Aviäre Rhinotracheitis (Geflügel)
Synonym: ART
Englisch: avian rhinotracheitis, turkey rhinotracheitis (TRT)
Definition
Die aviäre Rhinotracheitis, kurz ART, ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Puten und Perlhühnern, aber auch bei anderen Hühnervögeln auftritt und zu respiratorischen Symptomen führt. Im klinischen Sprachgebrauch wird die Erkrankung oftmals auch Rhinotracheitis der Pute genannt.
Ätiologie
Die aviäre Rhinotracheitis wird durch das aviäre Rhinotracheitisvirus (ARTV, auch als aviäres Metapneumovirus bezeichnet) aus der Familie der Paramyxoviridae ausgelöst. Das Virus gehört zum Genus Metapneumovirus und unterscheidet sich durch Morphologie, Proteinzusammensetzung und Genomorganisation von anderen Vertretern der Paramyxoviridae.
Es sind vier verschiedene Serotypen (A, B, C und D) bekannt.
Pathogenese
Die Viruseinschleppung in den Bestand erfolgt vor allem durch infizierte Bruteier (vertikale Virusübertragung) sowie durch erkrankte, zugekaufte Jungtiere (horizontale Virusübertragung). Zudem kommen häufig Ansteckungen durch Gegenstände wie Tränken oder Futter vor. Bei normalem Krankheitsverlauf infizieren sich die Tiere auf Grund des überlasteten Immunstatus sekundär mit Bakterien, was die Prognose verschlechtert. Ohne Sekundärinfektion kann die Krankheit aber innerhalb von 2 Wochen wieder spontan ausheilen.
Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 3 bis 6 Tage.
Klinik
Bei der aviären Rhinotracheitis findet eine schnelle Durchseuchung im gesamten Bestand statt, die unabhängig von Alter oder Immunstatus ist. Mögliche Krankheitszeichen sind seröse bis purulente Sinusitis, Konjunktivitis, Rhinitis und Atemgeräusche sowie schaumiger Augen- und Nasenausfluss. Der Anteil an unpigmentierten, dünnschaligen, deformierten Eiern nimmt zu (wirtschaftliche Relevanz durch ungeeignete Bruteier).
Komplikationen
Eine mögliche Komplikation der aviären Rhinotracheitis bei Hühnern ist das Swollen Head Syndrome (SHS)
Diagnostik
Der direkte Erregernachweis erfolgt durch Abstriche aus Sinus, Larynx, Trachea oder Lunge, mit anschließender Infizierung von Trachealringkulturen von Hühner- oder Putenembryonen, oder mittels Virusisolierung aus Zellkulturen - "VERO" aus Nierenzellen der grünen Meerkatze oder "CER" aus Hühnerembryonen.
Ein Antikörpernachweis kann durch einen Neutralisationstest, Immunperoxidasetest oder indirekten Immunfluoreszenztest sowie ELISA erbracht werden.
Prophylaxe
Die Prophylaxe besteht aus der Verhinderung von Erregerverschleppung und Ausbreitung im Bestand durch Desinfektion. Zudem gibt es sowohl Lebend- als auch Totimpfungen.
Differentialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen müssen sämtliche Erkrankungen mit Beteiligung des Respirationstrakts ausgeschlossen werden.
Therapie
Die Behandlung ist symptomatisch unter Berücksichtigung einer gegebenenfalls vorhandenen sekundären bakteriellen Infektion.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
- Wikipedia. Aviäre Rhinotracheitis (abgerufen am 06.08.2021)