Chelator
von altgriechisch: χηλή ("chelé") - Krebsschere
Synonyme: Chelatbildner, Chelon, Komplexon, Sequestrierungsmittel, Maskierungsmittel
Definition
Als Chelatoren bezeichnet man organische oder selten anorganische Verbindungen, die zwei oder mehr freie Elektronenpaare aufweisen und damit mehr als eine koordinative Bindung mit einem zentralen (Metall-)Ion eingehen können. Damit haben sie die Fähigkeit, zwei- oder mehrwertige Kationen in stabilen, ringförmigen Komplexen (sogenannte Chelate) zu fixieren.
Physiologische Bedeutung
Der menschliche Organismus weist verschiedene Chelatoren auf, darunter das Protoporphyrin als Vorläufer des Häm-Moleküls oder verschiedene Proteine (beispielsweise Transferrin oder Coeruloplasmin), die in der Lage sind, mehrwertige freie Ionen zu binden und damit pathologische Reaktionen zu verhindern.
Therapeutische Bedeutung
Chelatoren haben die Fähigkeit, in Lösung vorkommende freie Ionen zu binden und damit chemisch zu inaktivieren. Diese Eigenschaft benutzt man häufig, um bei einer Vergiftung mit Metallionen (Beispiele: Blei, Eisen) die Ionen aus der Lösung auszukomplexieren und ihre toxische Wirkung auf den Organismus damit zu unterbinden.
Diagnostische Bedeutung
In der medizinischen Diagnostik werden Chelatoren (besonders EDTA) verwendet, um in Blutproben das für die Blutgerinnung essentielle Kalzium zu binden und damit die Blutprobe ungerinnbar zu machen oder um mehrwertige Ionen durch das Verfahren der Komplexometrie nachzuweisen.
Wichtige Chelatoren
Im folgenden sind einige, für die Medizin wichtige Chelatoren aufgelistet:
- EDTA: Antikoagulation von Blutproben in vitro, Spüllösung bei einer Wurzelkanalbehandlung
- Citrat: Antikoagulation von Blutproben in vitro
- Seignette-Salz: Bestandteil des Fehling-Reagens zum Nachweis von Aldehydgruppen in Kohlenhydraten
- Eisenchelatoren:
- Deferoxamin: Bindet vorwiegend Fe(III) und Aluminium, zum Teil auch Fe(II), Zink und Kupfer
- Deferasirox: Bindet nur Eisen
- Deferipron: Bindet nur Eisen
- Dimercaprol: außer Handel, von DMPS abgelöst
- Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS): Bei Intoxikationen mit Arsen, Blei und Quecksilber, Chrom, Kupfer, Kobalt, Antimon und Bismut
- Calciumtrinatriumpentetat (DTPA): Bei Intoxikationen mit Blei, Zink und Eisen, Chelatkomplexbildung mit Gadolinium (Gadolinium-DTPA) zur Anwendung einer MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel
- D-Penicillamin: Bei Intoxikationen mit Blei, Gold, Kupfer, Quecksilber, Kobalt, Cadmium und Zink, auch indiziert bei Morbus Wilson und rheumatoider Arthritis
- Tiuxetan: Wird für die Komplexierung von Radioisotopen wie 90Yttrium oder 111Indium genutzt
um diese Funktion zu nutzen.