Pallästhesie
Synonyme: Vibrationsempfinden, Vibrationssinn
Englisch: pallaesthesia
Definition
Als Pallästhesie bezeichnet man das Vibrationsempfinden. Diese spezifische Qualität des Tastsinns wird rezeptiv durch die Meissner-Tastkörperchen (niederfrequente Vibration) und die Vater-Pacini-Körperchen (hochfrequente Vibration) vermittelt.
Klinik
In der neurologischen Untersuchung wird die Pallästhesie zur Beurteilung der Tiefensensibilität herangezogen. Die Prüfung erfolgt mittels graduierter Rydel-Seiffer-Stimmgabel (128 Hz), welche die Quantifizierung des Vibrationsempfindens in einem Skalenbereich von 0-8 ermöglicht. Diese wird nach Anschlagen von distal beginnend auf oberflächlich liegende Knochenanteile aufgesetzt. Bei distalen Wahrnehmungsdefiziten wird die Überprüfung nach proximal fortgesetzt:
- Untere Extremität: Großzehe, Malleolen, Tuberositas tibiae, Spina iliaca anterior superior
- Obere Extremität: Processus styloideus radii- bzw. ulnae, Olecranon
- Körperstamm: Sternum
Der Patient hält während der Untersuchung die Augen geschlossen und gibt nach Instruktion des Untersuchers den Zeitpunkt an, zu dem er keine Vibration mehr verspürt. Entsprechend der Angabe kann der Wert auf der Skala bestimmt werden.
Stimmgabel nach Rydel und Seiffer
Störungen
Ein vermindertes Vibrationsempfinden (< 6/8) bezeichnet man als Pallhypästhesie, den kompletten Ausfall als Pallanästhesie (0/8). Beide Störungen treten typischerweise als Folge eines peripheren Nervenleidens (insb. Polyneuropathie) auf, auch in Folge eines Vitamin-B12-Mangels. Seltenere Ursachen sind Rückenmarksläsionen oder supraspinale Störungen im Bereich des Lemniscus medialis oder sensorischen Cortex.
um diese Funktion zu nutzen.