Wespengift
Synonyme: Vespae veneum u.a.
Handelsnamen: Reless® Wespengift, Venomil® Wespe, Venomenhal® Wespe u.a.
Englisch: wasp venom
Definition
Wespengift kommt in der Medizin als Hyposensibilisierungsmittel gegen Insektengiftallergien zum Einsatz.
Hintergrund
Von der Insektengiftallergie sind 1 bis 5% der deutschen Bevölkerung betroffen. Hierbei haben die meisten nicht nur eine Wespengift-, sondern auch gleichzeitig eine Bienengiftallergie. Die Arzneimittel enthalten reines, lyophilisiertes Wespengift.
Im Rahmen eines Intrakutantests lässt sich durch Injektion des gelösten Allergenkonzentrats unter die Haut herausfinden, ob es zu einer allergischen Reaktion kommt. Dies bedeutet jedoch auch, dass eine sofortige Notfallbereitschaft von enormer Relevanz ist, da die Allergie nicht absehbar ist. Nach einem solchen Test wird das Blut im Labor auf erhöhte Konzentrationen an IgE untersucht, was einen Hinweis auf eine Sensibilisierung gegen das Allergen und eine spätere mögliche allergische Reaktion geben kann.
Je nach Anamnese, Hauttest sowie FEIA (Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay) wird über die Anwendung des Bienen- bzw. Wespengifts entschieden. Ist eine eindeutige Entscheidung zwischen Bienen- und Wespengift nicht möglich, erfolgt konsekutiv eine Immuntherapie mit beiden Giften. Die gleiche Vorgehensweise erfolgt auch bei Doppelsensibilisierungen. Hierbei wird in der Regel zuerst das Gift verabreicht, gegen das eine stärkere Sensibilisierung vorhanden ist. Wird die Erhaltungskonzentration erreicht, so erfolgt die zweite Immuntherapie.
Wirkstoffe
Zu den Hauptkomponenten bzw. Hauptallergenen des Wespengifts zählen die Hyaluronidase sowie die Proteine Phospholipase A und Phospholipase B.
Indikationen
Wespengift ist im Rahmen der Immuntherapie gegen eine allergische Reaktion vom Typ I, also eine Allergie vom Soforttyp, auf Insektenstiche, u.a. Wespen- und Hornissenstiche, indiziert.
Applikationsformen
Der Wirkstoff wird als Pulver bzw. Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung appliziert. Die zur Injektion vorgesehenen Hyposensibilisierungsimpfstoffe sind aufgrund der hohen Gefahr einer allergischen Reaktion ausschließlich in der Klinik und durch allergologisch erfahrene Ärzte zu verabreichen.
Nebenwirkungen
- Schmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen
- Müdigkeit
- Reaktionen an der Injektionsstelle: Hämatome, Verfärbung
- allergische Reaktionen: Ekzeme, Ödeme
- Speichelfluss
Kontraindikationen
- akute sowie chronisch-entzündliche Erkrankungen mit oder ohne Fieber
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Die gleichzeitige Anwendung von Betablockern und ACE-Hemmern ist kontraindiziert.
- Erkrankungen mit Adrenalin-Kontraindikation
- Asthma bronchiale
- Multiple Sklerose
- Immundefekte, Autoimmunerkrankungen
- maligne Tumore
- Schwangerschaft und Stillzeit aufgrund mangelnder Untersuchungen
- Säuglinge und Kinder unter 12 Jahren aufgrund mangelnder Untersuchungen