Handelsname: Givlaari®
Givosiran ist ein Arzneistoff zur Behandlung der akuten hepatischen Porphyrie (AHP). Seine Wirkung basiert auf der RNA-Interferenz (RNAi)
Givosiran besitzt die chemische Summenformel C524H694F16N173O316P43S6 und hat eine molare Masse von 1.711 g/mol.
Bei der akuten hepatischen Porphyrie handelt es sich um eine seltene genetische Erkrankung, bei der es aufgrund eines Enzymmangels zu einer Störung der Hämsynthese kommt. Entsprechend fallen vermehrt Häm-Vorstufen (Porphyrine) an und lagern sich in den Geweben ab.
Givosiran ist eine doppelsträngige, kleine interferierende Ribonukleinsäure (siRNA). Sie bewirkt einen Abbau der mRNA von Delta-Aminolävulinatsynthase (ALAS1) in den Leberzellen. Dadurch verringert sich der Blutspiegel der neurotoxischen Zwischenprodukte Aminolävulinsäure (ALA) und Porphobilinogen (PBG), die als wichtigste Faktoren der AHP gelten. Nach rund 3 Monaten verringern sich die Serumspiegel beider Stoffe um über 90 %.
==Pharmakokinetik==
Givorisan wird nach subkutaner Gabe schnell resorbiert und erreicht eine maximale Plasmakonzentration nach 0,5-2 Stunden. Die Plasmaproteinbindung liegt bei über 90 % und das Verteilungsvolumen bei 10,4 Litern.
Nukleasen bauen Givosiran ohne Beteiligung von CYP450-Enzymen zu Oligonukleotiden ab. Die Plasmahalbwertszeit von Givosiran liegt bei 5 Stunden.
==Indikationen==
Givorisan ist indiziert für die Behandlung einer akuten hepatischen Porphyrie (AHP) (v.a. einer akuten intermittierenden Porphyrie) bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren.
Givorisan liegt als farblose bis gelbe Injektionslösung mit 189 mg Givorisan als Natriumsalz vor. Der Arzneistoff wird subkutan in den Bauch oder alternativ in Oberschenkel oder Oberarm injiziert.
==Dosierung==
Givosiran wird einmal monatlich in einer Dosis von 2,5 mg/kgKG verabreicht. Das maximal zulässige Volumen für eine Einzelinjektion beträgt 1,5 ml, sodass ggf. Mehrfachinjektionen notwendig sind.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Bei Givorisan können folgende Nebenwirkungen auftreten:
Givorisan führt zu einer leichten bis mäßig reduzierten Wirksamkeit einiger CYP450-Enzyme in der Leber. Dadurch kann sich die Plasmaexposition entsprechender CYP-Substrate erhöhen, z.B. von:
Givosiran ist kontraindiziert bei einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Inhaltsstoffen.
Des Weiteren sollte Givosiran nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden bei:
Givorisan ist seit November 2019 in den USA und seit März 2020 in Europa zugelassen. Givosiran hat sowohl in den USA als auch in der EU einen Orphan-Drug-Status. Der Vertrieb erfolgt durch Alnylam Pharmaceuticals.
Die Veröffentlichung der Nutzenbewertung von Givorisan wird für Ende 2020 erwartet.[1]
Jede Durchstechflasche Givlaari® kostet 56.425,30 € (Stand 04/20). Die durchschnittlichen Jahrestherapiekosten pro Patienten betragen entsprechend ca. 677.000 €.
Tags: Akute hepatische Porphyrie, Akute intermittierende Porphyrie, Orphan Drug, Porphyrie, RNA-Interferenz, SiRNA
Fachgebiete: Arzneimittel, Genetik, Gentechnik, Innere Medizin
Diese Seite wurde zuletzt am 13. Mai 2020 um 13:24 Uhr bearbeitet.
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