Hämoglobinkonzentration
Abkürzung: Hb
Englisch: hemoglobin concentration
Definition
Die Hämoglobinkonzentration, kurz Hb, ist neben der Erythrozytenzahl und dem Hämatokrit ein wichtiger Laborparameter für die Diagnose und Klassifikation von Anämien. Sie ist Teil des Blutbildes. Gemessen wird der Gehalt von Hämoglobin pro Volumeneinheit Blut. Die Angabe erfolgt in mmol/l, g/l oder g/dl. Die Bestimmung erfolgt in der Regel spektralphotometrisch.
Probenmaterial
Sonderformen
Außer im Vollblut kann die Hämoglobinkonzentration auch nach Zentrifugation im Blutplasma gemessen werden, wenn der Verdacht auf eine intravasale Hämolyse besteht ("Hb im Plasma").
Blutgasanalysegeräte messen bei der Bestimmung der Sauerstoffsättigung teilweise ebenfalls die Hämoglobinkonzentration (Oxymetrie). Bei einfacheren Geräten wird die Hämoglobinkonzentration geschätzt.
Eine nichtinvasive, transkutane Messung der Hämoglobinkonzentration ist seit einiger Zeit ebenfalls möglich. Die Aussagekraft dieser Methode wird momentan (2019) noch kritisch beurteilt.[1]
Die Hämoglobinkonzentration kann außerdem in verschiedenen anderen Körperflüssigkeiten quantitativ oder semiquantitativ gemessen werden:
Referenzbereich
Der Hämoglobinwert ist stark alters- und geschlechtsabhängig. Von der WHO werden folgende Grenzwerte angegeben:
Patientengruppe | g/dl | g/l |
---|---|---|
Männer | 13 - 18 | 130 - 180 |
Frauen | 12 - 16 | 120 - 160 |
Schwangere | 11 | 110 |
Kinder (0,5 bis 6 Jahre) | 11 | 110 |
Kinder (6 bis 14 Jahre) | 12 | 120 |
Hinweis: Referenzwerte sind häufig vom Messverfahren abhängig und können von den o.a. Werten abweichen. Ausschlaggebend sind die Referenzwerte, die vom Labor angegeben werden, das die Untersuchung durchführt.
Umrechnung
Durch Multiplikation der Hämoglobinkonzentration mit dem Faktor 3 erhält man überschlägig den Hämatokrit in %.
Interpretation
Erhöhung bei:
- Exsikkose
- Starkem Rauchen
- Lungenerkrankungen
- Polycythaemia vera (PV)
- Erythropoetin-Doping
- längeren Höhenaufenthalten
- Erythrozytentransfusionen über das Ziel hinaus
Erniedrigung bei:
- akutem oder chronischem Blutverlust
- ungenügender Blutbildung, z.B. durch
- Hämolyse
- Systemischem Lupus Erythematodes (SLE)
- chronischer Niereninsuffizienz
- Morbus Crohn
siehe auch: Anämiediagnostik
Bei raschem, akutem Blutverlust ist die Hämoglobinkonzentration anfangs nicht vermindert, da der Körper keine Zeit hat, das verlorene Volumen zu ersetzen. Dann besteht nur eine Hypovolämie.
Eine normale Hämoglobinkonzentration schließt einen chronischen Blutverlust nicht aus, solange der Verlust durch die Erythropoese kompensiert werden kann. Dies ist leicht zu erkennen, wenn die Retikulozytenzahl bestimmt wird.
Quellen
- ↑ Rice MJ, Gravenstein N, Morey TE: Noninvasive hemoglobin monitoring: how accurate is enough? Anesth Analg. 2013 Oct;117(4):902-7. doi: 10.1213/ANE.0b013e31829483fb. Epub 2013 Jul 10
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