Teplizumab
Handelsname: Tzield®
Synonyme: MGA-031, PRV-031, humanized OKT3gamma1(Ala-Ala), Muromonab-CD3
Englisch: teplizumab
Definition
Teplizumab ist ein immunsuppressiv wirkender monoklonaler Anti-CD3-Antikörper, der bei Erwachsenen und Kindern ab 8 Jahren zur Behandlung eines Diabetes mellitus Typ 1 im Frühstadium eingesetzt wird.
Hintergrund
Der Diabetes mellitus Typ 1 kann in drei Stadien eingeteilt werden. Das erste Stadium liegt bei asymptomatischen Personen mit Autoantikörpern (mindestens zwei Inselautoantikörper) bei normalen Blutzuckerwerten vor. Im präklinischen Stadium 2 kommen Veränderungen des Glukosestoffwechsels hinzu, die allerdings noch nicht zu einem manifesten Diabetes mellitus führen. Im dritten Stadium liegt ein manifester Diabetes mellitus Typ 1 mit den entsprechenden Symptomen vor.
Biochemie
Teplizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG1kappa-Antikörper mit einer molaren Masse von etwa 150 kDa, der mit rekombinanter Technologie in einer Zelllinie des Ovars chinesischer Hamster (CHO-Zellen) exprimiert wird.
Wirkmechanismus
Teplizumab richtet sich gegen das Oberflächenantigen CD3 auf CD4+- und CD8+-T-Lymphozyten, die an der Autoimmunreaktion gegen die Betazellen beteiligt sind. Der Teplizumab/CD3-Komplex wird von der Oberfläche internalisiert und löst mutmaßlich eine partielle agonistische Signalkaskade und eine Deaktivierung von autoreaktiven T-Lymphozyten aus. Es kommt zur Lymphopenie. Die Zerstörung der Betazellen wird dadurch verhindert. Darüber hinaus kommt es zu einem Anstieg regulatorischer T-Zellen im peripheren Blut.[1]
Pharmakokinetik
Teplizumab verteilt sich nach intravenöser Infusion in einem Volumen von 2,27 Litern (ca. 0,04 l/kgKG). Die Biotransformation erfolgt durch proteolytischen Abbau zu Peptiden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 4,5 Tage.[1]
Indikationen
Teplizumab ist indiziert bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten im Alter von 8 Jahren und älter im Stadium 2 eines Diabetes mellitus Typ 1, um das Auftreten eines Stadium 3 zu verzögern.[1]
Ob die Behandlung auch das Fortschreiten der Erkrankung bei Patienten mit neu diagnostiziertem Diabetes (Stadium 1) verhindern kann, wird gegenwärtig (2023) in klinischen Studien untersucht.[2]
Vor der Behandlung ist die Diagnose eines Stadium 2 eines Diabetes mellitus Typ 1 zu bestätigen und eine Reihe von Laboruntersuchungen (Differentialblutbild, Transaminasen) durchzuführen. Akute Infektionen mit Epstein-Barr- (EBV) oder Zytomegalieviren (CMV) sind ebenso auszuschließen wie andere schwere akute und chronische Infektionen (mit Ausnahme von lokalen Hautinfektionen).[1]
Darreichungsform
Teplizumab steht in Form einer Injektionslösung, die mit isotonischer Natriumchlorid-Lösung verdünnt werden muss, zur intravenösen Anwendung zur Verfügung. Sie ist als sterile, konservierungsmittelfreie, klare und farblose Lösung in einer Einzeldosisflasche konfektioniert.[1]
Dosierung
Initial erfolgt eine Prämedikation mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAID) oder Paracetamol, einem H1-Antihistaminikum und/oder einem Antiemetikum an mindestens fünf Tagen zu Beginn der 14-tägigen Behandlung.
Die Dosierung wird an die Körperoberfläche angepasst. Die Infusion erfolgt einmal täglich über mindestens 30 Minuten an 14 aufeinanderfolgenden Tagen.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Teplizumab zählen:[1]
Unter der Behandlung können ein Zytokin-Freisetzungssyndrom, schwere Infektionen und allergische Reaktionen auftreten. Bei einer schweren Lymphopenie (anhaltend weniger als 500 Zellen/µl) muss die Behandlung abgebrochen werden.
Wechselwirkungen
Dazu liegen derzeit (2024) keine Informationen vor.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Teplizumab oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
- Impfungen (Einzelheiten in der Fachinformation)[1]
Schwangerschaft und Stillzeit
Monoklonale Antikörper passieren die Plazenta und treten in die Muttermilch über, so dass beim Neugeborenen eine Immunsuppression auftreten kann. Um die Exposition des Fötus zu minimieren, sollte die Anwendung von Teplizumab während der Schwangerschaft und mindestens 30 Tage (6 Halbwertszeiten) vor einer geplanten Schwangerschaft unterbleiben. Während der Behandlung und mindestens 20 Tage danach sollte nicht gestillt werden.[1]
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Teplizumab vor. Es ist davon auszugehen, dass lebensgefährliche unerwünschte Wirkungen auftreten können. Eine primäre Giftentfernung ist nicht möglich. Die Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Antikörper und Antigen-Antikörper-Komplexe lassen sich durch Plasmapherese oder Austauschtransfusion aus dem Blut entfernen.
Zulassung
ATC-Code
- A10XX01 - Alimentäres System und Stoffwechsel - Antidiabetika - Andere Antidiabetika
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Full Prescribing Information Tzield, FDA, abgerufen am 21.05.2024
- ↑ Ramos EL et al. Teplizumab and β-Cell Function in Newly Diagnosed Type 1 Diabetes. N Engl J Med. 2023
- ↑ Keam SJ. Teplizumab: First Approval. Drugs. 2023
Weblinks
- Drugbank - Teplizumab, abgerufen am 21.05.2024
- Gelbe Liste 11.05.2021 - Teplizumab schützt Betazellen, abgerufen am 21.05.2024
- Gelbe Liste 09.11.2023 - Teplizumab erhält Beta-Zellfunktion bei Typ-1-Diabetes, abgerufen am 21.05.2024
- PharmaWiki - Teplizumab, abgerufen am 21.05.2024
- PubChem: 483929414
- MeSH: C502540
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