Hämolysin
Englisch: hemolysin
Definition
Hämolysine sind bakterielle Exotoxine, die in vitro eine Auflösung roter Blutkörperchen (Hämolyse) bewirken.
Hintergrund
Die Visualisierung der Hämolyse von Erythrozyten in Agarkulturen erleichtert die mikrobiologische Klassifizierung von pathogenen Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken. Diese In-vitro-Aktivität bedeutet aber nicht zwingend, dass Hämolysin-produzierende Erreger während einer Infektion in vivo eine signifikante Hämolyse und damit eine Anämie auslösen. Vielmehr weist die Produktion von Hämolysinen darauf hin, dass die Erreger in der Lage sind, enzymatisch Körperzellen zu attackieren. Dabei richten sie ihre Aktivität auch auf Leukozyten, was im Infektionszusammenhang meist gravierender ist als der Verlust von Erythrozyten.
Struktur
Bei den meisten Hämylosinen handelt es sich um Proteine, vereinzelt aber auch um Biosurfactants.
Aufgabe
Hämolysine dienen dem Bakterium in erster Linie dazu, Nahrungsstoffe von Wirtszellen aufzuschließen. So ist zum Beispiel Eisen ein wichtiger Wachstumsfaktor vieler pathogener Erreger. Aufgrund seiner Toxizität als Radikalbildner ist es in lebenden Geweben jedoch nur in niedriger Konzentration vorhanden. Die Auflösung der Erythrozyten dient den Keimen dazu, dass eisenhaltige Häm freizusetzen und es zu verstoffwechseln. Hämolysine werden deshalb von Bakterien in eisenarmen Milieus verstärkt gebildet.
Einige Hämolysine, wie das Listeriolysin O erlauben es den Bakterien, der Phagozytose durch das Immunsystem zu entgehen.