Hyperkalzämie
Synonyme: Hyperkalziämie, Hypercalcämie
Englisch: hypercalcemia
Definition
Eine Hyperkalzämie liegt bei einer Erhöhung des Serumkalziums über den Referenzbereich (2,2 bis 2,65 mmol/l) vor.
Ätiologie
Der größte Teil der Hyperkalzämien ist auf maligne Neoplasien (z.B. Knochenmetastasen bei Mammakarzinom, Plasmozytom), Paraneoplasien (durch PTHrP-Produktion) oder einen Hyperparathyreoidismus zurückzuführen. Weitere, aber seltene Ursachen sind unter anderem:
- familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie: Genetisch bedingte, milde Variante mit klinisch milder Symptomatik. Der Parathormonspiegel ist normal bis leicht erhöht. In der Regel nicht behandlungsbedürftig.
- Intoxikation mit Vitamin D oder Vitamin A: Vermindertes Parathormon und erhöhtes Serumphosphat.
- Medikamente: Lithium, Thiazide, Tamoxifen, Teriparatid
- Akromegalie
- Milch-Alkali-Syndrom
- Hyperthyreose
- Phäochromozytom
- Sarkoidose
- Morbus Addison
- Hypophosphatasie
- Immobilisation (Knochenabbau)
- Hyperproteinämie
- Hypophosphatasie
- Azidose
Symptome
Eine Hyperkalzämie wird meistens vor der Ausbildung einer Symptomatik durch Labordiagnostik zufällig entdeckt. Die Hyperkalzämie kann jedoch, wenn sie unentdeckt bleibt, zu einer Reihe von Symptomen führen:
- Herz
- verkürzte QT-Zeit im EKG
- Herzrhythmusstörungen
- Gastrointestinaltrakt
- Übelkeit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Obstipation
- Niere
- Nephrolithiasis (ursachenabhängig)
- Nephrokalzinose
- nephrogener Diabetes insipidus[1] mit Polyurie und Polydipsie
- Nervensystem
- Muskulatur
- Muskelschwäche
- Abnahme der Leistungsfähigkeit
Vorsicht ist bei Patienten geboten, die Digitalisglykoside einnehmen. Die Toxizität von Digitalisglykosiden wird durch eine Hyperkalzämie gesteigert.
Hyperkalzämische Krise
Bei einer raschen Entwicklung über wenige Tage kann sich das Vollbild einer hyperkalzämischen Krise entwickeln. Hyperkalzämische Krisen werden meistens durch Osteolysen bei vorliegenden Knochenmetastasen hervorgerufen.
Die Symptomatik ist akut und besteht aus einer Kombination von:[2]
- Herzrhythmusstörungen (z.B. Asystolie)
- Übelkeit, Erbrechen
- Fieber
- Exsikkose
- Oligurie
- Bewusstseinsstörungen
Diagnostik
Die Diagnostik dient der Fahndung nach der zugrundeliegenden Ursache und umfasst unter anderem die Bestimmung von Parathormon zum Ausschluss eines Hyperparathyreoidismus. Bei Vorliegen von Spontanfrakturen ist das Vorhandensein von ossären Metastasen naheliegend.
Therapie
Die Therapie besteht in der Behandlung der zugrundeliegenden Ursache. Symptomatisch kann das Serumkalzium durch die Steigerung der Ausscheidung gesenkt werden. Dazu hat sich die Gabe eines Schleifendiuretikums in Kombination mit Glukokortikoiden bewährt.
Bei schweren Formen kann die Gabe von Calcitonin eine schnelle Senkung des Calciumspiegels hervorrufen, in Ausnahmefällen muss auf eine Hämodialyse zurückgegriffen werden.
Die Gabe von Bisphosphonaten ist bei Vorliegen von Knochenmetastasen zur Verlangsamung der Osteolysen angebracht.
siehe auch: Hypokalzämie
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 15.02.2021
Quellen
- ↑ Lehnert, Hendrik: "Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel", Kapitel 2: "Hypothalamus und Hypophyse. Thieme Verlag, 2010. Aufgerufen auf: Thieme connect
- ↑ Herrmann et al. Endokrinologie für die Praxis, Thieme Verlagsgruppe, 6. Auflage, 2016