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Fesselgelenkentzündung (Pferd)

1. Definition

Als Fesselgelenkentzündung bezeichnet man verschiedene entzündliche Erkrankungen des Fesselgelenks beim Pferd.

2. Einteilung

Anhand der Ätiologie und des Krankheitsverlaufs unterscheidet man bei Entzündungen des Fesselgelenks folgende Formen:

3. Anatomie

Das Fesselgelenk ist ein Scharniergelenk, das sich zwischen dem Röhrbein und dem Fesselbein befindet. Beim Pferd lässt dieses Wechselgelenk nur Streck- sowie Beugebewegungen zu.

Die Normalstellung beträgt an der Vordergliedmaße ca. 210°, an der Hintergliedmaße etwa 195°. Im Galopp sowie Trab kann das Gelenk auf bis zu 240° gestreckt werden (passiv bis zu 270°), wobei die Beugung bei 160° beschränkt ist.

4. Ätiopathogenese

Aseptische Arthritiden entstehen infolge stumpfer Traumata, wie z.B. Distorsionen und Kontusionen. Verletzungen dieser Art treten bei Fehltritten, Ausrutschen, Stürzen, Hängenbleiben sowie engen Wendungen auf. Gliedmaßenfehlstellungen sowie eine "weiche Fesselung" (Folge einer degenerativen Fesselträger-Desmitis) sind prädisponierend für eine aseptische Fesselgelenkentzündung.

Septische Gelenkentzündungen hingegen entwickeln sich infolge perforierender Wunden oder aus der Umgebung in das Gelenk einbrechender Infektionen (z.B. eitrige Bursitis).

Arthrotische Fesselgelenkserkrankungen (z.B. Fesselgelenkarthrose oder Fesselgelenkschale) gehen häufig aus akuten aseptischen oder septischen Gelenkentzündungen hervor. Durch die Entzündungsprozesse kommt es zu Knorpelschäden, periostalen Reaktionen und der Bildung von Osteophyten. Zusätzlich verursachen artikuläre Frakturen und Fissuren, Osteochondrose sowie fortwährende Über- bzw. Fehlbehlastung eine chronische Entzündung innerhalb des Gelenks, die wiederum die Ausbildung einer Arthrose fördert.

5. Klinik

Das klinische Bild hängt von der Art der Entzündung ab (akut vs. chronisch bzw. aseptisch vs. septisch). Häufig liegt eine deutlich Lahmheit in Kombination mit einem geschwollenen und überwärmten Fesselgelenk vor. Die dorsopalmaren Recessus (medial und lateral neben dem Griffelbeinknöpfchen) treten vermehrt hervor und die aktive Bewegung der Zehengelenke ist deutlich schmerzhaft.

Je nach Dauer und beteiligtem Erreger sind zusätzlich noch systemische Krankheitszeichen (z.B. Fieber, Apathie u.ä.) ausgebildet.

6. Diagnose

Anamnese, klinische sowie orthopädische Untersuchung weisen auf eine Verdachtsdiagnose hin. Um diese zu erhärten, sind diagnostische Leitungsanästhesien durchzuführen, damit man das betreffende Gelenk identifizieren kann. Danach kann eine Gelenkpunktion durchgeführt und die gewonnene Synovia sowohl makroskopisch als auch zytologisch und bakteriologisch beurteilt werden.

Zusätzlich sind Röntgenbilder in mindestens vier verschiedenen Ebenen anzufertigen.

7. Therapie

Die Therapie hängt von der Art der Entzündung ab. Sterile Arthritiden sollten mit Boxenruhe, kühlenden Umschlägen und intraartikulären Injektionen (Glukokortikoide und Hyaluronsäure) behandelt werden. Zusätzlich kann man antiphlogistisch und analgetisch wirksame Medikamente geben, z.B. Phenylbutazon in einer Dosierung von 2,2 bis 4,4 mg/kgKG p.o..

Infizierte Gelenke müssen mitunter mehrmals gespült (Lavage) werden. Weiterhin werden intraartikulär Antibiotika (z.B. Amikacin) appliziert. Zusätzlich sind die Tiere systemisch mit geeigneten Breitspektrumantibiotika abzudecken (z.B. Penicillin 30.000 I.E./kgKG QID und Gentamicin 6,6 mg/kgKG SID i.v. bis zum Vorliegen eines Antibiogramms).

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Literatur

  • Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
  • Nickel R, Schummer A, Seiferle E. 2004. Lehrbuch der Anatomie der Haussäugetiere. Band I, Bewegungsapparat. 8., unveränderte Auflage. Stuttgart: Parey Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-383044149

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09.11.2020, 14:50
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