Dexamethason-Langtest
Synonyme: Hochdosierter Dexamethason-Hemmtest, Liddle-Test
Definition
Der Dexamethason-Langtest ist eine endokrinologische Laboruntersuchung, die nach Diagnose eines Hyperkortisolismus (Cushing-Syndrom) - z.B. anhand des Dexamethason-Kurztests - zur weiteren ätiologischen Differenzierung durchgeführt wird. Die Durchführungsdauer liegt mit etwa 3-4 Tagen höher als die des Kurztests. Insgesamt werden dem Patienten über diese Dauer 8-16 mg Dexamethason verabreicht.
Testprinzip
Der Test basiert darauf, dass die körpereigene Cortisol-Ausschüttung durch von außen zugeführte, starke synthetische Glukokortikoide (z.B. Dexamethason) normalerweise supprimiert (unterdrückt) wird. Ein Abfall des Cortisol-Spiegels weist daher auf einen intakten Regelkreis hin. Fällt der Cortisol-Spiegel nicht ab, ist die Cortisol-Ausschüttung vom Regelkreis entkoppelt. Die Dauer bis zum Abfall des Cortisol-Spiegels lässt Schlüsse auf die Ursache des Hyperkortisolismus zu.
Durchführung
Der Dexamethason-Langtest wird in verschiedenen Varianten durchgeführt. Die nachfolgenden Schemata sind 2 Beispiele. Im Zweifelsfall sollte man dem vom Labor vorgegebenen Schema folgen.
Tag | Zeitpunkt | Maßnahme |
---|---|---|
1 | 8.00 Uhr* | Blutentnahme für Basalwert, Serumcortisol- und ACTH-Bestimmung, Beginn 1. Sammelintervall 24-Stunden-Urin |
1 | 9.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
1 | 15.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
1 | 21.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
2 | 3.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
2 | 8.00 Uhr | Beginn 2. Sammelintervall 24-Stunden-Urin |
2 | 9.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
2 | 15.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
2 | 21.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
3 | 3.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
3 | 9.00 Uhr* | Blutentnahme nach Suppression, Serumcortisol- und ACTH-Bestimmung |
Tag | Zeitpunkt | Maßnahme |
---|---|---|
1 | 8.00 Uhr* | Blutentnahme für Basalwert, Serumcortisol-Bestimmung (SC) |
1 | 23.00 Uhr | Gabe von 2 mg Dexamethason p.o. |
2 | 8.00 Uhr* | Blutentnahme mit SC: 1. Suppressionswert |
2 | 23.00 Uhr | Gabe von 4 mg Dexamethason p.o. |
3 | 8.00 Uhr* | Blutentnahme mit SC: 2. Suppressionswert |
3 | 23.00 Uhr | Gabe von 6 mg Dexamethason p.o. |
4 | 8.00 Uhr* | Blutentnahme mit SC: 3. Suppressionswert |
* nüchtern
Interpretation
Die regelrechte Suppression (Abfall des Cortisolspiegels unter 3 µg/dl) schließt ein Cushing-Syndrom mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Bei einem Schema mit Cortisolmessungen über mehrere Tage kann der Test in diesem Fall abgebrochen werden.
Eine zeitlich verzögerte Suppression kann ein Hinweis auf eine Störung der hypophysär-hypothalamischen Achse sein und erfordert weitere Abklärung. In mehr als 90% der Fälle kommt es bei einem zentralen Cushing-Syndrom zur Suppression des Ausgangswertes um mindestens 50%.
Ein über die Testdauer andauerndes Ausbleiben der Suppression deutet auf eine autonome ACTH- oder Cortisol-Produktion (z.B. im Rahmen eines Tumors) hin und erfordert ebenfalls eine weitere Abklärung unter Einbeziehung der ACTH- und Cortisol-Basalwerte.