Aeromonas
von altgriechisch: ἀέρος ("aéros") - (Luft, Gas); μονᾰ́ς ("monás") - Einheit
Definition
Aeromonas bezeichnet eine Gattung von fakultativ anaeroben, gramnegativen Bakterien.
Taxonomie
- Domäne: Bakterien
- Abteilung: Proteobacteria
- Klasse: Gammaproteobacteria
- Ordnung: Aeromonadales
- Familie: Aeromonadaceae
- Gattung: Aeromonas
- Familie: Aeromonadaceae
- Ordnung: Aeromonadales
- Klasse: Gammaproteobacteria
- Abteilung: Proteobacteria
Die einzelnen Arten können in zwei Gruppen gegliedert werden:
- mesophile Gruppe: z.B. Aeromonas hyrophila
- psychrophile Gruppe: z.B. Aeromonas salmonicida
Eigenschaften
Aeromonaden sind fakultativ anaerobe, gramnegative, z.T. kokkoide Stäbchenbakterien. Die mesophile Gruppe ist i.d.R. polar monotrich begeißelt. Sie sind fermentativ, oxidase- und katalasepositiv und produzieren mehrere hochaktive Enzyme (Proteasen, Esterasen, Amylasen).
Aeromonaden finden sich ubiquitär im Wasser (Süß-, Brack- und Meerwasser) und z.T. im Erdreich. Sie weisen eine große Temperaturtoleranz (1 bis 45 °C) auf, reagieren jedoch empfindlich auf starkes Erhitzen. Ihr Wachstumsoptimum liegt bei 28 °C, sie können jedoch auch zwischen 0 bis 5 °C wachsen.
Pathologie
Aeromonaden sind als Krankheitserreger bei verschiedenen Tieren (v.a. Fische, Reptilien) identifiziert.
Die wichtigsten humanpathogenen Arten sind:
- Aeromonas hydrophila
- Aeromonas caviae
- Aeromonas dhakensis
- Aeromonas veronii biovar sobria
- Aeromonas schubertii
Der Nachweis dieser Arten in Stuhlproben ist mit dem Auftreten von wässrigen sowie blutig-schleimigen Gastroenteritiden assoziiert. Ausgangspunkt sind kontaminierte Oberflächen sowie Lebensmittel, die mit kontaminiertem Wasser in Kontakt kommen. Die kausale Bedeutung ist jedoch umstritten. Die Übertragungsrate von Mensch zu Mensch ist sehr gering. Häufig besteht eine asymptomatische Besiedlung des Intestinaltrakts.
In einigen Fällen führt die Besiedlung mit Aeromonas zu einem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Bei multimorbiden Säuglingen und immungeschwächten Patienten kann Aeromonas sogar eine Sepsis verursachen. Nach Wundinfektionen durch Frischwasser- oder Bodenkeime bei Traumapatienten traten ebenfalls septische Verläufe auf. Die Letalität schwankt zwischen 25 % für immungeschwächte Erwachsene mit Sepsis und über 90 % bei Patienten mit Muskelnekrosen.
Aeromonaden finden sich auch bei nosokomialen Bakteriämien z.B. durch Katheterinfektionen, chirurgischen Eingriffen oder bei medizinischer Verwendung von Blutegeln. Aeromonas kann außerdem ein Ecthyma gangraenosum verursachen. Dabei entstehen hämorrhagische Vesikel mit zentralen Nekrosen und Ulzerationen, umgeben von einem erythematösen Randsaum. Diese Läsionen ähneln denen von Pseudomonas aeruginosa.
Weitere beschriebene klinische Manifestationen sind:
Diagnostik
Aeromonaden wachsen auf Blutagar mit 20 µg/ml Ampicillin (primäre Resistenz) als stark hämolysierende Kolonie. Alternativ kann CIN-Agar (Cefsoludin-Irgasan-Nalidixin-Agar) verwendet werden. Hierbei wachsen sie wie Yersinia enterocolitica unter Ausbildung sogenannter "Kuhaugen" (zentraler dunkelroter Punkt mit diffusem Randsaum).
Verdächtige Kolonien müssen dabei oxidasepositiv sein und können biochemisch weiter differenziert werden. Entscheidend ist der PCR-gestützte Nachweis von Enterotoxinen, Proteasen und weiteren Enzymen.
Als Umweltkeim ist der Nachweis immer unter Berücksichtigung des klinischen Bildes kritisch zu beurteilen. Ein serologischer Nachweis ist zur Zeit (2019) nicht möglich.
Therapie
Gastroenteritiden verlaufen i.d.R. selbstlimitierend und bedürfen meist nur einer symptomatischen Therapie (z.B. Volumengabe).
Bei Wundinfektionen oder opportunistischen Infekten sollte eine Antibiotikatherapie erfolgen. Aeromonas spp. reagieren i.d.R. sensibel auf Fluorchinolone (z.B. Ciprofloxacin 500 mg alle 12 Stunden p.o. oder 400 mg alle 12 Stunden i.v.). Weiterhin werden Cefepim, Ceftazidim, Aztreonam sowie Cotrimoxazol eingesetzt.[1]
Da Aeromonas verschiedene Betalaktamasen entwickeln kann, sollte die Wahl des Antibiotikums stets unter Berücksichtigung eines Antibiogramms erfolgen. Es besteht keine Meldepflicht.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.