Aeromonas-Septikämie (Geflügel)
Synonym: Aeromonas-hydrophila-Infektion
Definition
Die Aeromonas-Septikämie ist eine sporadisch auftretende und in den meisten Fällen akut-septikämisch verlaufende Infektionskrankheit des Wassergeflügels. Sie wird durch Aeromonas hydrophila ausgelöst.
Ätiologie
Aeromonas hydrophila ist ein gramnegatives, Oxidase- und Katalase-positives, fein gebautes, 1 bis 2 µm großes und polar begeißeltes Stäbchenbakterium aus der Gattung Aeromonas. Der Erreger ist auf Blutagar und unter aeroben Bedingungen anzüchtbar. Es zeigt sich ein Wachstum großer, runder, gelblich-grauweißer und schleimiger Kolonien, die meist eine β-Hämolyse zeigen.
Aeromonas hydrophila ist bedingt pathogen, wobei die einzelnen Stämme Virulenzunterschiede aufweisen und verschiedene Virulenzfaktoren besitzen (u.a. Hyaluronidase, Hämolysin, Plasmakoagulase, Fibrinolysin, Leukozidin und mehrere Toxine). Bei der intestinalen Besiedlung sollen v.a. Lipopolysaccharide des O-Antigens eine entscheidende Rolle spielen.
Epidemiologie
Aufgrund der ausgeprägten Tenazität kommt es bei Wassertemperaturen zwischen 20 und 28 °C in verunreinigten Oberflächengewässern sowie im Abwasser zu einer raschen Vermehrung der Bakterien. Ähnliche Verhältnisse können auch in kontaminierten Tränksystemen und in Badegelegenheiten beobachtet werden.
Betroffen sind vorrangig Wassergeflügel, jedoch können auch Puten und Hühner erkranken.
Pathogenese
Aeromonas hydrophila wird entweder oral aufgenommen oder gelangt über Hautverletzungen in den Körper. Neben einem hohen Infektionsdruck bestimmen weitere Faktoren die Krankheitsentstehung und den Verlauf.
Bei der Aeromonas-Septikämie handelt es sich jedoch meist um ein multifaktorielles Geschehen.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt bei experimenteller Infektion zwischen 24 und 72 Stunden.
Ein akuter Krankheitsverlauf geht mit schweren Allgemeinstörungen, Diarrhö, Dyspnoe und Exsikkose einher. Oftmals versterben die Tiere binnen 24 bis 48 Stunden. Kommt es jedoch zu einer kutanen Infektion, entwickelt sich häufig eine ödematös-nekrotisierende Dermatitis.
Durch Koinfektionen mit anderen Pathogenen (z.B. Escherichia coli) wird der Krankheitsverlauf deutlich verkompliziert. Innerhalb der Herde können vermehrt plötzliche Todesfälle beobachtet werden.
Pathohistologie
Sowohl die Muskulatur als auch die Schleimhäute weisen Blutungen auf. Die Leber ist blaurot-grünlich verfärbt, geschwollen und von Infarktnekrosen gekennzeichnet. Zusätzlich sind die Milz und die Nieren vergrößert und diffus dystrophisch verändert.
Septikämische Krankheitsverläufe gehen mit einer fibrinösen Perikarditis, Perihepatitis, Aerosacculitis, Salpingitis und Aszites einher.
Differenzialdiagnosen
Bei entsprechenden Hautveränderungen sind folgende Differenzialdiagnosen auszuschließen:
Bei einem septikämischen Verlauf müssen folgende Erkrankungen berücksichtigt werden:
- exsudative Septikämie
- Septikämien durch Escherichia coli (Coliseptikämie) oder andere Bakterien
- Hämorrhagische Puten-Enteritis
Diagnose
Die Diagnose erfolgt über den direkten Erregernachweis aus veränderten Organen frisch verstorbener oder euthanasierter Tiere. Die Anzucht gelingt bei 37 °C und auf 5%igem Blutagar. Anschließend ist eine biochemische oder zytochemische Identifizierung durch das MALDI-TOF-System durchzuführen.
Therapie
Die Infektion kann nach Erstellung eines Antibiogramms erfolgreich mit geeigneten Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Amoxicillin, Sulfonamide) behandelt werden. Parallel dazu ist die Infektionsquelle aufzuspüren und abzustellen.
Zoonotische Bedeutung
Aeromonas spp. sind u.a. Erreger von Lebensmittelinfektionen beim Menschen und können Durchfallerkrankungen verursachen.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4