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Mycoplasma-Infektion (Geflügel)

Synonym: Mykoplasmose

1. Definition

Mycoplasma-Infektionen bilden eine Gruppe bakterieller Infektionskrankheiten beim Geflügel, die durch verschiedene Mycoplasma-Arten verursacht werden. Aufgrund der Kontagiosität und der hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate haben sie eine große wirtschaftliche Bedeutung.

2. Erreger

Mykoplasmen sind zellwandlose Bakterien der Familie Mycoplasmataceae innerhalb der Klasse Mollicutes. Aufgrund der fehlenden Zellwand erscheinen die Bakterien pleomorph und sind für viele Antibiotika (z.B. Penicilline) unempfindlich. Sie weisen eine geringe Zell- und Genomgröße auf (zwischen 600 und 1.350 kb), weshalb sie nur eine beschränkte Stoffwechselkapazität besitzen und daher auf eine parasitäre oder kommensale Lebensweise angewiesen sind.

Eine Anzüchtung ist nur in komplexen Nährmedien und unter besonderen Bedingungen möglich.

Mycoplasma-Art Pathogenität Vogelart
Mycoplasma anatis sekundär  Ente
Mycoplasma anseris sekundär Gans
Mycoplasma columbinasale sekundär Taube
Mycoplasma columbinum sekundär Taube
Mycoplasma columborale sekundär Taube
Mycoplasma gallinarum sekundär Huhn
Mycoplasma gallisepticum primär  Huhn, Pute, Wachtel, Fasan, Perlhuhn, Finkenvögel
Mycoplasma gallinaceum sekundär  Huhn
Mycoplasma gallopavonia sekundär Pute
Mycoplasma glycophilum sekundär Huhn
Mycoplasma imitans sekundär Ente, Gans, Rebhuhn
Mycoplasma iners sekundär Huhn
Mycoplasma iowae primär Pute, Huhn (?)
Mycoplasma lipofaciens sekundär Huhn
Mycoplasma meleagridis primär Pute, Greifvögel (?)
Mycoplasma pullorum sekundär Huhn
Mycoplasma synoviae primär Huhn, Pute, Perlhuhn
Mycoplasma sturni sekundär Star

Von den angeführten Mycoplasma-Arten haben Mycoplasma gallisepticum und Mycoplasma synoviae von den primär pathogenen Arten die größte Bedeutung. Alle anderen Arten sind nach bisherigem Erkenntnisstand (2021) sekundär pathogen oder sind als Kommensalen anzutreffen.

3. Epidemiologie

Mykoplasmen spielen bei Nutzgeflügeln eine große Rolle, da sie zu zahlreichen Erkrankungen mit großen wirtschaftlichen Schäden führen. Sie können viele Vogelarten befallen, v.a. aber Hühner, Puten, Enten, Gänse und Tauben. Zusätzlich kommen die Erreger bei Wachteln, Fasanen, Perlhühnern, Finkenvögeln, Rebhühnern und verschiedenen Greifvögeln vor.

4. Pathogenese

Die Übertragung von Mykoplasmen erfolgt in der Regel vertikal über Bruteier, wobei auch (artspezifisch) horizontale Infektionen möglich sind.

Der weitere Pathomechanismus hängt maßgeblich von der betreffenden Mycoplasma-Art ab. Die Bakterien zeigen einen unterschiedlichen Tropismus für verschiedene Zielzellen, in denen sie teils schwerwiegende Schäden verursachen. Neben dem Respirationstrakt befallen sie auch den Genitaltrakt, die Gelenke, das ZNS und das Herz. Es kommt zur Ausbildung unterschiedlicher organspezifischer Symptome, zu einer erhöhten embryonalen Mortalität und zu Störungen des Wachstums und der Befiederung sowie Achondroplasien.

Häufig treten auch Mischinfektionen auf, die dann das Krankheitsbild deutlich verkomplizieren und zu einer höheren Morbiditäts- sowie Mortalitätsrate führen.

5. Krankheiten

Zu den bedeutsamsten Mycoplasma-Infektionen beim Geflügel gehören:

6. Differenzialdiagnosen

7. Diagnose

Da die Anzüchtung der Mykoplasmen relativ hohe Ansprüche stellt, erfolgt der direkte Erregernachweis (häufig aus Trachealtupfern) durch eine PCR sowie über kombinierte PCR-DNA-Sondentechniken. Serologische Untersuchungen hingegen werden mit Agglutinationsmethoden (HAH) und ELISA durchgeführt.

8. Therapie

Erkrankte Geflügelbestände werden mit Tetrazyklinen, Enrofloxacin, Tylosin, Tiamulin oder Erythromycin behandelt. Eine vollständige Erregertilgung ist jedoch nicht möglich. Infizierte Bestände sind daher gezielt serologisch und kulturell zu überwachen.

Durch die Behandlung der Bruteier kann eine vertikale Erregerübertragung verhindert werden.

9. Prophylaxe

Die Geflügel-Mykoplasmose kann am effektivsten durch den Aufbau erregerfreie Zuchtbestände bekämpft werden. Hierfür stehen für die unterschiedlichen Mycoplasma-Arten verschiedene Impfstoffe zur Verfügung (z.B. Lebendimpfstoff für Mycoplasma gallisepticum ab der 4. Lebenswoche).

10. Literatur

  • Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
  • Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
  • Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). 2007. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7

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