Endokrinologischer Funktionstest
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Definition
Endokrinologische Funktionstests erlauben die diagnostische Beurteilung von Funktionszuständen endokriner Regelkreise, indem die Spiegel von Hormonen oder Hormonabbauprodukten oder deren Wirkungen im Kontext eines Wirkungsgefüges beurteilt werden. Sie ergänzen auf diese Weise die isolierte Bestimmung basaler Hormonspiegel, die für sich alleine genommen in bestimmten Situationen eine unzureichende Sensitivität und Spezifität aufweisen würde.
Einteilung
Man unterscheidet zwischen statischen und dynamischen Funktionstests.
- Dynamische Funktionstests untersuchen das Übergangsverhalten des Regelkreises nach Verabreichung einer Stör- oder Stellgröße. Sie sind insbesondere für die Beurteilung von Zeitkonstanten und schnellen Reaktionen geeignet. Dynamische Funktionstests werden wieder unterteilt in:
- Belastungtests: Hier wird auf den Regelkreis eine Störgröße geschaltet und die Kapazität des Systems zur Ausregelung dieser Belastung untersucht (Beispiel oGTT).
- Stimulationstests: Sie stimulieren den Regelkreis mit einem Führungssprung, auf den eine Mindestantwort erwartet wird. Sie werden daher vornehmlich zum Ausschluss einer Unterfunktion verwendet (z.B. ACTH-Test, TRH-Test, Pentagastrin-Test)
- Suppressionstests (Hemmtests): Sie untersuchen die bremsende Wirkung eines Istwert-Sprungs und werden daher beim Verdacht auf eine Überfunktion eingesetzt (z.B. Dexamethason-Suppressionstest, Clonidin-Suppressionstest, Kochsalzbelastungstest).
- Statische Funktionstests kommen ohne Testsubstanz aus. Sie untersuchen den Regelkreis im Gleichgewicht, indem sie verschiedene Verhaltensparameter mathematisch zueinander in Beziehung setzen. Die einfachsten statischen Funktionstest berechnen lediglich Quotienten (z. B. Aldosteron-Renin-Quotient oder Insulin-Glukose-Quotient), dies reicht wegen der Nichtlinearität biologischer Wirkungsgefüge jedoch oft nicht aus. Meist bilden sie daher die Ergebnisse in Form von Strukturparametern auf ein Modell des Wirkungsgefüges ab (z. B. HOMA, SPINA, TSH-Index).
Zu den klinischen Funktionstests siehe: Funktionsdiagnostik
Beispiele
Dynamische Funktionstests
- ACTH-Test (Synacthentest)
- Calcium-Stimulationstest
- Captopril-Test
- Clonidin-Suppressionstest
- Clomifen-Test
- C-Peptid-Suppressionstest
- CRH-Test (CRH-Lysin-Vasopressin-Test)
- Carter-Robbins-Test
- Desmopressin-Test
- Dexamethason-Kurztest
- Dexamethason-Langtest
- Durstversuch
- Eisenresorptionstest
- Fastentest (Hungerversuch)
- GHRH-Test
- GHRH-Arginin-Test
- Glucagon-Stimulationstest
- GnRH-Test
- HCG-Stimulationstest
- Hickey-Hare-Test
- Insulin-Hypoglykämie-Test
- Kochsalzbelastungstest
- Globaler Hypophysenstimulationstest
- Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
- Metopiron-Test
- Pentagastrin-Test (Calcitonin-Stimulationstest)
- Phentolamin-Suppressionstest
- Sekretin-Provokationstest
- STH-Suppressionstest
- TRH-Test
- Xylose-Test (D-Xylose-Test)
Statische Funktionstests
Literatur
- Lehnert, Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. (2. Auflage 2010,Thieme)
- Partsch, Sippell, Mönig: Endokrinologische Funktionsdiagnostik. (6. Auflage 2007, Schmidt & Klauing)
- Nawroth, Ziegler: Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel. (1. Auflage 2001, Springer)
- Schäffler, Bollheimer, Büttner, Girlich: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. (2009, Springer Verlag)
- Thomas L.: Labor und Diagnose. (6. Auflage 2005, TH-Books)
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