Cabergolin
Handelsnamen: Cabaseril®, Dostinex®
Synonym: Cabergolinum, FCE21336
Englisch: cabergoline
Definition
Cabergolin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Dopaminrezeptor-Agonisten, der zur Behandlung des Morbus Parkinson und in der Stillzeit bei hyperprolaktinämischen Störungen eingesetzt wird. Außerdem wird er zur Behandlung des Prolaktinoms angewendet.
Chemie
Cabergolin ist ein Ergolinderivat. Die Summenformel ist C26H37N5O2. Chemische Namen sind:
- N-[(3-Dimethylamino)propyl]-N-[(ethylamino)carbonyl]-6-(2-propenyl)-ergoline-8b-carboxamid
- (6aR,9R,10aR)-N-[3-(Dimethylamino)propyl]-N-(ethylcarbamoyl)-7-prop-2-enyl-6,6a,8,9,10,10a-hexahydro-4H-indolo[4,3-fg]quinoline-9-carboxamid (IUPAC)
Die molare Masse beträgt 451,6 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 2,97. Die CAS-Nummer lautet 81409-90-7. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als weißes, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist.
Wirkmechanismus
Cabergolin wirkt an zentralen Dopamin-D2- und -D3-Rezeptoren als starker Agonist. Die Wirkung an postsynaptischen D2-Rezeptoren führt zur Verbesserung der Symptome von Bewegungsstörungen (Antiparkinson-Wirkung), an präsynaptischen D2-Rezeptoren zu neuroprotektiven Effekten. Zusätzlich führt die dopaminerge Wirkung über den Tractus tuberoinfundibularis zur Hemmung der hypophysären Prolaktinsekretion. Die fibrotischen Veränderungen an den Herzklappen werden über agonistische Wirkungen an 5-HT2B-Rezeptoren ausgelöst.
Pharmakokinetik
Cabergolin wird nach peroraler Applikation rasch absorbiert und unterliegt einem First-Pass-Effekt. Maximale Plasmaspiegel werden nach 0,5 bis 4 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 40-42 %, das Verteilungsvolumen ist wahrscheinlich sehr hoch (keine genaue Angabe verfügbar). Die Biotransformation in der Leber basiert vor allem auf Hydrolyse und nur zu einem geringen Teil auf Cytochrom P450. Die Elimination erfolgt mit dem Urin (18 bis 20 %, davon 2 bis 3 % unverändert) und mit den Faeces (55 bis 72 %). Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 63 bis 69 Stunden, bei Hyperprolaktinämie sogar 79 bis 115 Stunden.
Indikationen
Die Anwendung von Cabergolin ist bei folgenden Erkrankungen indiziert:
Dosierung
Die initiale Dosierungsempfehlung beträgt 0,5 mg Cabergolin (De-novo-Patienten) bzw. 1 mg Cabergolin (Patienten unter Levodopa). Um eine ausgewogene dopaminerge Wirkung zu erreichen, sollte die Cabergolin-Dosis langsam gesteigert, die Levodopa-Dosis reduziert werden. Die Dosisanpassung erfolgt am Anfang in wöchentlichen, später in 14-tägigen Abständen bis zu einer maximalen Tagesdosis von 3 mg Cabergolin.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Sehr häufige unerwünschte Wirkungen sind:
- Übelkeit
- Orthostatische Hypotonie
- periphere Ödeme
- Herzklappenerkrankungen an der Aorten-, Mitral-, Trikuspidalklappe mit Regurgitationen
- Fibrotische und seröse entzündliche Erkrankungen (Pleuritis, Pleuraerguss, Pleurafibrose, Lungenfibrose, Perikarditis, Perikarderguss, retroperitoneale Fibrose)
Bei der Verwendung von Cabergolin zum Abstillen können Nebenwirkungen auftreten, wie sie von Bromocriptin bekannt sind. In Einzelfällen wurde über Hypertonie, Myokardinfarkte, Krampfanfälle, Schlaganfälle oder psychiatrische Störungen berichtet. Prodromal traten dabei schwere Kopfschmerzen und/oder vorübergehende Sehstörungen auf.[1]
Wechselwirkungen
Dopaminantagonisten vermindern, Makrolidantibiotika verstärken die Wirkung von Cabergolin.
Antihypertensiva und andere blutdrucksenkend wirkende Arzneimittel verstärken das Risiko eines Orthostase-Syndroms unter der Behandlung mit Cabergolin.
Zu Wechselwirkungen zwischen Cabergolin und anderen Ergotalkaloiden liegen keine Informationen vor.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Cabergolin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
- Kombination mit CYP3A4-Inhibitoren
- Herzklappenerkrankungen
- Fibrotische Vorerkrankungen der Lunge, des Perikards und des Retroperitoneums
Schwangerschaft und Stillzeit
Cabergolin sollte während der Schwangerschaft nicht eingenommen und einen Monat vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden. Im Tierexperiment treten Cabergolin und/oder seine Metaboliten in die Muttermilch über. Für den Menschen liegen keine Angaben vor. Die Milchbildung wird unterdrückt. Es liegen keine Berichte über Symptome beim gestillten Säugling vor. Solange Milch produziert wird, kann auch unter Therapie gestillt werden. Cabergolin ist wegen seiner guten Verträglichkeit das Mittel der Wahl zum primären Abstillen.[2]
Toxizität
Bei Überdosierungen und Vergiftungen mit Cabergolin ist vor allem mit gastrointestinalen und zentralen Symptomen zu rechnen. Es kann ein paranoides Zustandsbild auftreten. Der Blutdruck kann stark abfallen. Die Behandlung erfolgt symptomatisch unter Anwendung von Dopaminantagonisten. Aufgrund der langen Halbwertszeit (Gesamtausscheidungsdauer ca. 14 Tage !) können die Vergiftungserscheinungen lange persistieren.
ATC-Code
- G02CB03 - Prolactinhemmer
- N04BC06 - Antiparkinsonmittel - Dopaminerge Mittel - Dopaminrezeptoragonisten
Quellen
- ↑ Anwendungseinschränkung Bromocriptin-haltiger Arzneimittel zur Hemmung der Milchbildung. Rote Hand Brief Dezember 2014, abgerufen am 01.04.2023
- ↑ Cabergolin. embryotox.de, abgerufen am 02.04.2023
Weblinks
- Gelbe Liste - Cabergolin, abgerufen am 01.04.2023
- Drugbank - Cabergoline, abgerufen am 01.04.2023
- PharmaWiki - Cabergolin, abgerufen am 02.04.2023
- PubChem: 54746
- MeSH: D000077465
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