Ranibizumab
Handelsnamen: Lucentis®, Rimmyrah®, Ranvsisio® u.a.
Synonyme: Ranibizumabum, rhuFab V2, RG-3645
Englisch: ranibizumab
Definition
Ranibizumab ist ein humanisiertes rekombinantes monoklonales Antikörperfragment. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der VEGF-Inhibitoren und fungiert als Angiogenesehemmer, der die Ausbildung von neuen Blutgefäßen unterbindet. Er wird zur Therapie verschiedener Formen der Makuladegeneration, des Makulaödems und der Retinopathie eingesetzt.
Chemie
Ranibizumab ein Fab-Antikörperfragment des monoklonalen IgG1κ-Antikörpers Bevacizumab, das mit Hilfe rekombinanter DNA-Technologie in Escherichia coli hergestellt wird. Die Summenformel ist C2158H3282N562O681S12. Die molare Masse beträgt rund 48 kDa. Die CAS-Nummer lautet 347396-82-1. Bei Raumtemperatur liegt die Substanz als klare, farblose bis blass bräunlich-gelbe wässrige Lösung vor.[1][2]
Wirkmechanismus
Ranibizumab richtet sich gegen den humanen vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor A (VEGF-A). Das Fab-Antikörperfragment bindet sich mit hoher Affinität an dessen Isoformen VEGF110, VEGF121 und VEGF165 und blockiert dadurch die Aktivierung der Rezeptoren VEGFR-1 und VEGFR-2. Somit wird die Proliferation von Endothelzellen, die Neovaskularisation und die vaskuläre Leckage unterdrückt, die durch diese VEGF-A-Rezeptoren vermittelt wird.[2]
Pharmakokinetik
Ranibizumab diffundiert nach intravitrealer Injektion rasch in die Retina und in die Choroidea. Das Verteilungsvolumen beträgt nur 2,77 Liter. Die Biotransformation erfolgt durch proteolytischen Abbau. Die Eliminationshalbwertszeit aus dem Glaskörper beträgt 9 Tage.[2]
Indikationen
Ranibizumab ist bei Erwachsenen indiziert bei zur Behandlung[2]
- der neovaskulären (feuchten) altersabhängigen Makuladegeneration (AMD)
- einer Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)
- der proliferativen diabetischen Retinopathie (PDR)
- einer Visusbeeinträchtigung infolge eines Makulaödems aufgrund eines retinalen Venenverschlusses (RVV) (Venenastverschluss oder Zentralvenenverschluss)
- einer Visusbeeinträchtigung infolge einer chorioidalen Neovaskularisation (CNV)
Bei Frühgeborenen ist Ranibizumab zur Behandlung einer Frühgeborenen-Retinopathie (ROP) verschiedener Ausprägungen indiziert.[2]
Darreichungsform
Ranibizumab steht als Injektionslösung zur intravitrealen Applikation zur Verfügung.
Dosierung
Die empfohlene intravitreale Dosis beträgt 0,5 mg bei Erwachsenen und 0,2 mg bei Frühgeborenen. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Injektionen in dasselbe Auge sollte mindestens vier Wochen betragen.[2] Die Gabe kann schematisch oder bedarfsorientiert erfolgen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Ranibizumab sind:[1][2]
- okuläre Hyperämie, Blutungen in die Konjunktiva und in die Retina
- Augenreizung und -schmerzen, Fremdkörpergefühl im Auge, verstärkter Tränenfluss, Blepharitis
- Mouches volantes
- Anstieg des Augeninnendruckes
Während der Behandlung besteht die Gefahr einer Vitritis bzw. Endophthalmitis, einer retinalem Vaskulitis sowie von Einrissen oder einer Ablösung der Netzhaut. Es kann zur Erblindung kommen. Weiterin sind arterielle Thromboembolien möglich.[2]
Wechselwirkungen
Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen wurden bisher (2024) nicht durchgeführt.[2]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Ranibizumab oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
- floride okulare oder periokulare Infektionen
- schwere intraokulare Entzündungen
Schwangerschaft und Stillzeit
Aufgrund des Wirkmechanismus besitzt Ranibizumab potenziell reproduktionstoxische Wirkungen und darf deshalb während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden, es sei denn, der erwartete Nutzen überwiegt das potenzielle Risiko für den Fetus. Besteht ein Kinderwunsch, sollte nach der letzten Dosis Ranibizumab mindestens 3 Monate keine Konzeption erfolgen.
Ranibizumab tritt in die Muttermilch über. Das Stillen wird während der Anwendung nicht empfohlen.[2]
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Ranibizumab vor. In klinischen Studien wurde Patienten bis 2 mg intravitreal appliziert, ohne dass unerwartete Wirkungen auftraten.[1]
Aufgrund der Verabreichung in den Glaskörper des Auges sind Maßnahmen einer Giftentfernung nicht möglich. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften besteht für eine sekundäre Giftentfernung keine Indikation.
Zulassung
Kosten
Der Preis pro Injektion liegt zwischen 1.000 und 1.200 Euro (Stand 2024).
Kontroverse
Die Therapiekosten von Ranibizumab waren und sind Gegenstand einer Kontroverse, da der Arzneistoff deutlich teurer ist als sein Quellantikörper Bevacizumab. Aus Kostengründen wurde daher häufig das therapeutisch gleichwertige Bevacizumab off label eingesetzt. Seit April 2024 ist mit Lytenava® auch eine ophthalmologische Formulierung von Bevacizumab verfügbar.
ATC-Code
- S01LA04 - Ophthalmika - antineovaskuläre Mittel
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Full Prescribing Information Lucentis, FDA, abgerufen am 22.10.2024
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Lucentis, EMA, abgerufen am 22.10.2024
- ↑ Drug Approval Package Lucentis, FDA, abgerufen am 22.10.2024
- ↑ Lucentis. EMA, abgerufen am 22.10.2024
Weblinks
- Drugbank - Ranibizumab, abgerufen am 22.10.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Ranibizumab, abgerufen am 22.10.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Ranibizumab, abgerufen am 22.10.2024
- PharmaWiki - Ranibizumab, abgerufen am 22.10.2024
- PubChem 46506960
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