Humanes Herpesvirus 8
Synonyme: Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, KSHV
Definition
Das Humane Herpesvirus 8, kurz HHV-8, ist ein Virus aus der Familie der Herpesviren (Herpesviridae). Es infiziert unter anderem Endothelzellen, dendritische Zellen und Lymphozyten und ist mit dem Kaposi-Sarkom, dem primären Effusionslymphom (PEL) und der Castleman-Krankheit assoziiert.
Taxonomie
- Bereich: Duplodnaviria
- Reich: Heunggongvirae
- Stamm: Peploviricota
- Klasse: Herviviricetes
- Ordnung: Herpesvirales
- Familie: Herpesviridae
- Unterfamilie: Gammaherpesvirinae
- Gattung: Rhadinovirus
- Art: Humanes Herpesvirus 8 bzw. Kaposi-Sarkom-Herpesvirus
- Gattung: Rhadinovirus
- Unterfamilie: Gammaherpesvirinae
- Familie: Herpesviridae
- Ordnung: Herpesvirales
- Klasse: Herviviricetes
- Stamm: Peploviricota
- Reich: Heunggongvirae
siehe Hauptartikel: Virustaxonomie
Epidemiologie
HHV-8 ist in Europa relativ selten. Die Seroprävalenz in der Normalbevölkerung wird mit maximal 3-5 % angegeben.[1] Die Häufigkeit des Antikörpernachweises steigt dabei linear mit zunehmendem Lebensalter. In Europa sieht man HHV-8 vor allem bei Patienten mit Immunsuppression, z.B. bei HIV oder nach Organtransplantationen.
In afrikanischen Ländern südlich der Sahara sowie in manchen Ländern der Mittelmeerregion liegt die Seroprävalenz höher. Dort hatten zwischen 10 und 40 % der Bevölkerung Kontakt mit dem Virus. Regional können jedoch deutliche Unterschiede bestehen.
Morphologie
HHV-8 ist ein 120-150 nm großes, doppelsträngiges DNA-Virus, dessen Genom eine Länge von 165 kb hat. Sein ikosaedrisches Kapsid ist von einer amorphen Proteinschicht umgeben, die als Tegument bezeichnet wird. Außen wird das Kapsid von einer Virushülle aus Lipoproteinen umschlossen, die eine modifizierte Wirtszellmembran darstellt.
HHV-8 gehört zu den Rhadinoviren. Diese Virusgattung zeichnet sich dadurch aus, dass sie zahlreiche Gene ihrer Wirtszellen in das eigene Genom inkorporiert hat. Im Fall von HHV-8 handelt es sich dabei um
- Proteine, die zelluläre Signalwege kontrollieren können, z.B. Analoga von Cyclin D, Interleukin-6, Bcl-2, FLIP und Interferon-regulierenden Faktoren, sowie
- Proteine, welche die DNA-Synthese regulieren, z.B. Dihydrofolatreduktase, Thymidinkinase, Thymidylatsynthetase oder DNA-Polymerase.
Übertragung
HHV-8 wird vermutlich durch Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder Sperma übertragen. Als Übertragungswege kommen Sexualkontakte (orogenital, oroanal), aber auch anderen Formen intensiven Körperkontakts (Küssen, Vorkauen der Nahrung) in Frage.
Infektionsablauf
HHV-8 bindet an Integrin β-3 auf der Zelloberfläche. Es wird anschließend durch Makropinosomen in die Wirtszelle eingeschleust. Im Zytoplasma lösen sich die Virushülle und das Kapsid auf und die Virus-DNA wird freigesetzt.
Klinik
Die Infektion verläuft bei immunkompetenten Patienten weitgehend asymptomatisch. Wie andere Herpesviren verbleibt das Virus jedoch latent in den Wirtszellen, wahrscheinlich sogar lebenslang. Erst im Rahmen einer Immunschwäche wirkt das Virus kanzerogen und es kommt zur Manifestation von HHV-8-assoziierten Erkrankungen. Dazu zählen:
Pathogenese
Im Latenzstadium exprimiert das Virus mehrere Proteine, die in der KLAR-Region (KSHV latency associated region) des Virus kodiert sind. Dazu zählen u.a. das latenzassoziierte nukleäre Antigen (LANA), vFLIP, vCyclin und 12 verschiedene Stränge microRNA.
Sie interagieren mit Signalwegen der Wirtszelle, z.B. dem TGF-β-Signalweg, und mit Tumorsuppressorproteinen. Dadurch destabilisieren sie den Zellzyklus und hemmen die Apoptose der Zelle. Diese Veränderung der Zellabläufe führt auf Dauer zu einer malignen Transformation. Bei den betreffenden Tumorzellen findet sich dann oft virale DNA im Zellkern, ohne im Wirtsgenom integriert zu sein.
Nachweis
Der Nachweis einer HHV-8-Infektion erfolgt in der Regel serologisch durch den Nachweis spezifischer Antikörper gegen HHV-8. Die Virus-DNA lässt sich auch mittels PCR identifizieren und z.B. aus Zellen des Kaposi-Sarkoms gewinnen.
Prophylaxe
Eine Impfung gegen HHV-8 ist zur Zeit (2024) nicht verfügbar.
Literatur
- Dermatologie von C. Garbe und G. Rassner; Springer Verlag
- Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie 8. Auflage von Suerbaum, Burchhard, Kaufmann, Schulz; Springer Verlag
Quellen
- ↑ Schulz TF. KSHV (HHV8) infection. Journal of Infection 2000; 41:125-9.
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