Cytisin
Handelsname: Asmoken®
Synonyme: Baptitoxin, Laburnin, Sophorin
Englisch: cytisiniclin
Definition
Cytisin ist ein pflanzliches Alkaloid mit nikotinähnlichen Wirkungen, das zur Raucherentwöhnung eingesetzt wird.
Vorkommen
Cytisin wird von Vertretern verschiedener Pflanzengattungen der Schmetterlingsblütler (Fabaceae) gebildet, darunter Laburnum (Goldregen), Anagyris, Thermopsis, Cytisus, Genista, Retama und Sophora. Teilweise werden frühere Angaben zum Cytisingehalt infrage gestellt, so etwa für Colutea arborescens (Gelber Blasenstrauch). Innerhalb der Johannisbrotgewächse (Caesalpinioideae) soll Cytisin bei Gymnocladus dioicus (Geweihbaum) nachweisbar sein.
Chemie und Eigenschaften
Cytisin hat eine Molekülmasse von 190,24 g/mol. Die Summenformel lautet C11H14N2O. Das Molekül ähnelt strukturell dem Nikotin. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als farbloser, kristalliner Feststoff vor und ist sowohl in polaren als auch unpolaren Lösungsmitteln (Wasser, Aceton, Methanol, Ethanol und Chloroform) löslich. Die Schmelztemperatur liegt bei 152 bis 153 °C. Im polarisierten Licht zeigt sich eine spezifische Drehung mit einem Wert von [α]17D –120°.
Pharmakologie
Cytisin wirkt als Agonist an Nikotinrezeptoren, inbesondere am α4β2-Subtyp, die überwiegend in Neuronen vorkommen. Dieselben Rezeptorsubtypen stehen in Zusammenhang mit der Nikotinwirkung und sind auch Target des Cytisinderivats Vareniclin.
Die maximale Plasmakonzentration (Cmax) von Cytisin wird bei peroraler Aufnahme nach etwa 2 Stunden erreicht, die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 4,8 Stunden. Die Elimination des unveränderten Wirkstoffs erfolgt renal.
Indikation
Cytisin wird zur Raucherentwöhnung angewendet.[1]
Darreichungsform
Cytisin steht in Form von Tabletten zur oralen Anwendung zur Verfügung.
In Osteuropa steht Tabex® (Tabl. Cytisin 1,5 mg) zur Raucherentwöhnung seit den 1960er-Jahren zur Verfügung und war bis 2001 beruhend auf einer Zulassung in der ehemaligen DDR verfügbar. In Deutschland wurde 2017 Asmoken® mit der gleichen Indikation zugelassen.[2]
Dosierung
Die Behandlungszeit beträgt 25 Tage, wobei das Rauchen spätestens 5 Tage nach Beginn der Behandlung vollständig aufgeben werden sollte. Ist der Behandlungseffekt nicht zufriedenstellend, sollte die Behandlung abgebrochen und erst nach 2 bis 3 Monaten wieder aufgenommen werden.[3]
Behandlungsschema | ||
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Anwendung | Dosierung | Maximale Dosis pro Tag |
1.-3. Tag | 1 Tabl. alle 2 Stunden | 6 |
4.-12. Tag | 1 Tabl. alle 2,5 Stunden | 5 |
13.-16. Tag | 1 Tabl. alle 3 Stunden | 4 |
17.-20. Tag | 1 Tabl. alle 5 Stunden | 3 |
21.-25. Tag | 1-2 Tabl. pro Tag | bis zu 2 Tabl. |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Wirksamkeit
Studie zum Vergleich mit Placebo (2011):[4]
- Der Beobachtungszeitraum betrug 12 Monate. Bei 8,4 % der Studienteilnehmer wurde anhaltende Nikotinabstinenz durch Cytisin erreicht. In der Placebogruppe wurde bei 2,4 % der Probanden eine anhaltende Abstinenz festgestellt.
Studie zum Vergleich mit Nikotin-Substitutionstherapien (2014):[5]
- Die Probanden erhielten entweder eine 8-wöchige Nikotin-Ersatz-Therapie (Pflaster, Kaugummis, Lutschtabletten) oder 25 Tage lang Cytisin. Nach einem Monat wurde eine anhaltende Rauchabstinenz bei 40 % der Teilnehmer der Cytisingruppe festgestellt, während es in der Nikotingruppe 31 % waren. Auch nach 6-monatiger Beobachtung zeigte Cytisin einen verstärkten Effekt. Nebenwirkungen wurden aus der Cytisingruppe häufiger berichtet, vor allem traten Übelkeit, Erbrechen und Schlafstörungen auf.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen treten bei bestimmungsgemäßem Gebrauch meist nur in den ersten Tagen der Einnahme von Cytisin auf. Mögliche sehr häufige und häufige Nebenwirkungen sind unter anderem:
- Nervensystem
- Angst
- veränderter Appetit, Gewichtszunahme
- Vertigo
- Agitiertheit, Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Kardiovaskuläres System
- Gastrointestinaltrakt
- Mundtrockenheit
- Diarrhoe
- Sodbrennen
- Nausea, Emesis
- Abdominalschmerzen
- Haut
Die Überdosierung von Cytisin führt zu einer nikotinähnlichen Intoxikation. In der Medulla oblongata und den Ganglien kommt es zunächst zu einer Erregung, später zu Lähmungen. Sowohl zentralnervöse als auch periphere Mechanismen führen zu teils starker Hypertonie. Ferner können Delir, Halluzinationen und eine zentrale Atemlähmung nicht ausgeschlossen werden.
Quellen
- ↑ Livingstone-Banks J, Fanshawe TR, Thomas KH, Theodoulou A, Hajizadeh A, Hartman L, Lindson N. Nicotine receptor partial agonists for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2023 May 5;5(5):CD006103
- ↑ Asmoken 1,5 mg Tabl. Fachinformation), Aflofarm Farmacja Polska, aufgerufen am 23.05.2023
- ↑ BfArM. Cytisin. Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht 25. Januar 2023, aufgerufen am 22.05.2023
- ↑ West R et al. Placebo-controlled trial of cytisine for smoking cessation. N Engl J Med. 2011
- ↑ Walker N et al. Cytisine versus nicotine for smoking cessation. N Engl J Med. 2014
Literatur
- Hajek et al. Efficacy of cytisine in helping smokers quit: systematic review and meta-analysis. Thorax; 2013
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol Verl., 5. Aufl.
- Gelbe Liste: Cytisin - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen, aufgerufen am: 15.01.2021.
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