Phosphorintoxikation
Synonym: Phosphorvergiftung
Definition
Unter einer Phosphorintoxikation versteht man eine Vergiftung mit Phosphor oder seinen anorganischen Verbindungen. Die Aufnahme erfolgt dabei in erster Linie im Rahmen einer beruflichen Exposition.
Ursachen
Eine Phosphorintoxikation entsteht durch die Aufnahme von Phosphor oder seinen Verbindungen über den Gastrointestinaltrakt, per Inhalation oder über die Haut. Anorganische Verbindungen von Phosphor sind beispielsweise Phosphoroxichlorid, Phosphortrichlorid oder Phosphorwasserstoff. Die Aufnahme findet in erster Linie durch eine berufliche Exposition statt.
Dosen ab 15 mg weißem Phosphor gelten als hochtoxisch. Die potenziell letale Dosis ist 1 mg/kg Körpergewicht.
Pathomechanismus
Die toxische Wirkung von weißem Phosphor beruht unter anderem auf der Hemmung intrazellulärer Oxidationsvorgänge, vor allem in der Leber.
Klinik
Akute Intoxikation
Der Hautkontakt mit Phosphor oder seinen anorganischen Verbindungen führt zu starken Schmerzen und Verbrennungen. Es bilden sich tiefe und schlecht heilende Nekrosen aus. Durch die Haut werden Phosphor oder seine anorganischen Verbindungen resorbiert und führen im weiteren Verlauf zu gastrointestinalen Symptomen und in manchen Fällen zu schweren Leber- und Nierenschäden.
Die Inhalation führt zu Reizerscheinungen an den Schleimhäuten der Augen sowie der oberen und unteren Atemwege. Symptome sind unter anderem Hustenreiz, Rhinitis und Konjunktivitis mit Lichtempfindlichkeit.
Die orale Aufnahme hat gastrointestinale Symptome zur Folge. Die Patienten leiden an abdominellen Schmerzen, Durchfällen und blutigem Erbrechen. Im weiteren Verlauf können sich eine schwere Leberschädigung sowie Beeinträchtigungen der Nierenfunktion (Oligurie, Albuminurie und Hämaturie) entwickeln. In manchen Fällen kommt es bereits innerhalb von wenigen Stunden nach der oralen Aufnahme zum tödlichen Herz-Kreislauf-Versagen.
Intoxikation mit Phosphorwasserstoff
Phosphorwasserstoff ist eine besonders toxische anorganische Verbindung von Phosphor und zeigt eine hohe Affinität zum ZNS. In hohen Dosen ist eine Vergiftung mit Phosphorwasserstoff meistens tödlich. In geringeren Dosen treten beispielsweise folgende Symptome auf:
Eine sehr gefährliche Komplikation ist die Entstehung eines toxischen Lungenödems.
Chronische Intoxikation
Chronische Vergiftungen mit Phosphor und seinen anorganischen Verbindungen sind unter anderem durch folgende Symptome gekennzeichnet:
- Leberzirrhose
- Inappetenz
- Haut- und Schleimhautblutungen
- Müdigkeit
Bei Knochen, die sich in der Nähe von Schleimhäuten befinden (z.B. Kieferknochen) können sich chronische Osteomyelitiden mit Sequesterbildung entwickeln (Phosphornekrosen). Ursächlich sind Endothelschädigungen der Knochengefäße.
Diagnostik
Die Diagnose wird durch die Lumineszenz von Phosphor im Urin oder Erbrochenen gestellt. Zudem können Blutbildveränderungen sowie auffällige Röntgenbefunde des Knochens hinweisgebend sein.
Therapie
Die Erste-Hilfe im Rahmen einer akuten Intoxikation umfasst die Sicherstellung der Vitalfunktionen sowie eine Dekontamination. Dabei sollte stets der Selbstschutz beachtet werden.
Bei einer akuten Intoxikation können zudem eine Magenspülung sowie der Einsatz von Aktivkohle sinnvoll sein. Darüber hinaus ist eine symptomatische Behandlung indiziert. Diese beinhaltet beispielsweise die Gabe von Analgetika oder Infusion von Flüssigkeit. In manchen Fällen ist eine Beatmung notwendig.
Arbeitsmedizin
Erkrankungen durch Phosphor und seine anorganischen Verbindungen können als Berufskrankheit anerkannt werden (BK-Nr. 1109). Beruflich exponierte Personen finden sich insbesondere in folgenden Berufen bzw. bei der Durchführung folgender Tätigkeiten:
- Chemiebranche (Phosphorgewinnung)
- Sprengstoffindustrie
- Pharmazie
- Reinigungsarbeiten an phosphorführenden Leitungen oder Armaturen
- Schädlingsbekämpfung
Prävention
Präventive Maßnahmen am Arbeitsplatz sind beispielsweise:
- Technischer Arbeitsschutz
- Persönlicher Atemschutz
- Messungen der Luftkonzentration
- Kenntnisse in Erster-Hilfe bei Unfällen mit dem Gefahrstoff
Weblinks
Quellen
- DGUV - BK 1109, abgerufen am 26.09.2022
- Merkblatt zur BK Nr. 1109, abgerufen am 26.09.2022
- Pschyrembel - Phosphorintoxikation, abgerufen am 26.09.2022
- Busch. Kompendium Arbeitsmedizin, 10. Auflage, Februar 2021, S.25
- G. Enderle, H-J. Seidel. Arbeitsmedizin, Fort- und Weiterbildung, Kurs B Urban & Fischer Verlag, 1. Auflage Sept. 2003, S. 215-218.
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