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FlexiPub: Neurologische Diagnostik peripherer Neuropathien: Von der Stimmgabel zur elektrischen Vibrationstestung

Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin

Einleitung

Periphere Neuropathien (PN) umfassen eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen und zu signifikanten sensorischen, motorischen und autonomen Funktionsstörungen führen können. Mit einer steigenden Prävalenz, insbesondere im Kontext von Systemerkrankungen wie Diabetes mellitus, stellen sie eine wachsende Herausforderung für die klinische Medizin dar. Die frühzeitige und akkurate Diagnose ist wichtig, um eine rechtzeitige Therapie einzuleiten, die Progression der Erkrankung zu verlangsamen und irreversible Nervenschäden sowie schwerwiegende Komplikationen wie das diabetische Fußsyndrom zu verhindern.

Ein zentraler Aspekt der neurologischen Untersuchung bei Verdacht auf eine periphere Neuropathie ist die Überprüfung der sensorischen Modalitäten. Unter diesen nimmt die Vibrationsempfindung eine besondere Stellung ein, da sie häufig als eine der ersten Funktionen, insbesondere bei Polyneuropathien, beeinträchtigt ist. Die Untersuchung des Vibrationsempfindens zielt auf die Funktion der myelinisierten Aβ-Nervenfasern und der mit ihnen assoziierten Mechanorezeptoren. Ein gestörtes Vibrationsempfinden kann ein frühes Anzeichen für eine periphere Neuropathie sein.[1] Die Messung der Wahrnehmungsschwelle für Vibrationen (Vibration Perception Threshold, VPT) ist daher ein etablierter und wesentlicher Bestandteil der diagnostischen Abklärung.

Historisch und bis heute ist die 128-Hz-Stimmgabel das archetypische Instrument zur qualitativen Beurteilung des Vibrationsempfindens. Sie ist kostengünstig, ubiquitär verfügbar und schnell einsetzbar, was sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug für das klinische Screening macht. Ihre diagnostische Aussagekraft ist jedoch durch inhärente Limitationen wie mangelnde Quantifizierbarkeit, hohe Untersucherabhängigkeit und eine begrenzte Sensitivität für milde oder beginnende Neuropathien eingeschränkt.

Um diese Schwächen zu überwinden, wurden quantitative sensorische Testverfahren (Quantitative Sensory Testing, QST) entwickelt, allen voran die Pallometrie mittels Geräten wie dem Neurothesiometer oder Biothesiometer. Diese ermöglichen eine quantitative Bestimmung der VPT und bieten somit eine objektivere und reproduzierbarere Methode zur Diagnostik und Verlaufsbeobachtung.[2] Trotz dieses Fortschritts bestehen auch hier Herausforderungen, darunter die Kosten der Geräte, der Zeitaufwand der Untersuchung und eine noch immer nicht vollständig eliminierte Anwenderabhängigkeit.

Angesichts der technologischen Fortschritte im Bereich der Mikroelektronik rücken nun neue Ansätze in den Fokus der Forschung und Entwicklung. Elektrische Vibrationsmethoden, die auf präzise steuerbaren Motoren oder piezoelektrischen Aktuatoren basieren, versprechen, die Lücke zwischen der einfachen Stimmgabel und den etablierten Pallometern zu schließen. Diese Technologien bieten das Potenzial für eine standardisierte, reproduzierbare und sogar multifrequente Testung der Vibrationswahrnehmung, was eine differenziertere Beurteilung ermöglichen könnte.

Dieses Paper verfolgt das Ziel, einen prägnanten Überblick über die Diagnostik peripherer Neuropathien mittels Vibrationsquellen zu geben. Ausgehend von den neurophysiologischen Grundlagen der Vibrationswahrnehmung werden die klassischen und quantitativen Methoden kritisch beleuchtet, ihre jeweiligen Stärken und Schwächen analysiert und miteinander verglichen. Den Schwerpunkt bildet abschließend die Diskussion des Potenzials moderner elektrischer Vibrationsmethoden als alternative oder ergänzende diagnostische Werkzeuge, welche die neurologische Praxis in Zukunft prägen könnten.

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