Motilitätsstörung
Synonym: Dysmotilität
Englisch: (gastrointestinal) motility disorder
Definition
Motilitätsstörungen sind Störungen des physiologischen Bewegungsmusters von Verdauungsorganen. Im erweiterten Sinn wird der Begriff auch für Störungen von Muskelsystemen (z.B. Augenmuskulatur) verwendet.
Hintergrund
Der Verdauungstrakt weist in seinem gesamten Verlauf glatte Muskulatur in seiner Wand auf. Entsprechend können fast alle Abschnitte von Motilitätsstörungen betroffen sein, also
Klinisch gesehen spielen Motilitätsstörungen des Ösophagus, des Magens, des Colons und des Rektums die größte Rolle.
Einteilung
...nach Art der Störung
Motilitätsstörungen können entweder durch eine verringerte oder eine gesteigerte Motilität zustande kommen. Entsprechend unterscheidet man:
- Hypomotilität: verringerte Bewegungen
- Hypermotilität: gesteigerte Bewegungen
Die einer Hypomotilität zugrundeliegende Tonusminderung der glatten Muskulatur nennt man auch Achalasie.
..nach Ursache der Störung
- primäre Motilitätsstörungen: Motilitätsstörungen als eigenständiges Phänomen
- sekundäre Motilitätsstörungen: Motilitätsstörungen aufgrund anderer Grunderkrankungen
...nach betroffenem Abschnitt des Gastrointestinaltrakts
- Ösophagusmotilitätsstörung (Speiseröhre)
- Magenmotilitätsstörung (Magen)
- Intestinale Motilitätsstörung (Dünndarm, Colon, Rektum)
Krankheitsbilder
Beispiele für Motilitätsstörungen der Verdauungsorgane sind:
Diagnostik
Zunächst muss das Vorliegen von mukosalen oder strukturellen Erkrankungen ausgeschlossen werden. Die anschließende Diagnose von Motilitätsstörungen ist aufwendig, da es nicht um die einfache bildliche Darstellung, sondern um die funktionelle Bewertung von Darmbewegungen geht.
Manometrie
Die Methode der Wahl ist die Manometrie, die aber nur in geeigneten Darmabschnitten zur Anwendung kommt. Man unterscheidet:
- Ösophagusmanometrie: Untersuchung der Speiseröhre
- Antroduodenale Manometrie: Untersuchung von Magenausgang und Duodenum
- Dünndarmmanometrie: Untersuchung des Dünndarms
- Kolonmanometrie: Untersuchung des Colons
- Rektum-Manometrie: Untersuchung des Rektums und der Schließmuskel
Die Barostat-Technik erlaubt diagnostische Aussagen über die Zusammenhänge von Volumen und Druck mit Hilfe eines intraluminalen Ballons im Rektum. Durch die langsame Entfaltung des Ballons werden die Füllungswahrnehmung des Patienten und der Defäkationsreflex geprüft.
Durchleuchtung
Darüber hinaus ermöglicht die dynamische Röntgenbilddarstellung (Durchleuchtung) unter Verwendung von Kontrastmitteln eine qualitative Aussage über das Bewegungsverhalten einzelner Abschnitte des Verdauungstrakts.
Sonstige
Therapie
Die Therapie ist abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild. Sie kann diätetische Maßnahmen, Medikamente (z.B. Prokinetika) und invasive Eingriffe umfassen.
Quellen
- Keller J, Bassotti G, Clarke J: Expert consensus document: Advances in the diagnosis and classification of gastric and intestinal motility disorders. Nat Rev Gastroenterol Hepatol. 2018 Apr 6. doi: 10.1038/nrgastro.2018.7.