Neutralisationstest
Synonyme: Serumneutralisationtest (SNT), Plaque-Reduktions-Assay
Englisch: microneutralization assay
Definition
Der Neutralisationstest, kurz NT, ist ein in der Mikrobiologie bzw. Infektiologie eingesetztes Verfahren zum Nachweis und zur Quantifizierung von neutralisierenden Antikörpern gegen Infektionserreger im Serum eines Patienten. Es handelt sich um eine Variante des Plaque-Assays.
Anwendung
Bei einigen Viren und Bakterien ist zur Prüfung einer vorhandenen Immunität die Messung von neutralisierenden Antikörpern notwendig. Dies trifft insbesondere auf Polioviren zu. Auch für die Beurteilung des Immunstatus bei FSME, Mumps, Masern, Röteln und Influenza kann der NT herangezogen werden.
Weiterhin kann man den NT für die Virustypisierung (z.B. bei Enteroviren) verwenden. Der CMV-Neutralisationstest wird zur Abgrenzung einer primären von einer rekurrenten Infektion eingesetzt. Er kann auch zur Quantifizierung von bakteriellen Toxinen (z.B. Diphtherietoxin) verwendet werden, gegen die funktionshemmende Antikörper gebildet werden.
Auch in der Veterinärmedizin findet der NT eine Anwendung, z.B. zur Diagnostik des Border-Disease-Virus.
Testprinzip
Im Neutralisationstest wird eine Verdünnungsreihe aus den zu testenden Seren hergestellt. Anschließend wird eine definierte Menge des Virus als Suspension zugegeben und inkubiert. Dabei reagieren die Antikörper der Probe mit dem Virus. Das Gemisch wird auf Zellkulturplatten übertragen und für einen gewissen Zeitraum inkubiert, der sich nach Inkubationszeit des Virus richtet: Während der Test beispielsweise bei CMV nur einen Tag und bei Masern-, Röteln- und Influenzaviren nur zwei Tage dauert, sind bei Polio und Diphtherie fünf Tage nötig.
Anschließend wird die Probenverdünnung ermittelt, die zu einer 50%igen Hemmung der Infektion im Vergleich zu einer nicht mit Antikörpern behandelten Viruskontrolle führt ("Neutralisationstiter").
Für den Neutralisationstest werden meist Virusstämme eingesetzt, die einen zytopathischen Effekt hervorrufen. Dieser bewirkt eine Zelllyse, der sich in der Zellkulturplatte als Lysehof ("Plaque") darstellt. Wird der infizierte Zellrasen fixiert, gefärbt und gewaschen, erkennt man die Plaques als leere, nicht gefärbte Stellen, von denen sich die toten, lysierten Zellen beim Waschen teilweise abgelöst haben. Durch neutralisierende Antikörper wird die Vermehrung der Erreger und somit die Zelllyse jedoch verhindert, sodass die Anzahl an Plaques in einer Zellkultur reduziert wird.
Werden nicht zytopathische Stämme verwendet (z.B. das Border Disease Virus), muss im Anschluss beispielsweise eine Immunfluoreszenz zur Auswertung durchgeführt werden.
Vorteile
- hohe Spezifität
- hohe Sensitivität
Nachteile
- hoher Zeit-, Personal- und Materialaufwand
- schlechte Standardisierbarkeit zwischen verschiedenen Laboren aufgrund unterschiedlicher Testsysteme
Literatur
- Labor Enders, abgerufen am 07.10.2019
- H. Hof, R. Dörries: Medizinische Mikrobiologie, 3. Auflage Stuttgart 2005 ISBN 3-13-125313-4
- Neumeister B, Geiss H, Braun R et al., Hrsg. Mikrobiologische Diagnostik. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2008. doi:10.1055/b-002-19462
- Königshoff M, Brandenburger T, Hrsg. Kurzlehrbuch Biochemie. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. doi:10.1055/b-006-149433
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