Kupfermangel
Synonym: Hypocuprämie
Englisch: copper deficiency
Definition
Bei einem Kupfermangel ist der Bedarf des Körpers an dem Spurenelement Kupfer nicht gedeckt. Liegt der Serumspiegel von Kupfer unter dem Normbereich spricht man von einer Hypocuprämie.
Hintergrund
Kupfer ist ein Bestandteil zahlreicher Enzyme (z.B. Monoaminoxidasen, Ferroxidasen wie Coeruloplasmin, Cytochrom-c-Oxidase, Superoxiddismutase und Dopaminhydroxylase). Es ist auch in Ferroportin enthalten, das am basolateralen Eisentransport der Enterozyten beteiligt ist. Weiterhin hat es eine Funktion bei der Melaninsynthese, der Neurotransmittersynthese und beim Abfangen von Superoxidradikalen sowie bei der Synthese und der Quervernetzung von Elastin und Kollagen.
Hauptnahrungsquellen von Kupfer sind Meeresfrüchte, Leber, Nüsse, Hülsenfrüchte, Kleie und Fleisch. Kupfer wird im Magen und proximalen Jejunum aufgenommen.
Ursachen
Die häufigste Ursache eines Kupfermangels ist ein gastrointestinaler Eingriff (v.a. bariatrische Operationen) oder eine erhöhte Aufnahme von Zink (z.B. durch Nahrungsergänzungsmittel, hohe orale Zinkdosen zur Behandlung von Morbus Wilson oder früher durch zinkhaltige Zahnpasten). Zink führt zu einer gesteigerten Synthese von Metallothionein in den Enterozyten und hemmt die Aufnahme von Kupfer.
Ein nutritiver Kupfermangel ist selten und findet sich bevorzugt bei Frühgeborenen, die mit Milchnahrungen ernährt werden, bei Säuglingen mit Malabsorption oder im Rahmen eines nephrotischem Syndrom.
Genetische Ursachen des Kupfermangels sind:
- Menkes-Syndrom: X-chromosomal vererbte Mutationen im ATP7A-Gen
- Acoeruloplasminämie: seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung mit Mutation im CP-Gen. Zählt zum Spektrum "Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn" (NBIA).
Bei Morbus Wilson führen Mutationen im kupfertansportierenden Gen ATP7B zu einer Kupferakkumulation in Leber und Gehirn, die jedoch aufgrund eines verminderten Coeruloplasminspiegels mit niedrigen oder niedrig normalen Blutwerten einhergeht.
Klinik
Ein Kupfermangel kann zu folgenden Symptomen führen:
- Kupfermangelanämie: refraktär gegenüber einer Eisensupplementation, teilweise auch Neutropenie oder Panzytopenie
- Wachstumsverzögerung
- gestörte Keratinisierung und Pigmentierung der Haare
- Hypothermie
- degenerative Veränderungen im Elastin der Aorta
- Osteopenie
- geistiger Abbau
Hypokuprämieassoziierte Myeloneuropathie
Eine hypokuprämieassoziierte Myeloneuropathie ist ein Krankheitsbild, das der funikulären Myelose sehr ähnlich ist. Häufig finden sich niedrige Spiegel von Kupfer oder Coeruloplasmin. Die meisten Patienten zeigen Parästhesien, Muskelschwäche, Spastik und Gangstörungen. Die Reflexe sind gesteigert, häufig zeigt sich ein positives Babinski-Zeichen. Die Nervenleitungsuntersuchungen ergeben eine axonale sensomotorische Polyneuropathie mit zusätzlicher Myelopathie.
Menkes-Syndrom
Das Menkes-Syndrom ist eine Störung des Kupfermetabolismus mit geistiger Retardierung, Hypocuprämie und verminderter Zirkulation von Coeruloplasmin. Betroffene Kinder versterben meist an einem dissezierenden Aneurysma oder einem Herzriss im Alter von bis zu 5 Jahren.
Acoeruloplasminämie
Bei der Acoeruloplasminämie kommt es zu Eisenüberladung des Gewebes, mentalem Verfall, mikrozytärer Anämie und niedrigen Serumspiegeln für Eisen und Kupfer.
Diagnostik
Die Diagnose eines Kupfermangels wird anhand erniedrigter Serumwerte von Kupfer (< 65 µg/dl) und Coeruloplasmin (< 20 mg/dl) gestellt. Der Kupferserumwert ist während Schwangerschaft und Stresssituationen erhöht, da Coeruloplasmin ein Akute-Phase-Protein ist und 90% des zirkulierenden Kupfers bindet.
Therapie
Bei einem Kupfermangel kann z.B. orales Kupfersulat oder -gluconat (1-3 x 2 mg/d) verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.