Scombrotoxismus
Synonym: Scombroidvergiftung, pseudoallergische Fischvergiftung
Englisch: scombroid posoning
Definition
Als Scombrotoxismus wird eine weltweit häufig vorkommende Fischvergiftung bezeichnet.
- ICD10-Code: T61.1
Ätiologie
Scombrotoxismus entsteht nach dem Verzehr bestimmter Fische der Familie Scombridae (Makrelen, Thunfische), kann aber auch bei vielen anderen Fischenarten auftreten.
Ursächlich ist eine unzureichende Kühlung oder Konservierung. Dies führt zur vermehrten Decarboxylierung von L-Histidin zu Histamin durch Proteus morganii, Klebsiella pneumoniae und Morganella morganii. Die erhöhten Histaminkonzentrationen und evtl. weitere Substanzen sind für die Symptomatik verantwortlich. Vermutlich hemmen diese unbekannten Substanzen den Metabolismus von Histamin und fördern die Degranulierung von Mastzellen, sodass diese endogenes Histamin freisetzen.
Kochen kann das Krankheitsbild nicht verhindern. Typischerweise haben betroffene Fische einen metallisch-scharfen oder pfeffrigen Geschmack, das Aroma und das Aussehen können jedoch völlig unauffällig sein. Nicht jeder, der kontaminierten Fisch isst, wird krank, was eventuell auf die ungleiche Verteilung der Giftstoffe innerhalb des Fisches zurückzuführen ist.
Symptome
Die Symptome treten innerhalb von 15 bis 90 Minuten nach Ingestion auf. Die meisten Fälle verlaufen leicht mit Kribbeln der Lippen, leichten Bauchschmerzen und Übelkeit. Häufig kommt es zu einer scharf abgrenzbaren Hautrötung im Gesicht, am Nacken oder am oberen Rumpf, die durch UV-Licht verstärkt wird. Weitere Symptome sind:
- Hitzegefühl
- Juckreiz
- Urtikaria
- Quincke-Ödem
Die Symptome können fortschreiten zu Bronchospasmus, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, abdominellen Krämpfen, Schluckstörungen, Kopfschmerzen, Palpitationen, Tachykardie, Hypotonie und Benommenheit.
Normalerweise bessern sich die Symptome auch ohne Behandlung innerhalb von 8 bis 12 Stunden. Bei Personen, die mit Isoniazid vorbehandelt sind, kann der Scombrotoxismus erheblich schwerer verlaufen, da dieses Medikament eine intestinale Histaminase blockiert und so den Histaminabbau im Darm verzögert.
Therapie
Um die Histaminwirkung abzuschwächen, können Antihistaminika (H1- oder H2-Rezeptorantagonisten) eingesetzt werden. In schweren Fällen können inhalierbare Bronchodilatatoren und Adrenalin nötig sein. Glukokortikoide sind vermutlich ineffektiv.