionten gefunden. Da diese Mikroorganismen aber auch bei Katzen mit und ohne Augenerkrankungen auftreten, ist ihre ätiologische Bedeutung noch ungeklärt. Zusätzlich lassen sich bei Konjunktivitis-kranken Katzen vermehrt Chlamydophila pneumoniae nachweisen.
Epidemiologie
Entsprechend der Verbreitung von Chlamydophila felis treten weltweit Infektionen bei der Katze auf. Aufgrund dessen können regional unterschiedlich hohe Antikörperprävalenzen (bis zu 40 %) nachgewiesen werden - insbesondere innerhalb geschlossener Zuchten und Gruppenhaltungen.
Infektionen treten in jedem Lebensalter auf. Ein Großteil der erkrankten Tiere sind aber zwischen 5 und 16 Wochen alt, wobei aber auch Neugeborene unmittelbar nach dem Öffnen der Augenlider bereits typische Symptome zeigen können.
Pathogenese
Die Infektion findet vorwiegend durch direkten Kontakt oder Tröpfcheninfektion über erregerhaltiges Konjunktival- und Nasensekret statt. In seltenen Fällen kommt es auch zu einer genitalen Erregerübertragungen im Rahmen des Geburtsvorgangs, sodass die Jungkatzen bereits wenige Tage nach der Geburt klinisch erkranken.
Chlamydien zeigen einen besonderen Tropismus für die Epithelzellen der Konjunktiven. Zusätzlich können die Bakterien auch im Genitaltrakt gefunden werden. Auf welchem Wege die Chlamydien dorthin gelangen (hämatogen oder aszendierend) ist noch (2021) ungeklärt. Experimentelle Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass auch nach okulärer Infektion die Erreger im Blut nachweisbar sind, was wiederum auf eine systemische Ausbreitung hinweist und die Absiedlung in andere Organsysteme (Genitalien, Gelenke u.ä.) erklärt.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 3 und 10 Tagen.
Erkrankte Katzen zeigen von Beginn an Anzeichen einer Konjunktivitis mit vermehrt serösem Augenausfluss, Blepharospasmus sowie Rötung und Schwellung. Manchmal ist nur ein Auge betroffen, jedoch kommt es etwa 7 bis 10 Tage nach Einsetzen der Symptome auch zu einer Erkrankung des zweiten Auges. Unbehandelt bleiben die Symptome über lange Zeit (teilweise mehr als 6 Wochen) bestehen, ehe es zur Abheilung kommt. In schweren Krankheitsfällen bzw. im weiteren Verlauf entwickelt sich eine massiv ausgeprägte Hyperämie und Chemosis der Konjunktiven. Die Lymphfollikel schwellen an, sodass insbesondere die Nickhaut eine Größenzunahme erfährt.
Die Erkrankung wird von einer leicht ausgeprägten Rhinitis mit serösem Ausfluss, Niesen und Husten begleitet. Sowohl der Nasen- als auch der Augenausfluss kann binnen weniger Tage zunehmend mukösen bis mukopurulenten Charakter annehmen, v.a. bei sekundärer Ansiedlung fakultativ-pathogener Bakterien wie etwa Pasteurellen, Strepto- und Staphylokokken sowie Mykoplasmen. Im weiteren Verlauf kann die Entzündung auf die Hornhaut übergreifen eine Keratitis mit Ulzerationen verursachen. Gleichzeitige Infektionen mit viralen Erregern (z.B. Herpes- oder Caliciviren) verkomplizieren das Krankheitsbild und lösen oftmals erhebliche pulmonale Veränderungen hervor.
Zusätzlich leiden die Katzen auch an Störungen des Allgemeinbefindens. Es kommt zu Fieber bis über 40 °C, Inappetenz und Apathie.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen sind sämtliche Erkrankungen durch Viren des Katzenschnupfen-Komplexes auszuschließen. Zusätzlich müssen primäre und sekundäre Infektionen durch Mykoplasmen und aerobe fakultativ-pathogene Bakterien (Pasteurellen, Streptokokken, Staphylokokken, Bordetellen etc.) berücksichtigt werden.
Diagnose
Eine Verdachtsdiagnose kann häufig bereits auf Basis der Anamnese, der typischen Klinik und dem Ansprechen auf eine eingeleitete Therapie gestellt werden.
Die Diagnose wird durch den direkten Erregernachweis in gefärbten Konjunktivalabstrichen (z.B. mit Gimenez-, Stamp- oder Giemsa-Färbung) gesichert. Parallel dazu ist auch ein Nachweis der charakteristischen Elementarkörperchen-haltigen Einschlüsse in Epithelzellen oder eine PCR beweisend.
Der indirekte Erregernachweis mittels Serumantikörpern (ELISA, Immunfluoreszenz oder Komplementbindungsreaktion) ist nur in einer Doppeluntersuchung im Abstand von 2 bis 3 Wochen aussagekräftig. Serologische Untersuchungen empfehlen sich daher nur zur Beurteilung der Ausbreitungsdynamik innerhalb eines Bestandes.
Therapie
Konjunktivitiden sind mit Oxytetracyclin-haltigen Augensalben gut zu behandeln. Die lokale Therapie ist 4 bis 5 mal täglich und nach klinischer Heilung über mindestens 14 Tage fortzusetzen. Abhängig von der Klinik können auch systemisch wirkende Antibiotika (z.B. Erythromycin 15 bis 25 mg/kgKG BID, Doxycyclin 10 mg/kgKG SID p.o. oder Enrofloxacin 5 mg/kgKG SID) über jeweils 3 bis 4 Wochen verabreicht werden.
Die parenterale Behandlung mit Oxytetracyclin (7 mg/kgKG BID i.m. oder 20 mg/kgKG TID p.o.) ist vorwiegend schweren Verlaufsformen vorbehalten und wird häufig schlecht vertragen. Bei jungen und trächtigen Katzen hingegen muss auf Amoxicillin in Kombination mit Clavulansäure (10 bis 20 mg/kgKG BID) über 4 Wochen zurückgegriffen werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Chlaymdophila-felis-Infektionen können auch ohne Therapie binnen 4 bis 6 Wochen selbstständig ausheilen. Da der unbehandelte und dadurch verlängerte Krankheitsverlauf mit einer monatelangen Erregerausscheidung einhergeht, ist von einem abwartenden Therapieansatz mit Spontanheilung aus epidemiologischer Sicht abzuraten.
Prophylaxe
Es sind verschiedene Kombinationsvakzinen erhältlich, die neben verschiedenen Viren auch Chlamydophila felis in inaktivierter Form oder als attenuierten Impfstamm enthalten. Impfungen können ab der 8. bis 10. Lebenswoche verabreicht werden, gefolgt von einer Wiederholungsimpfung 3 bis 4 Wochen später. Eine Auffrischung ist nach 12 Monaten und dann jährlich durchzuführen.
Humanpathologie
Das zoonotische Potential von Chlamydophila felis ist noch nicht endgültig geklärt. Aufgrund von Erkrankungsfällen von Menschen, die engen Kontakt zu infizierten Katzen hatten, ist darauf zu schließen, dass die Bakterien auch auf den Menschen übertreten und zu klinisch manifesten Erkrankungen führen können. Patientenbesitzer sind daher auf besondere Hygienemaßnahmen hinzuweisen.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). 2007. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7
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