Rotbäuchige Schwarzotter
Synonym: Rotbauch-Schwarzotter
Zoologische Bezeichnung: Pseudechis porphyriacus
Englisch: Red-bellied black snake
Definition
Die Rotbäuchige Schwarzotter ist eine Giftschlange aus der Familie der Giftnattern (Elapidae) und der Gattung der Schwarzottern (Pseudechis). Sie ist in Australien von epidemiologischer Bedeutung.
Biologie
Pseudechis porphyriacus weist einen kräftigen Körperbau auf und erreicht 125 bis 250 Zentimeter Gesamtlänge. Der Kopf ist flach und setzt sich kaum vom Hals ab, das relativ große Auge besitzt eine runde Pupille. Die Körperschuppen sind nicht gekielt und sitzen in 17 Reihen um die Körpermitte. Es sind weiterhin 180 bis 210 Bauchschilde und 40 bis 65 Unterschwanzschilde vorhanden, der Afterschild ist geteilt (typisch für Schwarzottern). Der Körper ist oberseits glänzend schwarz gefärbt. Der Bauch ist ziegelrot bis weißlich-rosa gefärbt. Zum Beutespektrum der Schlange zählen Fische, Amphibien, Echsen, andere Schlangen (auch Artgenossen), Kleinsäuger und Vögel.
Die Schlange ist scheu und flüchtet bei Gefahr schnell ins Wasser. In Bedrängnis flacht sie den Hals ab, faucht und führt nach vorne oder zur Seite springend Scheinangriffe zur Abschreckung durch. Giftbisse erfolgen in der Regel nur während Versuchen, das Tier zu fangen oder zu töten (illegal!).
Giftapparat
Der Giftapparat im Allgemeinen ist typisch für alle Vertreter der Giftnattern:
- Giftdrüse: evolutionsbiologisch betrachtet eine umgebildete Speicheldrüse, seitlich beiderseits des Schädels, von Muskeln umgeben.
- Giftkanal, welcher Giftdrüse und Giftzähne verbindet.
- Giftzähne (Fangzähne): relativ klein, festsitzend bzw. nicht beweglich, beiderseits im vorderen Oberkiefer befindlich. Sie besitzen einen Giftkanal, über welchen das Gift im Falle eines Bisses injiziert wird.
Verbreitung
Die Rotbäuchige Schwarzotter kommt innerhalb Australiens in Queensland, New South Wales, Victoria und Süd-Australien vor und besiedelt verschiedene feuchte Biotope in Gewässernähe. Zum Teil kommt das Tier in unmittelbarer Nähe zu menschliechen Behausungen vor.
Toxikologie
Das Toxingemisch von Pseudechis porphyriacus weist Myotoxine, postsynaptische Neurotoxine und Substanzen mit Einfluss auf die Hämostase auf. Von klinischer Relevanz sind häufig nur letztere.
Pseudexin (eine Phospholipase A2) wirkt über Katalyse der Hydrolyse von Acylgruppen. Die mittlere Letaldosis der Substanz liegt bei 1.3 mg/ kg (intraperitoneal, Maus).
Porpharin-D ist ein Aktivator des Prothrombin. Somit provoziert es die Blutgerinnung. Das Auftreten einer Verbrauchskoagulopathie ist möglich.
Häufig wird das Gift dieser Spezies als wenig stark wirksam beschrieben. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es nach Bissen der Schlange sehr häufig zu systemischer Intoxikation kommt, das Auftreten schwerer Komplikationen nicht ausgeschlossen werden kann und Todesfälle dokumentiert wurden.
Symptome
- Lokale Effekte wie Schmerzen und Schwellung, selten Nekrose.
- Unspezifische Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit, Emesis, Schwindel, Abdominalschmerz, Krämpfe, Herz-Kreislauf-Stillstand.
- Blutungen, sowohl innerlich, als auch äußerlich, sind möglich.
- Eine leichte bis mäßige Myolyse (Gewebsuntergang in der Muskulatur) ist möglich.
- Neurotoxische Beschwerden (Ptosis, Paralyse) können theoretisch nicht ausgeschlossen werden, da neurotoxische Bestandteile nachweislich sind. In der Regel ist die Ausprägung jedoch klinisch irrelevant.
Komplikationen
- Allergische Reaktionen auf das Gift
- Sekundäre Nierenschädigung, Nierenversagen
- Schock
- Sekundärinfektionen durch den Giftbiss oder mangelhafte Wundversorgung
Therapie des Giftbisses
- Das Bissopfer muss Ruhe bewahren und die Bissstelle ist ruhig zu halten. Nach Alarmierung des Notarztes sollte der Patient liegend in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert werden.
- Die Kompressionsmethode ist anzuwenden, um die Distribution der Toxine zu verzögern. Dabei wird eine eventuell erhöhte Lokaltoxizität in Kauf genommen.
- Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist sicherzustellen.
- Maßnahmen zur Vermeidung einer Sepsis treffen (ggf. Antibiotika), Tetanusprophylaxe.
- Ein ggf. auftretender Schock wird intensivmedizinisch behandelt.
- Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung.
- Weitere Maßnahmen dienen der symptomatischen Therapie.
- Antivenine: Allgemein gilt, dass der Einsatz von Antiveninen nur in Rücksprache mit einer Giftnotruf-Zentrale und nach gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte. Indiziert ist eine Antiveninapplikation bei massiver Emesis, Myolyse, starken Blutungen und neurotoxischen Symptomen. Folgende Präparate stehen beispielsweise zur Verfügung:
- Black Snake Antivenom (CSL Limited)
- Polyvalent Snake Antivenom Australia - New Guinea (CSL Limited)
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.
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