Orthostase-Syndrom
Synonym: orthostatische Dysregulation
Definition
Das Orthostase-Syndrom ist ein Sammelbegriff für verschiedene Störungen der Kreislaufregulation, die beim Wechsel in die aufrechte Körperlage (Orthostase) auftreten.
Terminologie
Die Bezeichnung Orthostase-Syndrom wird vor allem im deutschsprachigen Raum als Überbegriff verwendet. Er umfasst verschiedene Krankheitsbilder bzw. Symptomkonstellationen, u.a. orthostatische Hypotonie, posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom oder orthostatische Intoleranz.
Physiologie
Im Normalfall steuert der Organismus dem durch die Orthostase entstehenden Blutdruckabfall mit der Orthostase-Reaktion entgegen. Ein Orthostase-Syndrom entsteht, wenn diese Gegenregulation des Körpers gestört ist.
Formen
Anhand der Befunde beim Schellong- oder Kipptisch-Test werden unterschiedliche Muster unterschieden:
| Form | Systolischer Blutdruck | Diastolischer Blutdruck | Herzfrequenz | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|
| Sympathikotone orthostatische Hypotonie | ↓ | ↑ | ↑ (mind. 16/min) |
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| Asympathikotone orthostatische Hypotonie | ↓ | ↓ | - |
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| Vasovagale orthostatische Hypotonie | ↓ | ↓ | ↓ |
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| posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS) | - | - | ↑ (≥ 30/min Erwachsene, ≥ 40/min Kinder/Jugendliche, oder absolut > 120/min) |
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In seltenen Fällen kann es auch zur orthostatischen Hypertonie (OHT) kommen.
Symptome
Zu den typischen Symptomen des Orthostase-Syndroms gehören:
Diagnostik
Therapie
Bei einem Orthostase-Syndrom sollte der Patient über die Diagnose und die präventiven Maßnahmen aufgeklärt werden. Bei bekannter zugrundeliegender Ursache kann diese ggf. behandelt werden. Medikamente, die eine Hypotonie begünstigen, werden vermieden (z.B. Diuretika). Auf eine ausreichende Trinkmenge (z.B. mindestens 2 l/d) und Kochsalzzufuhr muss geachtet werden. Weiterhin hilfreich sind regelmäßiges Ausdauertraining.
Hilfreich zur Überwindung der meist morgendlich auftretenden Hypotonie sind kreislaufwirksame, isometrische Übungen während des Aufstehvorgangs. So kann durch Aktivierung der Unterschenkelmuskulatur im Wadenbereich bereits im Liegen der venöse Rückstrom aktiviert werden. Zwischen Liegen und Aufstehen kann auch eine zweiminütige Sitzphase eingelegt werden.
Ebenfalls wirksam ist der Wechsel in eine kalte Umgebung (Öffnen des Schlafzimmerfensters). Kälte bewirkt eine Vasokonstriktion und steigert ebenfalls den venösen Rückstrom. Ebenfalls kann das Trinken von starkem Kaffee (Koffein) erwogen werden.
Sind die Allgemeinmaßnahmen nicht ausreichend, kann Fludrocortison eingesetzt werden (z.B. 0,1–0,3 mg/d p.o. über 3 Tage, nach Therapieansprechen dann Dosisreduktion auf 0,05–0,1 mg/d p.o.). Die maximale Therapiedauer beträgt 2 Monate. Alpha-1-Sympathomimetika, wie Midodrin, kommen nur in schweren Einzelfällen zum Einsatz.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.