Raucherentwöhnung
Synonym: Tabakentwöhnung
Englisch: smoking cessation
Definition
Unter dem Begriff Raucherentwöhnung versteht man verschiedene Therapien, die einem Menschen helfen sollen, seinen Nikotinabusus einzustellen.
Hintergrund
Da der Nikotinabusus das Leben verkürzt und zu zahlreichen Erkrankungen führen kann, ist die medizinisch begleitete Raucherentwöhnung eine gesundheitsfördernde Therapie. Zu den möglichen Erkrankungen, die durch den Nikotinabusus begünstigt bzw. hervorgerufen werden, gehören u.a. die chronische Bronchitis, das Lungenemphysem, das Bronchialcarcinom, das Harnblasenkarzinom, die KHK und die pAVK. Die Lebensdauer verkürzt sich durch das Rauchen einer Zigarette um durchschnittlich fünf Minuten.
Methoden
Medikamentöse Methoden
- Bupropion: Eine mögliche medikamentöse Therapie ist das Bupropion, bei dem es sich um ein verschreibungspflichtiges Antidepressivum handelt, das die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin hemmt. Bupropion mildert das Rauchverlangen, kann aber zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Tachykardien und schlimmstenfalls auch zum Myokardinfarkt und zum Krampfanfall führen.
- Vareniclin: Vareniclin ist ein weiteres Medikament, was die Raucherentwöhnung unterstützen soll. Es wirkt als Partialagonist am Nikotinrezeptor mit einer Aktivität von etwa 50 % des Nikotins selbst. Dies führt dazu, dass auch ohne Zigarette geringfügig mehr Dopamin im mesolimbischen Belohnungszentrum ausgeschüttet wird, jedoch weniger als vom eigentlichen Agonisten Nikotin. Da die Nikotinrezeptoren unter Therapie mit Vareniclin bereits zum Teil besetzt sind, führt der Konsum einer Zigarette nicht zum gewöhnten Effekt und die Belohnung fällt schwächer aus.[1]
- Cytisin: Cytisin ist ein Chinolizidin-Alkaloid des Goldregens (Laburnum anagyroides) mit nikotinähnlichen Wirkungen. Es wirkt wie Vareniclin als partieller Agonist an Nikotinrezeptoren, insbesondere an an den selben Rezeptorsubtyp (α4-β2) der nicotinischen Acetylcholinrezeptoren (n-Cholinozeptoren), die überwiegend in Neuronen vorkommen. Klinische Studien haben gezeigt, dass eine Raucherentwöhnung mit Cytisin effektiver ist als eine Nicotin-Ersatz-Therapie (NRT).[1][2][3]
Nikotinsubstitution
Eine Nikotinsubstitution kann durch Nikotinkaugummis oder Nikotinpflaster erfolgen. Da Nikotinkaugummis zu Schleimhautreizungen im Mund und Magen führen können, ist die transdermale Applikation heute (2023) Mittel der Wahl. Bei der Anwendung von Pflastern wird das Nikotin kontinuierlich abgegeben, eine Überdosierung ist dabei in der Regel nicht möglich. Eine pAVK im Stadium II bis IV sowie eine symptomatische KHK stellen Kontraindikationen für die Therapie dar.
Punkt-Schluss-Methode
Bei dieser Methode wird von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen aufgehört. Hypnose und Akupunktur sollen dabei helfen, langfristig auf das Rauchen zu verzichten.
Verhaltenstherapie
Bei der Verhaltenstherapie steht die Bewusstmachung suchttypischer Verhaltenssituationen durch eine Psychotherapie im Vordergrund. Durch Selbstkontrollverfahren, kognitive Umstrukturierung und Methoden zur Rückfallprophylaxe soll eine langfristige Nikotinkarenz erreicht werden.
Eklektisches Vorgehen
Bei dem eklektischen Vorgehen werden verschiedene der o.g. Methoden kombiniert.
Komplikationen
Bei Entwöhnung innerhalb eines kurzen Zeitraums ist das Auftreten verschiedener Entzugssymptome möglich. Dazu gehören z.B. eine relative Bradykardie, eine Dysphorie, Angst, Irritiertheit, Ruhelosigkeit, Konzentrationsstörungen und ein verstärkter Appetit.
Prognose
Wenn das Rauchen aufgegeben wird, verbessert das die Gesundheit und die Lebenserwartung, unabhängig des Alters und wie lange man vorher geraucht hat.
Wenn ein Patient sich kurzfristig für eine Raucherentwöhnung entscheidet, ist diese mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % erfolgreich. Langfristig halten 15 % der Patienten an der Nikotinkarenz fest. Bei sechs von zehn Patienten kommt es zu einer Gewichtszunahme von durchschnittlich sechs Kilogramm, was von vielen Patienten als belastend empfunden wird.
Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Raucherentwöhnung besteht bei männlichen Patienten, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, die verheiratet sind und nur wenige Zigaretten pro Tag konsumieren.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Livingstone-Banks J, Fanshawe TR, Thomas KH, Theodoulou A, Hajizadeh A, Hartman L, Lindson N. Nicotine receptor partial agonists for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2023 May 5;5(5):CD006103
- ↑ West R et al. Placebo-controlled trial of cytisine for smoking cessation. N Engl J Med. 2011
- ↑ Walker N et al. Cytisine versus nicotine for smoking cessation. N Engl J Med. 2014