Orbitaspitzensyndrom
Englisch: orbital apex syndrome
Definition
Als Orbitaspitzensyndrom bezeichnet man einen Symptomkomplex, dem eine kombinierte Läsion von durch die Orbitaspitze verlaufenden Hirnnerven (Nervi II, III, IV, V1, ggf. V2 und VI) zugrunde liegt.
Epidemiologie
Es handelt sich um ein sehr seltenes Syndrom, genaue Inzidenzdaten liegen nicht vor.
Ätiologie
- traumatisch (kraniofaziale Traumata, mit oder ohne Fraktur) oder iatrogen (Operationen)
- Entzündungen der Orbita, z.B. bei Orbitalphlegmone, Morbus Basedow, ANCA-assoziierte Vaskulitiden, SLE, Sarkoidose, Tolosa-Hunt-Syndrom, Riesenzellarteriitis, Pseudotumor orbitae
- Infektionen, z.B. der Nasennebenhöhlen
- Neoplasien, Metastasen und andere Raumforderungen
- vaskuläre Ursachen, z.B. Aneurysmen, Fisteln, Sinus-Cavernosus-Thrombose
- orbitale Einblutungen
Klinik
Es findet sich eine vollständige oder teilweise Kombination aus:
- Ausfall des Nervus opticus
- Oculomotoriusparese
- Trochlearisparese
- Abducensparese
- Ausfall des Nervus ophthalmicus bei ansonsten intaktem Trigeminus
Daraus resultieren folgende Symptome:
- monokuläre Skotome und/oder Visusminderung
- teilweise oder vollständige Ophthalmoplegie (horizontale, vertikale oder torsionelle Diplopie, kompensatorische Kopfhaltung)
- einseitige Mydriasis
- Ptosis
- Ausfall des Cornealreflexes, relativer afferenter Pupillendefekt
- Hypästhesie von Stirn, Oberlid und Nasenrücken, z.T. Schmerzen
Weitere Symptome können je nach Ursache hinzukommen (z.B. Exophthalmus, orbitale/periorbitale Schmerzen, Augenbewegungsschmerz, Fieber).
Diagnostik
Neben der neurologischen Untersuchung steht die Ursachendiagnostik im Vordergrund. Dabei kommen z.B. bildgebende Verfahren (cCT oder cMRT), eine Liquorpunktion oder eine Blutuntersuchung auf Entzündungszeichen zum Einsatz.
Differenzialdiagnostik
Abzugrenzen sind:
- Sinus-cavernosus-Syndrom: Nervus opticus und Nervus V2 nicht betroffen
- Fissura-orbitalis-superior-Syndrom: Nervus opticus nicht betroffen
Ferner müssen kombinierte Augenmuskelausfälle anderer Ursache (z.B. bei MS) bedacht werden.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Aufgrund der Gefahr dauerhafter Schäden des Nervus opticus ist ein schneller Therapiebeginn anzustreben.
Einzelnachweise
- ↑ Badakere A, Patil-Chhablani P.: "Orbital Apex Syndrome: A Review" Eye and Brain, 2019.
- ↑ Goyal et al.: "Orbital apex disorders: Imaging findings and management" The Neuroradiology Journal, 2018.
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