Meissner-Körperchen
nach dem Anatom und Physiologen Georg Meissner (1829-1905)
Synonym: Meissner-Tastkörperchen
Englisch: Meissner receptor, Meissner's corpuscle
Definition
Meissner-Körperchen sind Mechanorezeptoren der Haut, die leichte Druckempfindungen detektieren. Als Rezeptoren der Oberflächensensibilität sind sie an der Vermittlung des Tastsinns bzw. der Berührungsempfindung beteiligt.
Lokalisation
Meissner-Körperchen sind ausschließlich innerhalb der Leistenhaut lokalisiert. Sie liegen dort im Stratum papillare der Dermis. Die höchste Dichte befindet sich im Bereich der Fingerbeere und der Lippen. In behaarten Hautarealen fehlen Meissner-Körperchen, hier übernehmen ähnlich aufgebaute Haarfollikel-Sensoren ihre Rolle.
Histologie
Meissner-Tastkörperchen sind etwa 20 bis 40 µm breite und 80 bis 150 µm lange, zapfenförmige Rezeptororgane, die mit ihrer Längsachse lotrecht zur Hautoberfläche stehen.[1]
Sie sind nach außen durch eine Bindegewebskapsel (Perineuralscheide) mit Kollagenfasern abgegrenzt, die sie in der Umgebung fixiert. Unter der Hülle aus straffem Bindegewebe befinden sich 5 bis 10 eng aneinander liegende, abgeplattete Schwann-Zellen. Sie sind stapelförmig übereinander geschichtet.
An der Kapsel enden myelinisierte Nervenfasern. Typischerweise wird ein Meissner-Körperchen dabei von nur einem Axon versorgt, seltener von mehreren Axonen. Die Faser behält ihre Myelinscheide beim Eintritt in das Meissner-Körperchen, verliert sie aber im Inneren bereits nach kurzem Faserverlauf. Die Faser verzweigt sich dann im weiteren Verlauf in mehrere Ästchen auf, die zwischen den Schwann-Zellen kleine kolbenförmige Auftreibungen bilden. Diese unmyelinisierten Endstrukturen generieren bei Druckexposition Aktionspotentiale.
Die Zellkörper der Axone von Meissner-Körperchen sind in den Spinalganglien bzw. in den sensiblen Ganglien des Kopfbereichs (z.B. Ganglion trigeminale) lokalisiert. Ein Neuron kann mehrere Meissner-Körperchen versorgen.
Embryologie
Die Entwicklung der Meissner-Körperchen basiert auf dem Wachstumsfaktor BDNF, der an die Rezeptortyrosinkinase TrkB bindet. Ein Knockout von BDNF oder TrkB bei Versuchstieren führt zu einem Mangel an Meissner-Körperchen.[1]
Physiologie
Meissner-Körperchen sind schnell adaptierende Differentialrezeptoren (D-Rezeptoren). Sie messen die Geschwindigkeit eines mechanischen Reizes auf die Haut und werden daher auch als Geschwindigkeitsdetektoren bezeichnet. Ihre Aktionspotentialfrequenz ist proportional der Geschwindigkeit der Reizänderung. Die rezeptiven Felder der Meissner-Körperchen sind sehr klein und ermöglichen ein hohes Auflösungsvermögen. Somit können eng beieinander liegende Reize diskriminiert werden. Das Empfindungsoptimum liegt bei 20 bis 50 Hertz.[2]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Meghan A. Piccinin; Janice Schwartz: Histology, Meissner Corpuscle NCBI Resources, Last Update: October 27, 2018
- ↑ Speckmann et al. Physiologie. Urban & Fischer in Elsevier, 2013