Toxoplasmose (Geflügel)
Synonym: Toxoplasma-Infektion
Englisch: toxoplasmosis
Definition
Die Toxoplasmose ist eine durch Protozoen der Gattung Toxoplasma ausgelöste Infektionskrankheit beim Geflügel.
Ätiologie
Toxoplasmen treten - abhängig vom Entwicklungsstadium - in unterschiedlichen Stadien auf. Man unterscheidet:
- Oozysten: Werden vom Endwirt ausgeschieden, sind rundlich, farblos, im Mittel 12 x 10 µm groß und enthalten im sporulierten (infektiösen) Zustand 2 Sporozysten mit je 4 Sporozoiten.
- Tachyzoiten (Endozoiten): Sind leicht gebogene, halbmondförmige und 4 bis 7 x 2 bis 4 µm große Zellen mit einem Apicalkomplex am Vorderpol und einem Zellkern in der hinteren Zellhälfte. Sie entstehen während der intrazellulären Vermehrung in einer parasitophoren Vakuole durch rasche Endodyogenie.
- Bradyzoiten (Zystozoiten): Tachyzoiten wandeln sich in Bradyzoiten und umgekehrt um (Stadienkonversion). Sie unterscheiden sich untereinander in ihren Oberflächenantigenen und hinsichtlich ihres Stoffwechsels.
Epidemiologie
Toxoplasmen sind weltweit verbreitet. Aufgrund der isolierten Haltungsbedingungen kommen Infektionen in industriellen Mast- und Legebeständen jedoch nur sehr selten vor. Bei Freilandhühnern hingegen ist die Infektionsrate deutlich höher.
Gelegentlich können Toxoplasma auch aus Truthühnern, Gänsen, Straußen und Tauben isoliert werden. Wildvögel sind verhältnismäßig häufig infiziert.
Pathogenese
Geflügel infizieren sich hauptsächlich durch kontaminiertes Futter, das sporulierte Oozysten enthält. Zusätzlich finden Infektionen auch durch das Fressen von Insekten (Fliegen, Schaben, Käfer), Würmern oder Mollusken statt, an denen die Oozysten haften.
Eine Infektion (sowohl mit Zysten als auch Oozysten) verläuft in der Regel unauffällig. Bei experimentell mit Zysten infizierten Hühnern konnte transient eine Parasitämie sowie eine verminderte Fresslust und eine beeinträchtigte Legeleistung nachgewiesen werden. Die befallenen Tiere bleiben zeitlebens Parasitenträger. Bei Küken können orale Infektionen hingegen zu schweren Erkrankungen und zum Tod führen.
Klinik
Latent infizierte Hühner zeigen keinerlei Veränderungen sowie Symptome.
Klinisch manifeste Erkrankungen gehen mit einem blassen Kamm, Apathie, Anorexie, Kachexie, Diarrhö, ataktischen Bewegungen, Mydriasis, Retinaveränderungen und Blindheit einher. Neben Tauben können auch Gänse und Enten schwer erkranken.
Pathohistologie
Bei der Sektion akut erkrankter Vögel können folgende Befunde auffallen: Enzephalitis, Chorioretinitis, Myokarditis, Herzmuskelschwellung, lokale Nekrosen in der Leber und Milz, Splenomegalie, Enteritis, Abszesse in der Darmwand, Pneumonie.
Diagnose
Die Diagnose akuter Toxoplasmosen wird durch die Sektionsbefunde - in Kombination mit histologischen Untersuchungen - gesichert. Bei der Befundung sind insbesondere die peripheren Nerven zu beurteilen. Beim Huhn ist die Chiasmanekrose pathognomonisch.
Latente Infektionen können serologisch mittels ELISA und direktem Agglutinationstest bestätigt werden.
Therapie
Eine Kausaltherapie ist nicht verfügbar.
Prophylaxe
Die Bekämpfung erfolgt durch die Vermeidung der Erregereinschleppung in Stallungen und Futterplätze durch infizierte Katzen.
Zoonotische Bedeutung
Da die Toxoplasmen in Hühnereiern nur äußerst selten vorkommen und Geflügelfleisch nur gekocht verzehrt wird, haben infizierte Geflügel in der Epidemiologie der humanen Toxoplasmose keine Bedeutung.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
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