Nikotinersatztherapie
Synonyme: Nikotin-Replacement-Therapie, NRT, NET, Nikotinsubstitution
Englisch: nicotine replacement therapy
Definition
Als Nikotinersatztherapie, kurz NET, wird die dosierte Zufuhr von Nikotin durch Ersatzpräparate in der Raucherentwöhnung bezeichnet. Durch den konstanten Nikotinspiegel können Entzugserscheinungen (Unruhe, Gereiztheit) und das Craving reduziert werden.
siehe auch: Nikotinabusus
Wirkungsweise
Nikotinersatztherapie soll den Rauchstopp durch kontrolliert abgegebenes Nikotin erleichtern und die langfristigen Erfolgschancen um das 2,3-Fache erhöhen. Anders als bei Zigaretten fällt die zusätzliche Schadstoffbelastung des Zigarettenrauchs (durch Teer, CO und andere Giftstoffe) weg. Nikotinersatztherapie kann alleine oder auch in Kombination mit Raucherberatung, psychotherapeutischen Verfahren (Verhaltenstherapie) und alternativmedizinischen Techniken (Hypnose, Akupunktur) angewendet werden. Durch Kombination von mehreren Verfahren können die Erfolgschancen gesteigert werden.
Darreichungsformen
Die aufgeführten Darreichungsformen sind großteils rezeptfrei und in verschiedenen Dosierungen in Apotheken erhältlich.
Nikotinkaugummi, Nikotinlutschpastillen, Nikotinschmelztabletten
Diese Präparate können bei Bedarf eingenommen werden und sind für leichte bis mittelstarke Raucher empfohlen. Der Patient sollte 15 Minuten vor und nach der Einnahme keine Nahrung oder Flüssigkeiten zu sich nehmen, um eine vollständige Aufnahme des Nikotins über die Wangenschleimhaut zu gewährleisten.
Nikotinpflaster (Membranpflaster)
Nikotinpflaster werden auf die Haut geklebt und sollen täglich gewechselt werden. Sie eignen sich für mittelstarke Raucher. Durch die transdermale Applikation werden gleichmäßige Nikotin-Plasmaspiegel erzeugt.
Nikotinnasenspray
Nikotinnasenspray ist für besonders starke Raucher geeignet. Eine nikotinhaltige Flüssigkeit wird direkt auf die Nasenschleimhaut aufgebracht und erzeugt durch schnelle Resorption kurzfristig höhere Wirkspiegel.
Nikotininhalator (E-Zigarette)
E-Zigaretten sind keine Nikotinersatztherapie im engeren Sinn, sondern eine alternative Form des Nikotinabusus. Die typischen Rauchgewohnheiten (situative Suchtbefriedigung, Zigarette in der Hand) werden meist beibehalten. Der Schadstoffeintrag ist jedoch gegenüber dem Zigarettenrauchen reduziert.
Missbrauch
Einige Studien liefern Hinweise darauf, dass Nikotin als Psychostimulans die Konzentrationsfähigkeit erhöht und daher die Mittel, die zur Nikotinersatztherapie eingesetzt werden, zur Steigerung der Hirnleistung ("Hirndoping") missbraucht werden könnten.[1] Der tatsächliche Effekt von Nikotin als Psychostimulans ist aktuell (2024) jedoch umstritten. Die Verbreitung des Nikotinmissbrauchs abseits von Tabakprodukten ist ungeklärt.[2]
Erstattungsfähigkeit
Momentan ist eine Nikotinersatztherapie im GKV-System nicht erstattungsfähig (Stand 2024). Im Januar 2024 wurde jedoch durch das IQWiG im Auftrag des G-BA ein Nutzen der Raucherentwöhnung mit Nikotin und Vareniclin festgestellt. Der G-BA muss nun die Kriterien der Erstattungsfähigkeit festlegen, z.B. ab wann eine schwere Tabakabängigkeit vorliegt und unter welchen Bedingungen Versicherte einen Anspruch auf Erstattung haben. Nach den neuen gesetzlichen Regelungen sollen dann in Zukunft die Kosten einmalig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.[3]
Quellen
- ↑ Levin et al. Nicotine effects on adults with attention-deficit/hyperactivity disorder, Psychopharmacology 123, 55–63 (1996)
- ↑ Losch et al. Neuroenhancement, Zbl Arbeitsmed 69, 368–371 (2019)
- ↑ DAP; Nicotin und Vareniclin demnächst auf Rezept?; abgerufen am 22.01.2024
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