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Achondroplasie

Synonym: Chondrodysplasie, Parrot-Kaufmann-Syndrom
Englisch: achondroplasia

1. Definition

Die Achondroplasie ist eine genetisch bedingte Skelettdysplasie mit einer Störung der Knorpel- und Knochenbildung.

2. Epidemiologie

Die Achondroplasie tritt schätzungsweise mit einer Prävalenz von etwa 0,36 bis 0,6 pro 10.000 Geburten auf.[1]

3. Pathogenese

Krankheitsursache ist eine autosomal-dominant vererbbare Mutation des FGFR3-Gens, das auf Chromosom 4 an Genlokus 4p16 liegt. Dabei handelt es sich in über 80 % der Fälle um Neumutationen, die väterlichen Ursprungs sind. Das Risiko für derartige Mutationen steigt mit dem paternalen Alter an.[2]

In bis zu 5 % der Fälle liegt ein elterliches Keimzellmosaik vor, sodass auch bei gesunden Eltern eine gewisse Wiederholungswahrscheinlichkeit (um 1 %) vorliegt.

Das physiologische Genprodukt FGFR3 ist eine Rezeptor-Tyrosinkinase, die verschiedene Fibroblasten-Wachstumsfaktoren bindet. Sie löst mehrere Signalkaskaden aus, welche die Proliferation und Differenzierung von Chondrozyten verlangsamen.[3] Bei den der Achondroplasie zugrundeliegenden Mutationen handelt es sich um Punktmutationen. In den meisten Fällen ist im mutierten Protein das Glycin in Position 380 gegen Arginin ausgetauscht, was zu einer konstitutiven Dimerisierung und Aktivierung des Rezeptors führt. Dadurch wird die Proliferation des Knorpels und die enchondrale Ossifikation beeinträchtigt, was ein gestörtes Knochenwachstum, insbesondere der Röhrenknochen, zur Folge hat.

Betroffene sind in der Regel heterozygot für das erkrankte Allel. Die homozygote Variante ist nicht lebensfähig und unterscheidet sich deutlich in ihrer Schwere. Ursächlich für die Letalität sind eine respiratorische Insuffizienz sowie schwere neurologische Schäden, bedingt durch einen zu kleinen Thorax und Spinalkanalstenosen.[4]

4. Klinik

Eine Achondroplasie führt, bedingt durch frühzeitige Verknöcherung der Epiphysenfugen, zu einem dysproportionierten Kleinwuchs. Betroffene erreichen im Erwachsenenalter eine Körpergröße von etwa 125-130 cm. Charakteristisch sind:

Durch eine anatomische Enge des Wirbelkanals neigen Achondroplasiepatienten zu Wirbelkanalstenosen. Durch Einengung der belüfteten Schädelräume (überschießende Deckknochenbildung) leiden Betroffene zudem vermehrt unter chronischen Infektionen der Atemwege.

5. Diagnostik

Der Gendefekt lässt sich durch eine DNA-Analyse nachweisen. Klinische Untersuchung und typische radiologische Befunde aus Röntgenbildern von Hand, Extremitäten und Becken ergänzen die Diagnostik.

6. Therapie

Seit 2021 ist für Kinder ab 2 Jahren der Arzneistoff Vosoritid zugelassen. Dabei handelt es sich um ein modifiziertes natriuretisches Peptid vom Typ C (CNP). Vosoritid bindet an den Rezeptor B für natriuretische Peptide (NPR-B) und hemmt dadurch das mutationsbedingt hochregulierte FGFR3-Signal. Im Effekt kommt es zu einer verbesserten Proliferation und Differenzierung der Chondrozyten mit einer Zunahme des Längenwachstums.

Darüber hinaus ist die Therapie symptomatisch und umfasst die konservative und bei Bedarf auch operative orthopädische Behandlung von Achsenfehlstellungen der Beine und Wirbelkanalstenosen. Eine Beinverlängerungsoperation nach Abschluss des Wachstums kann unter Umständen einen Körpergrößenzuwachs von 10 bis 20 cm erreichen, ist jedoch ein relativ massiver Eingriff mit nicht zu unterschätzenden Risiken. Eine Substitution von Wachstumshormonen verbessert das Knochenwachstum nur minimal und nicht zuverlässig.

7. Quellen

  1. Waller D.K. et al.: The Population-Based Prevalence of Achondroplasia and Thanatophoric Dysplasia in Selected Regions of the US Am J Med Genet A; 2008
  2. Schaaf und Zschocke. Basiswissen Humangenetik. Kapitel 26.8.1 Achondroplasie, S. 357ff.. 3. Auflage. Springer Verlag. 2018.
  3. Genetics Home References, Eintrag FGFR3 abgerufen am 10.6.2016
  4. Pauli R.M., Legare J.M.: Achondroplasia GeneReviews; 1998
Fachgebiete: Kinderheilkunde

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