Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Definition
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie erweitert die Facharztkompetenz der Kinder- und Jugendmedizin um spezialisierte Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Diagnostik, Therapie und Prävention gastrointestinaler, hepatobiliärer und ernährungsmedizinischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.
Hintergrund
Die pädiatrische Gastroenterologie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem hochspezialisierten Teilgebiet entwickelt. Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelallergien, Motilitätsstörungen und angeborene hepatobiliäre Defekte erfordern eine differenzierte Diagnostik und komplexe Therapieansätze. Fortschritte bei Endoskopie, Sonografie, molekulardiagnostischen Verfahren und modernen Therapiekonzepten (z.B. Biologika bei CED) ermöglichen eine präzisere Diagnostik und individuell abgestimmte Behandlung.
Zielsetzung
Die Zusatzweiterbildung soll gewährleisten, dass Kinderärzte über eine ausreichende fachliche Expertise verfügen, um gastrointestinale und hepatologische Erkrankungen im Kindesalter sicher zu erkennen, leitlinienorientiert zu behandeln und langfristig zu begleiten. Die Versorgung soll unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Standards erfolgen.
Weiterbildung
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie ist Bestandteil der (Muster-)Weiterbildungsordnung 2020 der Bundesärztekammer.
Weiterbildungsablauf
Voraussetzung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung ist die abgeschlossene Facharztanerkennung in Kinder- und Jugendmedizin.
Erforderlich sind in der Regel:
- Mindestens 24 Monate strukturierte Weiterbildung an einer anerkannten Weiterbildungsstätte für pädiatrische Gastroenterologie unter Anleitung einer befugten Person
- Dokumentation von Mindestfallzahlen diagnostischer und therapeutischer Verfahren, beispielsweise Endoskopien, Sonografien des Abdomens, Betreuung von Patienten mit CED, Durchführung von Ernährungstherapien und chronischen Diarrhöen
Weiterbildungsinhalt
Die Weiterbildung beinhaltet den Erwerb praktischer und theoretischer Kompetenzen in der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen höheren Schwierigkeitsgrades, unter anderem:
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Gastroösophageale Refluxerkrankung, eosinophile Ösophagitis
- Chronische und akute Diarrhöen, Malabsorption, Zöliakie
- Funktionelle gastrointestinale Störungen, einschließlich Reizdarm und funktioneller Bauchschmerzen
- Lebererkrankungen wie Hepatitiden, cholestatische Erkrankungen, autoimmune Hepatitis, angeborene Stoffwechselerkrankungen mit Leberbeteiligung
- Ernährungsmedizin inklusive enteraler und parenteraler Ernährung, Versorgungsstrategien bei Gedeihstörungen
- Motilitätsstörungen des Gastrointestinaltraktes, z.B. Achalasie oder intestinale Dysmotilität
- Diagnostik und Therapie seltenen Erkrankungen wie Morbus Wilson, Alpha-1-Antitrypsinmangel oder angeborenen Gallengangsfehlbildungen
Zusätzlich gehören zur Weiterbildung:
- Durchführung und Interpretation der pädiatrischen abdominellen Sonografie, endoskopischer Verfahren sowie funktioneller Untersuchungen wie Atemtests
- Differenzierte Ernährungsberatung und Erstellung von Therapieplänen bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und komplexen Ernährungsproblemen
- Indikationsstellung und Management von Biologikatherapien bei CED nach aktuellen Leitlinien
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit unter anderem mit Ernährungsmedizin, Radiologie, Kinderchirurgie, Psychosomatik und Stoffwechselmedizin
- Langzeitbetreuung, einschließlich Transition in die Erwachsenen-Gastroenterologie
- Versorgung von Patienten mit Kurzdarmsyndrom und intestinalem Versagen inklusive Heimparenteraler Ernährung
- Notfallmanagement gastroenterologischer Akutsituationen wie GI-Blutung, akute Pankreatitis und toxische Megakolonkomplikationen
- Koordination interdisziplinärer Fallbesprechungen sowie Schnittstellenarbeit mit Erwachsenenhepatologie und Gastroenterologie
Quellen
- BÄK: Zusatzweiterbildung "Kinder- und Jugend-Gastroenterologie ", Bundesärztekammer, abgerufen am 25.11.2025
- DGKJ: Kinder-Gastroenterologie: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, abgerufen am 26.11.2025