Blutegel
Synonym: Hirudinea
Englisch: leech
Definition
Der Blutegel ist ein Ektoparasit, der sich von tierischem, aber auch menschlichem flüssigen Proteinen ernährt. Er wird in der Medizin auch zu therapeutischen Zwecken genutzt, wobei in Deutschland ausschließlich der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) vorkommt. Ein krankhaften Befall mit Blutegeln bezeichnet man als Hirudiniasis.
Morphologie
Ein medizinischer Blutegel ist ca. 5 cm lang, sein Rücken ist dunkelbraun bis schwarz, während sein Bauch eine grünliche Färbung aufweist. Außerdem verfügt er über einige rote Bänder und Punkte an den Längsseiten. Je nach "Art". Der Schwimmstil des Blutegels ähnelt dem von Delphinen.
Ernährung
Am Kopf und am Hinterende des Blutgels befinden sich je eine Saugscheibe, mit deren Hilfe sich der Egel an seinem Wirt festsaugt. Um an die flüssigen Proteine zu gelangen, beißt sich der Egel mit drei rasiermesserscharfen Kiefern durch die Epidermis des jeweiligen Wirtes. Dabei gibt er analgesierende Substanzen und den Gerinnungshemmer Hirudin in die Blutbahn seines Wirts ab. Dadurch wird verhindert, dass das Blut koaguliert.
Fortpflanzung
Blutegel sind „zwittrige“ Würmer, ihre Geschlechtorgane, die männlichen sind nach 6 Monaten reif die weiblichen nach 9 Monaten. Vorzugsweise verpaaren sich 2 Tiere, diese liegen beim Akt Bauch an Bauch, mit den Schwanzenden entgegengesetzt. Die Blutegel zeigen ca. 4-6 Wochen nach der Befruchtung ein Befruchtungsmerkmal, einen gelben Fleck in den vorderen Segmenten, sie suchen dann das Ufer ihrer Heimatgewässer auf um ihre Kokons oberhalb des Wassers abzulegen. Die in den Kokon abgelegten Eier werden durch die Sonne ausgebrütet. In den Kokons sind 5 bis 25 befruchtete Eier, dies sorgt für den Erhalt der Art und für die Funktion von Würmern im Tierreich als Nahrungsreserve für andere Tiere.
Medizinische Bedeutung
Die Blutegeltherapie zählt zu den ältesten Therapieformen der Welt überhaupt. Schon im alten China und in Indien wurden Blutegel vor einigen tausend Jahren mit Erfolg eingesetzt, aber auch in Europa gibt es schon eine längere Tradition der "Ausleitungstherapien". Zu diesen Ausleitungstherapien gehören neben dem Schröpfen und Cantharidenpflaster auch die Blutegel. Der Blutegel ist ein wechselwarmes Tier welches auf Temperaturunterschiede sensibel reagiert. Wen wundert es, da Entzündungen immer mit lokalen Temperaturerhöhungen einher gehen, dass die Blutegel instinktiv in diese Stellen beißen.
Blutegel werden in der naturheilkundlichen Praxis bei einer Vielzahl von Indikationen eingesetzt, unter anderem bei Varikosis, Hämorrhoiden, Arthrosen, Kopfschmerzen und Dysmenorrhoe. In der Chirurgie verwendet man sie z.B. zur Therapie von Lymphödemen und nach Lappenplastiken zur Verbesserung der Durchblutung.
Anwendung
Die Blutegel werden mit einem Holzspatel aus ihrem Wasserglas gefischt und in ein kleines Glasgefäß gesetzt. In diesem werden sie direkt an die Stelle des Körpers gebracht, an der die Egel saugen sollen. So wird verhindert, dass die Blutegel wahllos über den Körper des Patienten kriechen und unangenehme Gefühle hinterlassen.
Das Festsaugen des Blutegels spürt der Patient in der Regel nichts, das Festbeißen erzeugt allenfalls einen leichten ziehenden Schmerz. Im allgemeinen dauert die Blutmahlzeit des Egels zwischen 1 bis 3 Stunden.
Die Bißstellen der Egel bluten nach dem Abfallen in etwa noch 8 bis 24 Stunden leicht nach. Der Patient wird mit einer sterilen Wundauflage und einem saugfähigen Verband versorgt, der einige Stunden liegen bleibt. Nach dem Stillstand der Nachblutung sind die Bißstellen mit einem mehr oder weniger großen Hämatom umgeben, was aber allenfalls ein kosmetisches Problem darstellt und nach einigen Tagen komplett verschwunden ist.
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