Abduzensparese
Englisch: sixth nerve palsy, abducens nerve palsy
Definition
Als Abduzensparese bezeichnet man die Lähmung des Nervus abducens (VI. Hirnnerv), der für die Augenbewegung nach außen zuständig ist.
- ICD10-Code: H49.2
Ätiologie
Die horizontale Außenbewegung erfolgt normalerweise durch den Musculus rectus lateralis, der vom Nervus abducens versorgt wird. Fällt dieser Nerv aus, so bleibt das betroffene Auge beim Blick zur Seite im Vergleich zum anderen Auge (auf der nicht gelähmten Seite) zurück.
Verantwortlich für eine Lähmung des Nervus abducens ist in der Regel eine lokale Kompression des Nerven bei Entzündungen im Bereich der Schädelbasis. Ein häufiger Auslöser ist das Sinus-cavernosus-Syndrom bei Thrombose des Sinus cavernosus. Als weitere Ursachen kommen in Frage:
- Meningitis
- Verschiedene Infektionen (Syphilis, Lyme-Borreliose) oder auch Sarkoidose
- Aneurysmen, arteriovenöse Fisteln
- Tumoren (an der Schädelbasis oder eingewachsen aus dem Nasopharynx)
- Erhöhter Hirndruck (idiopathische intrakranielle Hypertension, Wernicke-Korsakow-Syndrom, etc.)
- Traumata (u.a. auch im Bereich des Hirnstamms)
Bei Verletzung des Hirnstamms geht die Abduzensparese meist mit Lähmungen weiterer Hirnnerven einher.
Symptome
Es kommt zu ungekreuzten Doppelbildern, deren Abstand beim Blick zur Seite der Lähmung zunimmt. Kompensatorisch kommt es häufig zu einer Drehung des Kopfes in Richtung der geschädigten Seite. Durch die Drehung wird die normalerweise durch den Musculus rectus lateralis vermittelte Abduktion des Bulbus oculi kompensiert und die Doppelbilder reduziert.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Häufig ist die Lähmung nur zeitweise und bessert sich von selbst. Tritt keine Besserung ein, können in manchen Fällen Prismengläser die Doppelbilder reduzieren.
Eine weitere Option ist die Injektion von Botulinumtoxin in den ipsilateralen Musculus rectus medialis, welcher der Gegenspieler des Musculus rectus lateralis ist. Bei Versagen dieser Maßnahmen ist meist eine operative Korrektur des Schielens (Schieloperation) notwendig.
Quellen
- Hopf HC et al.: Erkrankungen der Hirnnerven. 1. Auflage 2006, Thieme
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